Amerika: Notenbank Fed:Deutsche Banken kassierten beim US-Staat ab

Helfer Staat: Die US-Notenbank unterstützte während der Finanzkrise die Kreditwirtschaft mit gigantischen 3,3 Billionen Dollar. Die größten Nutznießer waren ausländische Institute wie die Commerzbank.

Die US-Notenbank Federal Reserve wurde in der Finanzkrise zur Weltnotenbank: Ausländische Geldinstitute besorgten über ihre amerikanischen Tochtergesellschaften gewaltige Summen bei der Fed.

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"Besonders überraschend ist die gewaltige Summe, mit denen ausländische Privatbanken und Unternehmen geholfen wurde", sagt US-Senator Bernard Sanders. Das Foto zeigt die Fed-Zentrale in Washington.

(Foto: dpa)

Größter Kreditnehmer was ausgerechnet jenes Institut, das sich später in den USA einen wüsten Streit um Steuerflüchtlinge lieferte: die Großbank UBS. Das Schweizer Institut borgte sich im Rahmen dieser Liquiditätshilfen 74,5 Milliarden Dollar - mehr als doppelt sowie wie die Citigroup. Dabei war die Citigroup schon der größte US-Schuldner bei der Fed.

Auch die Bank, die den größten Einzelkredit beanspruchte, kam aus dem Ausland: Das britische Geldhaus Barclays wollte kurz nach der Lehman-Pleite knapp 48 Milliarden Dollar von der Fed. Die Briten hatten sich zuvor bereit erklärt, Teile der kollabierten Bank zu kaufen. Auch die UBS borgte sich hohe Einzelsummen - im Oktober 2008 waren es etwa 37 Milliarden Dollar.

Bislang war unklar, wie Banken die Fed in Anspruch nahmen. Jetzt aber hat die US-Notenbank auf Druck von Politikern Einzelheiten ihrer Nothilfen vorgelegt. Demnach gewährte die Federal Reserve allein schon über ihre insgesamt zehn eigens aufgelegten Darlehensprogramme bei mehr als 21.000 Transaktionen Kredite über insgesamt 3,3 Billionen Dollar, wie das Wall Street Journal (WSJ) berichtete.

Nun fragen sich viele Amerikaner, warum auch ausländische Institute derart viel Unterstützung bekommen haben: "Besonders überraschend ist die gewaltige Summe, mit denen ausländische Privatbanken und Unternehmen geholfen wurde", sagte Senator Bernard Sanders, der wesentlichen Anteil daran hatte, dass die Notenbank die Daten überhaupt veröffentlichte. Fed-Chef Ben Bernanke hatte sich dagegen gesträubt.

Sanders, ein linksorientierter wenngleich parteiloser Politiker des US-Bundesstaates Vermont, geißelt zugleich, dass Unternehmen wie General Electric, McDonald's, Caterpillar, Harley Davidson oder Toyota die Fed-Hilfen in Anspruch nehmen durften.

Deutsche Bank: Hypotheken von fast 300 Milliarden Dollar

Auch deutsche Banken nutzten rege die Hilfe der Fed: Die Commerzbank hatte einmal 13 Milliarden Dollar erhalten und sich dazu noch 25 Mal im Rahmen weiterer Darlehensprogramme an die Fed gewandt, um 7,25 Milliarden Dollar zu borgen. Auch Institute wie die Deutsche Bank, die Norddeutsche Landesbank und die DZ Bank griffen gerne zu.

"Es ist klar, dass ausländische Institutionen große Nutzer der Fed-Programme waren, auch als Möglichkeit, US-Dollars zu ihren europäischen Haupthäusern zu schaffen", sagte Robert Eisenbeis, Chef-Geldmarktökonom der Beraterfirma Cumberland Advisors, dem Wall Street Journal.

Überdies sind nach Angaben des Blatts beinahe 600 Milliarden Dollar an Krediten an ausländische Zentralbanken gegangen. Die Darlehensprogramme, die vor allem in den Jahren 2008 und 2009 die Wirtschaft stützten, sind inzwischen beendet worden, die meisten Darlehen wurden schon zurückgezahlt. Die Federal Reserve rechnet nach Angaben der Washington Post nicht mit Verlusten.

Die Investmentbank Goldman Sachs lieh sich nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 den Angaben zufolge 84 Mal von der Notenbank Geld, Konkurrent Morgan Stanley sogar 212 Mal. In der Spitze habe Goldman mit 18 Milliarden Dollar an Kurzfrist-Krediten in der Kreide gestanden, Morgan Stanley mit fast 60 Milliarden. Daneben bekamen auch Unternehmen wie General Electric und McDonald's Geld von der Fed.

Der Deutschen Bank kam überdies noch eine ganz besondere Rolle bei dem Hypotheken-Rückkaufprogramm der US-Notenbank zu. Die Deutschen wickelten hier Transaktionen im Volumen von gut 410 Milliarden Dollar ab - allein schon die an die Fed verkauften Hypotheken sollen nach Angaben von Sanders einen Wert von 290 Milliarden Dollar gehabt haben.

Insgesamt hatte das Programm ein Volumen von 1,25 Billionen Dollar. Auch die Credit Suisse (383 Milliarden Dollar) und Morgan Stanley (280 MIlliarden Dollar) waren gut im Geschäft.

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