Süddeutsche Zeitung

Ausbildungsversicherung:Lieber selbst sparen

Für die Ausbildung der Kinder vorzusorgen ist angesichts von Kosten in fünfstelliger Höhe sicherlich sinnvoll. Von Ausbildungsversicherungen ist aber eher abzuraten.

Matthias Autenrieth

Mangelnden Einfallsreichtum kann man der Versicherungswirtschaft nicht vorwerfen. Für oder gegen fast jede erdenkliche Eventualität gibt es eine entsprechende Police. Um die Verbraucher für die Produkte zu interessieren, setzen die Versicherer oft auf deren Sorgen - so auch bei der sogenannten Ausbildungsversicherung.

Hier wird Eltern und Großeltern aufgezeigt, wie teuer eine Ausbildung oder ein Studium werden kann - insgesamt zwischen rund 35.000 und 60.000 Euro. Glücklicherweise gibt es ja eine Versicherung, mit deren Hilfe diese Kosten geschultert werden können - die Ausbildungsversicherung.

Diese funktioniert folgendermaßen: Für das Kind wird ein Versicherungsvertrag abgeschlossen, in den regelmäßig eingezahlt wird. Die Laufzeit des Vertrages liegt meist in der Größenordnung von 18 bis 25 Jahren. Zum Ende der Laufzeit bekommt der Begünstigte, also das Kind, einen festgelegten Betrag ausgezahlt. Stirbt derjenige, der den Vertrag abschließt, während der Laufzeit, sind keine weiteren Beiträge mehr nötig, der Vertrag läuft weiter bis zur Auszahlung der garantierten Summe.

Magere Rendite und fehlende Flexibilität

Denkt man sich die Kategorisierung als "Ausbildungsversicherung" und Produktnamen wie "Biene Maja" einmal weg, so stellt sich die Versicherung als eine Sonderform der Kapitallebensversicherung heraus - mit deren Schwierigkeiten wie lange Laufzeiten und hohe Kosten.

Wie andere Spielarten der Kapitallebensversicherung sehen Verbraucherschützer die Ausbildungsversicherung dann auch mehr als kritisch. Brigitte Mayer, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Hessen, erklärt warum: "Versichert wird hier nicht das Kind, sondern derjenige, der die Versicherung abschließt. Wenn dies die Großeltern sind, ist das zu versichernde Risiko aufgrund des Alters recht hoch." Damit wird die Police teuer, die ohnehin nicht üppige Rendite sinkt weiter.

"Der extremste Fall war ein 70jähriger, der eine solche Versicherung für sein Enkelkind abschließen wollte. Die Rendite bei diesem Vertrag lag bei minus zwölf Prozent", sagt Mayer. Aber auch wenn die Eltern den Vertrag abschließen, bewegen sich die Renditen auf Sparbuchniveau.

Neben der mageren Rendite hat Mayer noch einen weiteren Kritikpunk - die fehlende Flexibilität. Wenn nämlich die Versicherung aus irgendeinem Grund nicht weitergeführt werden kann, ist der Rückkaufwert gering, ein Großteil des Geldes geht verloren. "Wesentlich effektiver ist es daher, das Geld zu einem ordentlichen Zins anzulegen", empfiehlt Mayer, deren Urteil über die Ausbildungsversicherung so knapp wie harsch ausfällt: "Die ist höherer Unsinn".

Wichtig sei die Absicherung existenzieller Risiken. Geldanlagen könnten häufig besser und flexibler über Anlageprodukte von Banken getätigt werden.

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