Auslandsimmobilien:Geliebtes Ausland

Mehr als eine Million Deutsche gönnen sich ein Domizil in einer Urlaubsregion, Hunderttausende sind noch auf der Suche: Welche Länder die Deutschen als dauerhafte Adresse wählen.

Andreas Remien

Nach dem Urlaub grassiert das Fernweh. In der rauen Realität angekommen, denken viele Urlauber mit Sehnsucht an Strand, Meer und mediterranes Lebensgefühl zurück. Wenn sich die Auswanderungsgedanken im Kopf zwar breit machen, der Mut zum letzten Schritt aber fehlt, finden viele Deutsche eine elegante Zwischenlösung: Sie kaufen eine Ferienimmobilie und schaffen sich dort eine zweite Heimat, wo die meisten anderen in Hotels gastieren.

Mehr als eine Million Deutsche gönnen sich ein Domizil in einer Urlaubsregion, Hunderttausende sind auf der Suche. Laut einer Emnid-Umfrage träumen rund zwei Drittel der Bundesbürger von einem Ferienhaus im Ausland. "Das Interesse steigt weiter an", sagt Peter Schöllhorn, Vorstand der Deutschen Schutzvereinigung Auslandsimmobilien.

An den Vorlieben hat sich in den vergangen Jahren nur wenig geändert: Obwohl Spanien an Anziehungskraft eingebüßt hat, rangieren die iberische Halbinsel, die Balearen und die Kanaren noch immer ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Weil das Angebot an den Küsten knapp wird, erschließen Bauherren zunehmend Grundstücke im Landesinneren.

"Neben Spanien gehören Italien und Frankreich zu den großen drei Wunschzielen", sagt Peter Schöllhorn. Länder wie Griechenland, Kroatien oder die Türkei werden zwar zunehmend beliebter, bleiben aber weiterhin Nischenmärkte.

Vor allem die weniger zahlungskräftigen Kaufinteressenten schauen sich zunehmend abseits der klassischen Lagen um. Denn seit Jahren ziehen die Immobilienpreise in den Urlaubsregionen kräftig an.

Die Märkte in Italien und Spanien sind überhitzt, selbst Großbritannien und Frankreich verbuchen zweistellige Steigerungsraten. Oftmals sind ausländische Interessenten bereit, sich für den Traum von der Immobilie im Ferienparadies zu verschulden.

Die Banken haben mit einer großzügigen Kreditvergabe die Nachfrage noch beflügelt. Weil die Zinssätze in den meisten Ländern jedoch variabel sind, könnte bei einer Trendwende manchem Käufer das Geld ausgehen.

Ob und wann die Immobilienblase platzen wird, können die Experten nur vermuten. "Wir haben die Hoffnung, dass eine Beruhigung einsetzt", sagt Bernhard Dietrich von der Bundesgeschäftsstelle der Landesbausparkassen (LBS), "Preissteigerungen von mehr als zehn Prozent sind jedenfalls nicht mehr zu erwarten."

Ein Objekt für Spekulanten oder Kapitalanleger ist die Ferienimmobilie ohnehin nicht. "Unter Renditegesichtspunkten lohnt sich ein Kauf in aller Regel nicht", sagt Bernhard Dietrich, "der Gewinn liegt in der Freude über das Haus oder die Wohnung." Steuerliche Vorteile dürfen sich Käufer nicht erwarten, und mit Mieteinnahmen lassen sich oft allenfalls die laufenden Kosten decken.

Auch deshalb sind deutsche Banken bei der Finanzierung von ausländischen Objekten sehr zurückhaltend. Die Kreditinstitute finanzieren Ferienimmobilien oft nur dann, wenn der Kunde Sicherheiten in Deutschland vorweisen kann. Wegen der hohen Verfahrenskosten lohnt sich das Auslandsgeschäft mit dem Privatkunden für die Banken meist nicht.

Bausparkassen dagegen vermitteln Objekte aus dem eigenen Portfolio und helfen auch bei der Finanzierung, die allerdings teurer ausfällt als bei einer vergleichbaren Immobilie im Inland.

Einen gängigen Weg, das eigene Traumhaus zu finden, gibt es jedoch nicht. Die meisten gehen selbst auf Immobiliensuche. "Hier erweist sich zunehmend das Internet als sehr praktische Informationsquelle. Das Netz ist voll von Angeboten. Interessenten sollten sich gründlich über die Lage und die üblichen Preise informieren", rät Peter Schöllhorn.

Eine gründliche Vorbereitung ist wichtig, denn die gesetzlichen Regelungen und Geschäftspraktiken unterscheiden sich zum Teil erheblich von den in Deutschland üblichen Verfahren. Auch innerhalb der EU sind Eigentums-, Kauf- und Erbrecht nicht annähernd harmonisiert - auf dem Weg zum Ferienhaus lauern daher so manche Fallstricke.

Anders als in Deutschland, wo für die Besiegelung eines Immobiliengeschäfts ein Notar hinzugezogen werden muss, reicht in vielen Ländern wie Spanien oder Frankreich bereits eine formlose Unterschrift. Ungewohnt sind auch die Kosten, die häufig über den hier üblichen Sätzen liegen. Während in Deutschland etwa nur 3,5 Prozent Grunderwerbssteuer anfallen, kassiert der Fiskus in Spanien zwischen sechs und sieben Prozent.

Für böse Überraschungen sorgen immer wieder auch Verkäufer, die Schwarzbauten auf dem Markt anbieten. "Interessenten sollten sich vor dem Kauf daher alle erforderlichen Dokumente zeigen lassen", sagt Peter Schöllhorn. Ist die Immobilie ohne Genehmigung gebaut, muss zwar nicht immer gleich ein Abriss drohen - Ärger und Kosten stehen aber in jedem Fall ins Haus.

Manchmal verlieren Käufer von allein die Lust an der Ferienimmobilie, einige unterschätzen die laufenden Kosten, andere sehen sich an ihrem Domizil satt und wollen ihren Urlaub wieder an anderen Orten verbringen. Ein spontaner Entschluss aus einer Urlaubslaune heraus kann sich auch schnell als Fehlentscheidung herausstellen. "Die wichtigste Regel beim Kauf einer Ferienimmobilie ist, sich viel Zeit zu nehmen", sagt Peter Schöllhorn, "die Suche nach dem Traumhaus darf man eben nicht mit Urlaub verwechseln."

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