Augsburger Patrizia in München:"Wir sind Lebensraum-Provider"

Lesezeit: 7 min

Als ob es nicht reiche, dass der Aktienkurs seit dem Börsengang im März 2006 von 18,50 auf unter elf Euro abgesackt ist und sich Patrizia-Mitarbeiter von Kunden fragen lassen müssten, was denn los sei mit ihrer "Company". Zum Kursverfall sagt Egger, dass sein Unternehmen zu Unrecht "in Sippenhaft" genommen werde nach dem Ende des weltweiten Immobilien-Hypes. Nun auch noch nörgelnde Mieter in München, Deutschlands heißestem Immobilienmarkt und Hauptaktionsfeld der Augsburger.

Kann es sein, dass sich die Patrizia übernommen hat? "Man könnte fast meinen", mutmaßt Beatrix Zurek, Vorsitzende des Mietervereins, "dass die zu wenig Leute haben für die vielen Wohnungen." Die Gesamtzahl der Patrizia-Wohnungen ist seit 2005 von 1500 auf 12.500 gewachsen, allein vor einem Jahr kaufte man innerhalb weniger Wochen 9500 Wohnungen und damit an die 20.000 Bewohner, die verwaltet werden wollen.

"Am meisten Mist"

Die Mitarbeiterzahl aber ist in den vergangenen beiden Jahren nur von 230 auf 280 gestiegen. Ist das der Grund für das mitunter unprofessionelle Agieren? Nein, beteuert Egger, überfordert fühle man sich nicht, schließlich habe man vorher auch schon so viel verwaltet, wenn auch für Auftraggeber wie die Deutsche Annington.

Dennoch, Asset-Manager Faltermeier kündigt sofortiges Reagieren an angesichts der unguten Stimmung in München: Eine Telefon-Hotline wolle man schalten, immer erreichbar, und eine ohnehin geplante Zufriedenheitsbefragung der Münchner Patrizia-Mieter wolle man vorziehen. Intern arbeitet man, verrät Egger, zudem an einem Anti-Pannen-Programm mit dem Arbeitstitel "Shit happens". Unzulänglichkeiten wurmen die Patrizia-Chefs, doch zweifeln lässt es sie nicht. "Privatisieren kann niemand besser als wir", sagt Faltermeier, und Wolfgang Egger meint: "Das beste Pferd im Stall macht am meisten Mist."

In der Fuggerei müssen die Bewohner, als Gegenleistung fürs günstige Wohnen, dreimal täglich für die Seele ihres Wohltäters, des Bankiers und Industriellen Jakob Fugger, beten. Dass die Mieter des Real-Estate-Industriellen Wolfgang Egger in Ludwigsfeld das dereinst tun, ist eher unwahrscheinlich. Aber mit Dankbarkeit rechnet er schon, wenn alles saniert ist. "Wir sind froh, dass es passiert ist", werden sie sagen. Glaubt Egger.

Zur SZ-Startseite