Altersvorsorge:Wer reduziert, verliert

In der Krise kürzen viele junge Menschen ihre Altersvorsorge. Dabei ist sie gerade jetzt wichtig. Welche Gefahren bei der privaten Rente lauern - und welche Produkte sich lohnen.

Alexander Hagelüken

Die Finanzkrise versenkt Vermögen, vernichtet Arbeitsplätze und wirft Lebensplanungen durcheinander. Nun stellt sich heraus, dass die Krise auch das private Sparen fürs Alter beeinflusst.

Altersvorsorge: Junge Menschen amüsieren sich ausgelassen in der Disco: Gerade für sie ist es wichtig, dass sie privat fürs Alter vorsorgen.

Junge Menschen amüsieren sich ausgelassen in der Disco: Gerade für sie ist es wichtig, dass sie privat fürs Alter vorsorgen.

(Foto: Foto: dpa)

Mehr als jeder sechste Deutsche hat nach einer Allensbach-Studie seine Vorsorgezahlungen reduziert - oder gar den entsprechenden Vertrag gekündigt.

"Es gibt viele verunsicherte Menschen, die vorschnell ihre Sparmodelle herunterfahren oder auflösen", bestätigt Merten Larisch, Altersvorsorgeexperte der Verbraucherzentrale Bayern.

Wieso schrumpft die Staatsrente?

Der Trend beunruhigt Fachleute, die sich mit der Altersvorsorge beschäftigen. Denn fest steht: Viele Deutsche werden ohne privates Sparen im Ruhestand ihren Lebensstandard nicht halten können. Die Alterung der Gesellschaft mindert die Kraft der gesetzlichen Rentenversicherung. Während im Jahr 1950 100 Arbeitnehmer nur 16 Ruheständler finanzierten, werden es im Jahr 2030 schon 50 sein. Also drei Mal so viele. Das Gesetz zur Rente ab 67 bedeutet beispielsweise, dass ein heute höchstens 45-jähriger Arbeitnehmer mehr als sieben Prozent Rente verliert, wenn er wie bisher üblich mit 65 Jahren aufhören will. Außerdem müssen Senioren einen immer höheren Teil der gesetzlichen Altersbezüge versteuern. Deshalb ist private Vorsorge für jeden Arbeitnehmer unverzichtbar, der seinen Lebensstandard halten will und nicht schon heute reich ist - oder sicher auf ein hohes Erbe zum richtigen Zeitpunkt vertrauen kann.

Wie viel Geld fehlt im Alter?

Wie viel Geld fehlt im Alter?

Was einem Deutschen in den späten Jahren fehlt, ist natürlich individuell verschieden. Als Faustregel gilt, dass einem im Alter bis zu 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens zur Verfügung stehen sollte. Nimmt man diesen Wert, klafft bei einem 40-jährigen Single mit 55.000 Euro Bruttoeinkommen im Jahr eine Lücke von 1500 Euro im Monat - diesen Betrag muss er durch Riester-Sparverträge oder ein eigenes Haus für mietfreies Wohnen schließen, um den Lebensstandard zu halten. 1500 Euro ist ziemlich viel. Zum Vergleich: Wenn der 40-Jährige so viel in einen Riester-Vertrag einzahlt, dass er die maximale staatliche Zulage erhält, hat er damit erst 400 Euro monatliche Zusatzrente im Alter erzielt. Wer sich einen Überblick darüber verschaffen will, welche Rentenlücke er hat, gibt seine Daten in Vergleichsrechner im Internet ein, etwa bei sueddeutsche.de oder finanztest.de. Vorsichtig gilt es bei Rechnern von Vorsorgeanbietern zu sein: Weil Finanzfirmen zu besonders hohen Sparsummen anregen wollen, kommt bei diesen Rechnern häufig eine absurd große Rentenlücke heraus.

Welche Möglichkeiten gibt es, günstig vorzusorgen?

Welche Möglichkeiten gibt es, günstig vorzusorgen?

Wer für das Alter sparen will, für den lohnt sich meist ein Riester-Vertrag, wegen der staatlichen Zulagen und der Steuerersparnis. Weil Finanzkonzerne das Geschäft mit den geförderten Verträgen entdeckt haben, lässt sich teuer abschließen - oder günstig. Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern empfiehlt als konservative Basis der Vorsorge Banksparpläne mit sicheren Zinsanlagen. Hier sind die Gebühren in der Regel niedrig. Um Renditechancen zu nutzen, schlägt er zusätzlich Sparpläne auf Indexfonds vor, die breit in Aktien anlegen - in der ganzen Welt, in Schwellenländer und in Europa. Vorteil: Indexfonds kosten wenig. Wer besonders viel fürs Alter ansparen will, könne als Beimischung in offene Immobilienfonds und Indexfonds auf Rohstoffe investieren. Und natürlich funktioniert die eigene Wohnung als Vorsorge, wenn sie halbwegs günstig war.

Welche Gefahren lauern bei der Altersvorsorge?

Welche Gefahren lauern bei der Altersvorsorge?

Fachleute warnen davor, blind drauflos zu sparen. Wer sich genauer informieren will, kann sich von Honorarberatern oder Verbraucherzentralen Empfehlungen geben lassen. Fragwürdig sind wegen der hohen Gebühren klassische Rentenversicherungen. Larisch gibt ein Beispiel: Wer 30 Jahre 300 Euro im Monat einzahlt, bekomme im Schnitt schon mal fünf Prozent oder mehr als 5000 Euro in den ersten Jahren als Gebühren abgezogen. Dazu kommen nochmal drei Prozent laufende Kosten pro Jahr, also in der gesamten Laufzeit weitere Tausende Euro. Verbraucherschützer Larisch warnt auch, bestehende Verträge überstürzt zu kündigen. Wer etwa eine Lebensversicherung nach altem Recht mit hohen Steuervorteilen hat, sollte sie ebenso wenig einfach kündigen wie jemand, in dessen Vertrag eine Berufsunfähigkeitsversicherung steckt - wer ohne diesen Schutz dasteht, bekommt große Probleme.

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