Ausblick:Hamburgs teuerste Dachwohnung

Ausblick: Wohnen mit Ausblick in der Hamburger Elbphilharmonie. Die Vermarktung der 120 bis 380 Quadratmeter großen Wohnungen hat schon vor einem Jahr begonnen.

Wohnen mit Ausblick in der Hamburger Elbphilharmonie. Die Vermarktung der 120 bis 380 Quadratmeter großen Wohnungen hat schon vor einem Jahr begonnen.

(Foto: Hamburg Marketing GmbH / AP Image)

In der Elbphilharmonie entstehen in den oberen Stockwerken 45 Luxusbehausungen. Der Kaufpreis liegt im Minimum bei 14000 Euro pro Quadratmeter.

Von Sabine Richter

Der Käufer einer Wohnung in Hamburgs Elbphilharmonie bekommt zu seinem Investment allerlei prestigeträchtige Beigaben dazu: Den denkbar kürzesten Weg zu einer hochkarätigen Konzertveranstaltung, einen spektakulären Ausblick über Stadt und Hafen und den imageträchtigen Vorzug, eine der teuersten Wohnungen der Stadt zu besitzen, die auch noch im künftigen Wahrzeichen Hamburgs liegt.

Das Konzerthaus im neuen Stadtteil Hafencity, das auf einem historischen Kaispeicher entsteht, beherbergt nicht nur zwei Konzertsäle (2100 und 550 Plätze) und ein Studio (170 Plätze), sondern auch ein Hotel und in den Stockwerken elf bis 26 zudem 45 Wohnungen. Durch eine separate, streng vom Konzertbereich getrennte Erschließung soll die Privatsphäre der Bewohner gewährleistet sein.

Die Vermarktung der 120 bis 380 Quadratmeter großen Wohnungen hatte im Dezember 2014 begonnen. Wie es in der Branche heißt, kümmern sich die Vorstände der Immobilien AG Quantum, Frank Gerhard Schmidt und Philipp Schmitz-Morkramer, persönlich um den Verkauf, lassen sich allerdings dabei von der Maklerfirma Engel & Völkers unterstützen. Die Hansestadt selbst hat keinen Einfluss auf die künftigen Bewohner.

Eigentümerin der Wohnungen ist die Skyliving KG, die Quantum sowie der Hochtief Construction AG gehört. Die Kosten für den Wohnungsbau in der knapp 800 Millionen Euro teuren Elbphilharmonie werden mit 40 Millionen Euro beziffert.

In der Hansestadt gibt es ein großes Angebot an erstklassigen Objekten in prominenten Lagen

Über Kaufpreise wird ebenso wenig gesprochen wie über den Vermarktungsstand, und die Frage, wer sich für die Wohnungen interessiert oder schon gekauft hat, wird schon gar nicht beantwortet. Man wolle nicht in das Fahrwasser von Planungschaos und Kostensteigerung geraten, die mit dem Bau des Konzerthauses verbunden seien, sagt die Pressesprecherin und wirbt um Verständnis dafür, dass alles "top secret" sei, zumindest bis demnächst die erste Musterwohnung fertiggestellt ist. Vielleicht soll aber auch nur die Spannung steigen.

In den lokalen Medien halten sich hartnäckig Quadratmeterpreise von 35 000 Euro für die Wohnung an der Spitze von Hamburgs neuem Prestigebau. Das wäre deutschlandweit ein absoluter Rekord für eine innerstädtische Wohnung. Was Hamburger Luxuswohnungen betrifft, waren 20 000 Euro pro Quadratmeter bisher eine absolute Schallgrenze.

Die scheinen nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung zwar hier durchbrochen zu werden, aber wohl nicht in der vermuteten Dimension. Danach geht es mit 14 000 Euro pro Quadratmeter in der 14. Etage los. Je höher, desto teurer: Eine Dreizimmerwohnung im 20. Obergeschoss mit West-Südwest-Ausrichtung und 165 Quadratmetern Größe wird für 3 850 000 Euro angeboten, das sind gut 23 300 Euro pro Quadratmeter. Wohlgemerkt sind das Angebotspreise.

