Automobilindustrie:Neue Hallen

Die Hersteller und Zulieferer in der Automobil­industrie gehören zu den wichtigsten Nutzern von Logistik­immobilien. Warum der Platzbedarf enorm gestiegen ist.

Von Bärbel Brockmann

Autokäufer haben sich inzwischen daran gewöhnt, aus einer immer größeren Modellvielfalt wählen zu können. Und hat man sich erst einmal für ein Modell entschieden, geht das Aussuchen weiter. Längst beschränkt es sich nicht mehr auf die Lackfarbe oder auf Extras wie Navigationsgerät oder LED-Licht. Die Hersteller bieten für immer mehr Teile verschiedene Variationen an, vom Motor bis zu den Zierleisten im Innenraum.

Die Variantenvielfalt hat zur Folge, dass heute viel mehr unterschiedliche Teile in einer Autofabrik verbaut werden als noch vor zehn Jahren. Und das hat erhebliche Auswirkungen auf die Lagerhaltung. Mehr Teile, die gleichzeitig verfügbar sein müssen, bedeutet zunächst einmal mehr Fläche, auf der sie gelagert werden können. Das bedeutet auch, dass mehr Platz für Ersatzteile geschaffen werden muss. Der Platzbedarf steigt überdies auch, weil in den Hallen immer mehr komplexe Teile vormontiert werden. "Die Autoindustrie ist heute nach E-Commerce der größte Verbraucher von Logistikimmobilienflächen", sagt Andreas Fleischer, Deutschlandchef des britischen Logistikimmobilienentwicklers Segro.

Da die großen Autobauer die Logistik längst an Dienstleistungsunternehmen ausgelagert haben, müssen die zusehen, wie sie an Flächen kommen, die nah am Werk sind. Denn bei der punktgenauen Belieferung der Produktion darf es keine Staus geben. Doch Kommunen geben nur zögerlich Flächen frei, und auch lieber an die Autobauer als an ihre Dienstleister. Denn Logistiker brauchen zwar viel Fläche, beschäftigen in ihren Hallen aber vergleichsweise wenig Personal. "Es wäre daher hilfreich, wenn die Autobauer und ihre Logistikdienstleister die Flächenfrage gemeinsam angingen", sagt Kuno Neumeier, Geschäftsführer des auf Logistik- und Industrieimmobilien spezialisierten Beratungsunternehmens Logivest. Erste Ansätze für ein gemeinsames Ansiedlungsmanagement gebe es schon. Dennoch: In manchen Gegenden, etwa im Großraum München, werde das nicht reichen.

Einen Ausweg sieht Neumeier darin, mehrgeschossig zu bauen. Bisher gibt es das in Deutschland kaum - aus Kostengründen, und weil sich Hallen mit mehreren Etagen und dazu notwendigen Rampen später einmal schlechter an andere Nutzer weitervermieten lassen. Dennoch wird man wahrscheinlich nicht um sie herumkommen. Das hat sich inzwischen auch unter den meisten Investoren in Logistikhallen herumgesprochen. "Der Wille, in mehrgeschossige Hallen zu investieren, ist mittlerweile da", beobachtet Neumeier.

Noch ist allerdings unklar, welche Auswirkungen die Elektromobilität auf die Logistikimmobilien haben wird. Elektroautos bestehen aus viel weniger Teilen, sie haben beispielsweise keinen Auspuff und auch kein Getriebe. "Es wird auf jeden Fall Verschiebungen geben, aber die Autoindustrie wird weiter eine hohe Flächennachfrage auslösen", sagt Fleischer von Segro. Das liegt auch an den guten Wachstumsaussichten. Die Unternehmensberatung McKinsey schätzt, dass sich der Weltumsatz der Autobranche bis zum Jahr 2030 auf 6,6 Billionen Dollar fast verdoppeln wird.

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