Altersvorsorge:Richtig riestern

Nach einem schlechten Start nun die Boom-Phase: Dank Zulagen und Steuervorteilen ist die Riester-Rente eine der wichtigsten Vorsorgeformen fürs Alter.

Marco Völklein

Einen guten Start hatte die Riester-Rente wirklich nicht. Zu kompliziert, zu wenig lukrativ - so versuchten Versicherungen und Banken die staatlich geförderte Altersvorsorge madig zu machen. Schließlich verdienten sie mit anderen Angeboten mehr als mit Riester-Produkten. Doch mittlerweile boomt die Riester-Vorsorge. Denn je nach Einkommen und Familienstand machen Zulagen und Steuervorteile bis zu 70 Prozent der Anlage aus. "Dies nicht zu nutzen, kann sich keiner leisten'', sagt Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern.

Altersvorsorge: Entspannt in den Lebensabend: Damit das gelingt, ist gute Vorsorge wichtig.

Entspannt in den Lebensabend: Damit das gelingt, ist gute Vorsorge wichtig.

(Foto: Foto: dpa)

Die Idee

Richtig riestern

Die gesetzliche Rente wird im Alter nicht reichen - diese Erkenntnis setzte sich erst mit Sozialminister Walter Riester durch. Um die Lücke zu schließen, fördert der Staat das Sparen fürs Alter. Die Zulagen gibt es nur für Produkte, die strengen Auflagen unterliegen. Das Zertifikat soll verhindern, dass Spar- und Fördergelder in allzu riskante Anlagen fließen. Aber Vorsicht: Es ist kein staatliches Gütesiegel und sagt nichts darüber, ob die Produkte gut oder günstig sind.

Die Förderung

Seit Januar beträgt die Grundzulage 154 Euro pro Jahr. Bei Ehepaaren bekommen beide die Grundzulage, sofern für beide ein Riester-Vertrag besteht. Hinzu kommen 185 Euro jährlich für jedes Kind, das vor dem 1. Januar 2008 geboren wurde. Für Kinder, die danach auf die Welt kamen und kommen, gibt es 300 Euro. Die Kinderzulagen stehen aber nur einem Elternteil zu. Gefördert werden Arbeitnehmer, Bezieher von Lohnersatzleistungen (etwa Arbeitslosengeld I und II), Wehr- und Zivildienstleistende, pflichtversicherte Selbständige (etwa Handwerker oder Landwirte) sowie Eltern, die wegen Kindererziehungszeiten eine Jobpause machen (maximal vier Jahre je Kind). Besserverdienende erhalten zudem einen Steuervorteil (absetzbar sind maximal 2100 Euro im Jahr).

Die Voraussetzungen

Riester-Sparer müssen pro Jahr einen Mindestbetrag anlegen, um die volle Zulage zu erhalten. Seit 1. Januar 2008 beträgt dieser vier Prozent des sozialversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens. Ein Beispiel: Ein Arbeitnehmer hat 2007 genau 35.000 Euro verdient. Im Jahr 2008 muss er 1400 Euro (vier Prozent von 35.000 Euro) ansparen, um die volle Förderung zu erhalten. Von den 1400 Euro zieht er aber die Zulagen ab - bei einem Single 154 Euro. Sein Eigenbeitrag beträgt somit 1246 Euro im Jahr. Ein Familienvater mit gleichem Einkommen und zwei Kindern (vier und sieben Jahre alt) zieht 524 Euro ab und spart aus eigener Tasche 876 Euro an. Wichtig: Zahlt er mehr ein, liegt zwar mehr Geld auf dem Vorsorgekonto - die staatliche Förderung erhöht sich aber nicht. Zahlt er weniger ein, kürzt der Staat die Zulage im Verhältnis. Larisch: "Für viele Singles und Familien mit höherem Einkommen lohnt es sich, mehr als vier Prozent einzuzahlen, um zu den Zulagen noch die steuerliche Förderung zu erhalten.''