"45 Luxuswohnungen in dieser Größenordnung lassen sich nicht so ohne Weiteres an den Mann bringen, das ist schon eine beachtliche Aufgabe", sagt Susanne Gentz, beim Immobilienberater JLL verantwortlich für Wohninvestments. Dafür sorge schon das große Angebot an erstklassigen Objekten in prominenten Lagen, die in der jüngeren Vergangenheit auf den Markt gekommen seien. Dazu gehören die luxuriösen Wohntürme Marco-Polo-Tower mit den bisher teuersten Wohnungen der Stadt und der nicht minder edle "Kristall". Beide bieten Weitblick über Hafen und Elbe. Und das Angebot im obersten Segment steigt weiter. An der Alster baut die Schweizer Peach Property Group das H 36 zu Quadratmeterpreisen von 7400 bis 16 000 Euro. Und im Hafen wird das Gebäude Freeport innerhalb der Intelligent Quarters von Strabag Real Estate und ECE 46 Wohnungen mit Wasserblick bieten.

Im November soll die über 4000 Quadratmeter große Plaza eröffnet werden

Der vermögende, eher konservative Hamburger dürfte die traditionellen, guten Lagen an Alster und Elbe, die ihre Werthaltigkeit in der Vergangenheit unter Beweis gestellt haben, bevorzugen, meint Gentz. Deshalb sieht sie als potenzielle Käufer eher vermögende Ausländer, die ein einmaliges Prestigeprojekt suchen und sich deshalb für das international eher unbekannte Hamburg entscheiden, oder auch gut verdienende Heimkehrer aus dem Ausland, die an hohe Preise gewöhnt seien. Auf jeden Fall sei dies ein typisches Eigennutzerprojekt: "In Hamburg sind keine Mieten zu erzielen, die eine nennenswerte Rendite ermöglichen." Das Wertsteigerungspotenzial sieht Gentz angesichts der hohen Einstiegspreise auf absehbare Zeit eher begrenzt. So sollen auch noch reichlich Wohnungen im Angebot sein. Allerdings wird hier in der Tat Außergewöhnliches geboten, neben dem Weitblick eine repräsentative Lobby, angeschlossener Concierge-Service und allerfeinste Ausstattung.

Und jede Wohnung ist ein Unikat. Nicht nur die Größe, auch jeder Grundriss ist nur ein Mal vorhanden. Einmalig dürften auch die markant geschwungene Dachkonstruktion und die gläserne Fassade aus 1000 Elementen sein, die je nach Sonnenstand in kühlen Silberblautönen oder in warmen Goldnuancen schimmert. Ein wahrer Luxus sind in der chronisch parkplatzknappen Hafencity auch die 85 Stellplätze in der Tiefgarage. Für die spektakuläre Architektur der Elbphilharmonie zeichnet das Büro Herzog & de Meuron verantwortlich, für die Innenarchitektur der Wohnungen Citterio & Partners.

Noch befinden sich die Wohnungen allerdings im Rohbau. Wann ein Käufer einziehen kann, hängt von der Fertigstellung des ganzen Projekts ab. Offizieller Eröffnungstermin der Elbphilharmonie ist der 11. und 12. Januar 2017. Angesichts des Bau- und Planungschaos in der Vergangenheit bleiben jedoch Restzweifel. Ursprünglich sollte die Eröffnung ja schon im Jahr 2010 sein, als Baukosten waren damals 77 Millionen Euro statt nun knapp 800 Millionen veranschlagt. Bereits im November 2016 soll aber die über 4000 Quadratmeter große Plaza, die auf 37 Meter Höhe einen schönen Blick auf die Stadt und den Hafen bietet, für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

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