Arthur Jafa:Autor und Archivar

Jafa
(Foto: Filmfest)

Zum zweiten Mal kooperiert das Filmfest mit dem Museum Brandhorst. Dort sind Werke des afro-amerikanischen Künstlers, Kameramanns und Filmemachers Arthur Jafa zu sehen. Parallel dazu gibt es Filme zum Thema "Black Cinema" und ein Gespräch.

Von Jürgen Moises

"Wir sind die unehelichen Sprösslinge, die Bastarde der westlichen Welt, die von ihrem Vater nie anerkannt wurden." Das sind deutliche Worte, mit denen der afroamerikanische Künstler und Filmemacher Arthur Jafa die Erfahrung der "Blackness" zusammenfasst. Damit ist ganz konkret das Leben mit schwarzer Hautfarbe im heutigen Amerika gemeint. Aber nicht nur. Das Gefühl der Entfremdung, des Ausgeschlossen-Seins bezieht auch die Situation von Frauen oder Homosexuellen ein. Auf dem Papier gelten sie vielleicht als gleichgestellt. Aber die alltägliche Diskriminierung, die Benachteiligung, die Gewalt spricht eine andere Sprache. Das tut auch Jafas Kunst, die durch den Einbezug von öffentlichen Fotos oder Youtube-Schnipseln wie ein laufendes Archiv die Erfahrung der "Blackness" dokumentiert. Aus diesem "Archiv" zeigt das Museum Brandhorst in Zusammenarbeit mit dem Filmfest unter dem Titel "A Peculiar Vantage" ausgewählte Arbeiten. Dazu gehört neben Jafas eigenen Filmen und Fotos ein von ihm kuratiertes Filmprogramm mit Werken des Black Cinema, wie etwa Ashes and Embers von Haile Gerima, Passing Through von Larry Clark, I & I: An African Allegory von Ben Caldwell - und mit Diary Of An African Nun auch ein Film von 1977, bei dem Jafa hinter der Kamera stand.

Denn vor seiner eigenen, vergleichsweise späten Solokarriere hat der 1960 in Tupelo, Mississippi, geborene Künstler als Kameramann in Hollywood gearbeitet. Auf diese Zeit ist Jafa heute nicht mehr gut zu sprechen. "Ich war nicht der Autor, sondern der Angestellte", sagt er über die Arbeit mit Spike Lee, Stanley Kubrick oder Beyoncé und deren Schwester Solange, für die er Musikvideos drehte. Er habe sich dabei gefühlt "wie ein Jazz-Musiker in einer Stadt, in der es nur eine Polka-Kapelle zum Spielen gibt."

Nach Ausstellungen im Hirshhorn Museum in Washington, im Whitney Museum in New York oder der Serpentine Gallery in London hat Jafa das nun nicht mehr nötig. Seit 2013 leitet er mit Elissa Blount Moorhead and Malik Sayeed die Produktionsfirma "TNEG" zur Förderung des Schwarzen Avantgardefilms und hat unter deren Label auch 2017 das Aufsehen erregende Musikvideo zum Song "4:44" des Rappers Jay-Z gedreht. Zu seinen Filmen, die in München laufen, gehört etwa der Essayfilm Dreams Are Colder Than Death, in dem Arthur Jafa unterstützt von afroamerikanischen Denkern und Künstlern wie Kara Walker, Hortense Spillers oder Fred Moten über das Konzept von Schwarz-Sein reflektiert. Oder das Acht-Minuten-Video Apex, für das Jafa hunderte Bilder aus der Geschichte und Gegenwart afroamerikanischer Kultur zu Techno-Beats des DJs Robert Hood arrangiert hat.

Musik, sie ist für Jafa allgemein sehr wichtig, weil sie der einzige Bereich sei, in dem Schwarze so schwarz sein dürften, wie sie wollen. Auch sonst, sagt er, hätten die Schwarzen im Westen oft nur immaterielle Ausdrucksformen wie Tanz, Gesang oder Musik gehabt. Im Falle von Jafa darf man auch das Medium Film dazu zählen.

Arthur Jafa spricht über Black Cinema bei Filmmakers Live am Di., 2. Juli, 16 Uhr, Black Box/Gasteig

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