Richtig riestern

Die Produkte

Es gibt Riester-Banksparpläne, -Versichungen und -Fonds (Grafik unten). Alle Produkte garantieren bei Rentenbeginn mindestens die eingezahlten Gelder und eine lebenslange Rentenzahlung. Jüngere Menschen sollten eher auf Riester-Fondssparpläne setzen. Diese investieren einen Teil des Geldes an der Börse und versprechen auf lange Sicht mehr Rendite. Mit Abstrichen gilt dies auch für Riester-Versicherungen, bei denen aber relativ hohe Kosten anfallen. Riester-Banksparpläne bieten sichere Zinsen und niedrige Kosten. Dies ist für Ältere interessant. Wer meint, auf das falsche Produkt gesetzt zu haben, kann wechseln: Er kündigt den bisherigen Vertrag und nimmt das angesparte Geld zum neuen Anbieter mit. Der Wechsel kostet aber meist Gebühren. Alternativ kann er den alten Vertrag ruhen lassen und einen neuen besparen. Übrigens: Man kann auch über den Arbeitgeber riestern. "Das lohnt sich aber meist nicht'', sagt Larisch. Denn im Alter wird auf Renten aus betrieblicher Altersversorgung der volle Krankenkassenbeitrag fällig.

Die Fallen

Manche Sparer merken nach ein paar Jahren, dass sie das Geld doch für etwas anderes benötigen. Da dies aber nicht mehr der Altersversorgung dient, fordert der Staat dann die Zulagen zurück. Das ist auch der Fall, wenn der Rentner im Ausland lebt. Dann kürzt der Anbieter die Riester-Auszahlungen jeden Monat um 15 Prozent, bis die Förderung zurückgezahlt ist. "Da die Rente aber im Ausland steuerpflichtig ist, haben Sie vielleicht den Vorteil, dass die Steuern dort niedriger sind'', so Stiftung Warentest.

Die Steuern

Im Alter werden Riester-Renten voll besteuert. Aber das muss niemanden beunruhigen: "Die Förderung samt Zinseszinseffekt in der Ansparphase wiegt meist die Besteuerung im Alter auf'', sagt Larisch. Ohnehin weiß niemand, wie das Steuerrecht in 20 oder 30 Jahren aussehen wird. Verbraucherschützer raten: Förderung jetzt mitnehmen. Was im Alter ist, wird sich zeigen.

Die Bürokratie

Jedes Frühjahr erhalten Riester-Sparer ein Formular, in das sie Vorjahreseinkommen und Kinderzahl eintragen. Der Schrieb geht an die Bank, die ihn ans Zulagenamt schickt. Das zahlt die Förderung aufs Riester-Konto. Man kann zwar einen Dauerantrag stellen. "Doch das ist nur für den ratsam, der den Maximalbetrag von 2100 Euro pro Jahr spart'', so Larisch. Bei allen anderen gilt: Steigt oder sinkt das Einkommen, sollte der Sparbetrag angepasst werden - sonst gibt es nicht die maximale Förderung. Außerdem schicken die Anbieter eine Bescheinigung über die geleisteten Beiträge. Diese reichen Riester-Sparer mit der Anlage AV beim Finanzamt ein. Mit dem Einkommensteuerbescheid gibt es dann eine Gutschrift. So erhöht sich bei vielen der Staatszuschuss zur Altersvorsorge noch.

Die Kritik

Kritiker bemängeln, dass Einkünfte aus Riester-Verträgen im Alter auf die staatliche Grundsicherung angerechnet werden, sofern ein Rentner diese in Anspruch nehmen muss. Dies gilt aber für jede Form der Altersvorsorge, so Larisch: "Die Riester-Rente ist und bleibt die erste Altersvorsorgeform, die man vor allen anderen Vorsorgeformen haben sollte.''

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