Anzeige gegen Deutsche Bank:Sterben - aber dalli, dalli

Wette auf den frühen Tod: Die Deutsche Bank hat über zwei Fonds in US-Lebensversicherungen investiert und auf rasches Ableben spekuliert - doch eine Ausschüttung ist nicht in Sicht.

M. Zydra

Ein Privatsparer hat am Donnerstag bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen die Deutsche Bank erstattet. Er wirft dem Institut nach Angaben seines Anwalts Betrug und Untreue im Zusammenhang mit dem Verkauf der geschlossenen Fonds DB Kompass Life I und II vor. Die beiden Fonds wurden im Jahr 2005 aufgelegt, rund 20.000 Anleger haben insgesamt 535 Millionen Euro investiert.

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Die Deutsche Bank hat bereits eingeräumt, dass Ausschüttungen mittelfristig nicht zu erwarten seien. Geworben hatte sie jedoch mit einer Rendite von sieben Prozent.

(Foto: Foto: dpa)

"Konkret besteht der Verdacht, dass die Deutsche Bank die Anleger darüber getäuscht hat, dass die Fonds fehlerhaft und prospektwidrig umgesetzt wurden", heißt es in der Anzeige. So seien die versprochenen Ausschüttungen von vornherein unter keinen realistischen Annahmen erreichbar gewesen. Die Staatsanwaltschaft wird in den nächsten Tagen prüfen, ob ein Anfangsverdacht vorliegt. Erst dann könnte ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden.

Anleger haben Angst um ihr Geld

Das Geld der Fonds floss in amerikanische Lebensversicherungen. Im Prospekt waren Renditen von knapp sieben Prozent in Aussicht gestellt worden, ein Ziel, das nicht erreicht wurde. Die Deutsche Bank hat eingeräumt, dass Ausschüttungen mittelfristig nicht zu erwarten seien. Es heißt zudem, der Fonds müsse restrukturiert werden, es könne auch Kapitalverluste geben.

Immer mehr Anleger haben nun Angst um ihr Geld. Die Deutsche Bank hat deshalb ein Angebot gemacht: Wer aus dem bis 2015 laufenden Fonds vorzeitig aussteigen möchte, kann dies bis zum 27. November tun. Derjenige erhält 80 Prozent seiner Anlagesumme zurück.

Die beiden Fonds haben Lebensversicherungspolicen von amerikanischen Bürgern gekauft. Dieses Geschäft begann zu Anfang des Jahrtausends zu boomen. Viele US-Bürger, die eine Police zugunsten ihrer Familie abgeschlossen hatten, wollten das Geld vorher ausbezahlt haben, weil sich die familiären Umstände geändert hatten.

Markt für Policen war leergefegt

Lebensversicherungsfonds wie die der Deutschen Bank kauften die Policen mit einem Preisabschlag und bezahlten die Raten weiter - bis mit dem Tod des früheren Versicherungsnehmers die Summe ausbezahlt wurde. Eine Wette auf den frühen Tod also. Allerdings leben die Versicherten in den Deutsche Bank-Fonds sehr viel länger als vorab von Ärzten und Aktuaren prognostiziert wurde. Deshalb kam es zu keinen Ausschüttungen, so die Erklärung der Deutschen Bank.

In der Strafanzeige wird anders argumentiert. "Von den 129 erworbenen Policen sollten überhaupt nur zwei innerhalb der ersten vier Jahre, also bis 2010, fällig werden", heißt es. "Andererseits sollten 50 Policen erst nach über zehn Jahren seit Erwerb fällig werden, also mit großer Wahrscheinlichkeit erst nach dem Fondsende 2015." Die Deutsche Bank habe Policen von Versicherten mit zu langer Lebenserwartung gekauft. Das Institut weist diesen Vorwurf zurück. Bekannt ist allerdings, dass der Markt für amerikanische Policen ab dem Jahr 2006 nahezu leergefegt war. Fonds hatten Probleme, die richtigen Lebensversicherungen zu einem akzeptablen Preis zu finden.

Ein weiterer Vorwurf in der Anzeige bezieht sich auf die Ähnlichkeiten beider Fonds. "Vergleicht man die Policennummern und sonstigen Daten, so fällt auf, dass 96 der 126 Policen im Fonds II bereits im Fonds I vorhanden sind", heißt es. Die beiden Portfolios seien zu 75 Prozent deckungsgleich. Zudem tauche etwa der Versicherte "RF" im Fonds I mit vier verschiedenen Policen auf. "Dass es sich um denselben Versicherten handeln muss, zeigt die jeweils identische Lebenserwartung von 6,17 Jahren."

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