Anklage in New York:IKB-Vorstand kannte Risiken frühzeitig

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Ein US-Versicherer zieht in New York gegen die angeschlagene Mittelstandsbank IKB vor Gericht - die Klageschrift legt nahe: Der Vorstand wusste früh von den Risiken.

Markus Zydra

Nichts gehört und nichts gesehen - der Aufsichtsrat der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB weiß zur Existenzkrise des Instituts nicht viel zu berichten - sehr zum Ärger der Aktionäre. Viele Eigentümer können nicht glauben, dass niemand in der Bank von den Gefahren wusste. Auch ein US-Versicherer zweifelt - die Financial Guarantee Insurance Company (FGIC) zieht in New York vor Gericht. Es geht um rund 1,9 Milliarden Dollar Schadensersatz.

Warum suchte die IKB Versicherungsschutz?

Eine Lektüre der Klageschrift, die der SZ vorliegt, legt nahe, dass der Vorstand der IKB schon sehr frühzeitig die möglichen Risiken gesehen hat. Denn bereits am 29.November 2006 sei ein IKB-Vertreter bei dem US-Versicherer vorstellig geworden. Man wolle die Bank-Risiken verkaufen, hieß es. Die IKB hatte damals etwa zwölf Milliarden Euro in dem Fonds Rhineland Funding investiert, der vor allem verbriefte US-Hauskredite kaufte.

Insgesamt, so heißt es in der Klage, sollten in zwei Transaktionen (Havenrock II und III) sieben Milliarden Dollar versichert werden. Diese Summe wirft Fragen auf: Warum suchte die IKB Versicherungsschutz, wenn die Risiken, wie die Bank immer betont, erst im Sommer 2007 offenbar wurden? "Die IKB muss die Gefahren im Subprimemarkt geahnt haben - sonst hätten sie keine Versicherung gesucht", sagt ein Finanzexperte, der das Dokument gelesen hat. "Dazu kommt, dass solche großen Deals eine strategische Komponente haben - das geschieht eigentlich nicht ohne Wissen des Aufsichtsrats", so der Fachmann weiter.

Die IKB hatte bereits Mitte 2006 Risiken im Wert von drei Milliarden Dollar an den Versicherer Ambac abgegeben - der Ausfall der zugrunde liegenden Wertpapiere wurde dabei abgesichert. Ganz anders der spätere Deal mit der FGIC. Hier hat die IKB ihre Liquiditätsrisiken ausgelagert - also die Gefahr, dass die Bank für die kurzfristige Zwischenfinanzierung der langfristigen Häuserkredite einspringen muss. Diese Finanzierung konnte sie nicht leisten bei einem Eigenkapital von einer Milliarde Euro und eventuellen Verbindlichkeiten von zwölf Milliarden Euro.

"So etwas geschieht nicht ohne Wissen des Aufsichtsrats"

Bei einem Treffen mit dem US-Versicherer im März 2007 soll der damalige IKB-Chef Stefan Ortseifen gesagt haben, die IKB habe zehn verbriefte Hauskredite aus dem Rhineland-Portfolio entfernt, wegen des Risikos. Ortseifen habe immer wieder betont, dass die IKB Rhineland Funding nie fallenlassen werde. Das ist bemerkenswert, weil die IKB doch das "Fallenlassen" versichern wollte. Der Versicherer habe Ortseifen geglaubt und die Risiken übernommen - das könnte für ein gering ausgeprägtes Risikomanagement des Versicherers sprechen.

© SZ vom 04.04.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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