Anlageziel Sabbatical:Sichere Auszeit

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Geld allein ist nicht alles. Gerade Gutverdienende betrachten freie Zeit als ebenso wertvoll. Ein Sabbatical ist für viele deshalb attraktiv - vorausgesetzt, sie haben finanziell vorgesorgt.

Matthias Autenrieth

Die meisten Berufstätigen haben ihn irgendwann einmal: Den Wunsch, einfach aus dem Arbeitsalltag auszusteigen. Umgesetzt wird dieser Wunsch allerdings nur in den wenigsten Fällen. Zu groß sind die - berechtigten - Sorgen um Lebensunterhalt, beruflichen Wiedereinstieg oder den Erfolg von Parallel-Lebensentwürfen. Einen Kompromiss zwischen dem "Alles-Hinschmeißen" und dem Bedürfnis nach materieller Sicherheit bietet das Sabbatical.

Per Rad auf Weltreise: Katja Krüger aus Magdeburg und Heiko Hadasch aus Irxleben bei ihrem Start zur "Radtour gegen die Fremdenfeindlichkeit". Sie soll durch die USA, Chile, Argentinien, Feuerland, Australien, Neuseeland und Indien führen. (Foto: Foto: ddp)

Dabei handelt es sich formal um ein Arbeitszeitmodell. In der Regel arbeitet der Beschäftigte nach der Einigung über ein Sabbatical zwei bis sechs Jahre und verzichtet in dieser Zeit auf ein Drittel oder ein Siebtel seines Gehalts. Das darauf folgende dritte oder siebte Jahr - je nach Gestaltung - hat der Arbeitnehmer dann frei, bei weiterem Bezug des reduzierten Gehalts.

Vom namensgebenden religiösen Hintergrund abgesehen ist das Sabbatical auf die an US-amerikanischen Universitäten gegebene Möglichkeit einer "Auszeit" zurückzuführen, in denen sich die Professoren ausschließlich ihrer Forschung widmen konnten. In Deutschland steht dieses Arbeitszeitmodell Dozenten und Lehrern offen. Auch in der Privatwirtschaft wird es immer beliebter. Unternehmen bieten ihren Leistungsträgern die Möglichkeit, sich für eine bestimmte Zeit auszuklinken.

So führte Siemens das Sabbatical in den 90er Jahren in einzelnen Bereichen ein. Nach erfolgreichen Pilotphasen erweiterte das Unternehmen das Angebot dann auf den gesamten Konzern. Seitdem haben es nach Angaben von Unternehmenssprecher Karlheinz Groebmair Hunderte angenommen. Eine exakte Zahl liegt aufgrund der Aufteilung auf die einzelnen Bereiche nicht vor.

"Die Vorteile des Sabbaticals liegen im Ausgleich der Interessen des einzelnen Mitarbeiters und des Unternehmens", so Groebmair. Der Mitarbeiter sei dabei in seiner Auszeit materiell abgesichert, zudem sei danach ein "weiches Eintauchen" ins Berufsleben garantiert. Das Unternehmen und die einzelne Abteilung können sich auf den temporären Ausstieg einstellen. Darüber hinaus erhöhe die Möglichkeit eines Sabbaticals die Attraktivität des Konzerns gerade bei High Potentials. "Wir wollen die besten Köpfe ins Haus holen", sagt Groebmair.

Das Ziel: Berufliche Fortbildung und Persönlichkeitsentwicklung

Das bayerische Kultusministerium und die Regierung von Oberbayern haben weniger eigennützige Ziele. Hier regelt das Bayerische Beamtengesetz das Sabbatjahr. Die Resonanz nimmt dabei zu, entwickelt sich aber auf niedrigem Niveau. So stieg die Anzahl der bayerischen Volksschullehrer, die ein Sabbatical nahmen, von neun im Jahr 2003 auf 24 im gerade zu Ende gegangenen Schuljahr 2007/08.

Die mit dem Sabbatjahr verbundenen Ziele sind unterschiedlich. Ganz oben auf der Liste stehen die eigene Fortbildung und berufliche Weiterentwicklung. Danach folgen soziale Komponenten, zu denen etwa die Betreuung von Angehörigen zählt, oder auch Projekte zur Persönlichkeitsentwicklung - von Hilfsprojekten in Afrika bis zu einer Europadurchquerung zu Fuß. Vor diesem breit gefächerten Hintergrund lassen sich die Sabbatical-Nehmer schwer auf einen Nenner bringen.

Was Groebmair allerdings beobachtet hat, ist, dass da größeres Interesse besteht, wo "starker Forscherdrang herrscht".

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