Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen:29,2 Milliarden Euro für Medikamente

Pillen und Tabletten

29,2 Milliarden Euro hat die GKV 2012 für Medikamente ausgegeben.

(Foto: Matthias Hiekel/dpa)

Der Arzneimittel-Atlas 2013 zeigt, dass die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Medikamente konstant geblieben sind - das könnte sich kommendes Jahr schlagartig ändern.

Es könnte die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm sein. Ende des Jahres läuft der Pharma-Zwangsrabatt aus. 2014 könnte für die gesetzlichen Krankenkassen also richtig teuer werden. Doch erst mal wurde heute in Berlin der Arzneimittel-Atlas 2013 vorgestellt, der auf mehr als 400 Seiten darlegt, welche und wieviele Pillen die Deutschen gegen was schlucken. Die jährliche Erhebung führt der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) durch.

29,2 Miliarden Euro gab die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im vergangenen Jahr für Medikamente aus, 200 Millionen Euro mehr als 2011. In Bayern wird deutschlandweit am wenigsten für Arzneimittel pro Versicherten ausgegeben, in Mecklenburg-Vorpommern am meisten. Generell liegen die Ausgaben in Ostddeutschland deutlich höher als in Westdeutschland. Das dürfte vor allem damit zu tun haben, dass in Ostdeutschland überdurchschnittlich viele ältere Menschen leben.

Am stärksten stiegen die Ausgaben bei der Behandlung von Multipler Sklerose, gefolgt von Erkrankungen des Immunsystems wie rheumatoider Arthritis. Außerdem wurden besonders häufig Medikamente gegen Bluthochdruck und säurebedingte Magen- und Darmerkrankungen verschrieben. Der Verbrauch von Medikamenten gegen HIV und Hepatitis C stieg ebenfalls an.

Sparen bräuchte die GKV nicht, sagte vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer: "Es gibt keinen ökonomischen Anlass der gesetzlichen Krankenkassen, Patienten bessere Therapieoptionen unter Verweis auf die Ausgabensituation vorzuenthalten." Fischer versprach, dass die Pharmaunternehmen bis 2017 mehr als 110 Krankheiten besser behandelbar machen wollten.

Ab 2014 könnte die Ausgabensituation der GKV allerdings ganz anders aussehen. Dann müssen die Pharmaunternehmen keine 16 Prozent Nachlass mehr auf erstattungsfähige Arzneimittel geben. Diese Regulierung war 2010 in Erwartung desolater GKV-Finanzen von der Regierung eingeführt worden. Inzwischen betragen die Finanzpolster der Kassen jedoch mehr als 27 Milliarden Euro. Dagegen hatten sich die Pharmahersteller mehrmals heftigst gewehrt. So hatte Fischer im Tagesspiegel gesagt: "Es lässt sich keine Notlage erkennen, die einer Stabilisierung durch die Pharmaindustrie bedürfte."

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