Arzneimittel-Report:Bittere Pillen

Erst krank, und dann auch noch horrende Kosten: Im vergangenen Jahr sind die Preise für Medikamente gestiegen- bei Arzneien gegen Rheuma und Krebs sogar drastisch.

Guido Bohsem, Berlin

Die größte deutsche Krankenkasse Barmer/GEK hat den ungebremsten Anstieg der Ausgaben für Arzneimittel angeprangert. Insbesondere neue Spezialmedikamente gegen Krebs und Rheuma hätten 2009 die Kosten für die Krankenversicherer im Vergleich zum Vorjahr deutlich in die Höhe getrieben, sagte der stellvertretende Vorstandschef, Rolf-Ulrich Schlenker.

Ein teurer Haufen: Im vergangenen Jahr sind die Kosten für Medikamente gestiegen, besonders drastisch bei den Spezialarzneien (Foto: ag.ddp)

Während die Arzneimittelkosten insgesamt um etwas mehr als sechs Prozent gestiegen seien, nahmen sie in diesem Bereich um bis zu 25 Prozent zu. Dies geht aus dem sogenannten Arzneimittel-Report 2010 hervor, für den die Daten von 8,5 Millionen Versicherten ausgewertet wurden.

Der Autor des Reports, der Bremer Gesundheitsökonom Gerd Glaeske, verwies auf die enormen Einsparpotenziale bei den Medikamenten. Die dazu von Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) vorgeschlagene Neuregelung sei ein guter Anfang. Sie reiche aber nicht aus.

Zwar hätten die Kassen nun die Möglichkeit, mit den Herstellern über die Preise zu verhandeln, die von den Unternehmen in Eigenregie festgelegt wurden. Jedoch fehle den Kassen eine geeignete Grundlage. Zum einen lägen ihnen zur Beurteilung der Wirksamkeit des Medikaments nur die Studien der Industrie selbst vor. Zum anderen nutze der geplante europäische Vergleich nicht, weil sich die Preise in Europa von den deutschen ableiteten.

© SZ vom 10.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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