Allianz und Dresdner:Gierige Boni-Banker hinterlassen Scherbenhaufen

Eine Bilanz des Grauens - die auf Boni bestehenden Investmentbanker der Dresdner Bank und ihre Verluste. Die Gier macht dem alten und dem neuen Besitzer zu schaffen.

Sie pochen auf ihre Boni über insgesamt 400 Millionen Euro - doch sie hinterlassen nur einen Scherbenhaufen. Was die Investmentbanker der Dresdner Bank zusammengewirtschaftet haben, das macht die Bilanz des ehemaligen Mutterhauses Allianz deutlich.

Allianz und Dresdner: Die Dresdner Bank geht an die Commerzbank - reißt aber noch einmal immense Löcher in die Allianz-Bilanz.

Die Dresdner Bank geht an die Commerzbank - reißt aber noch einmal immense Löcher in die Allianz-Bilanz.

(Foto: Foto: ddp)

Stütze vom Staat

Der Münchner Versicherungsgigant machte 2008 einen überraschend hohen Verlust von 2,4 Milliarden Euro. Ohne die Bank mit dem einstigen grünen Band der Sympathie hätte die Allianz immerhin vier Milliarden Euro Gewinn erzielt. Kein Wunder, dass der Konzern froh ist, die Dresdner Bank inzwischen weitgehend an die Commerzbank verkauft zu haben - wo sich nun der Staat um die Minderleister kümmern muss.

Nur noch mit 14 Prozent bleibt die Allianz auf Zeit an der Commerzbank beteiligt, die aus dem Rettungsfonds des Bundes mit Milliarden gestützt werden musste.

Warum aber fordern die Broker der Dresdner-Bank-Tochter Kleinwort rund 400 Millionen Euro an Boni? Das sei verabredet gewesen, sagen sie - doch waren auch diese gigantischen Verluste verabredet? Es macht ganz den Eindruck, als hätten die Finanzhasardeure aus London im Sommer 2008 kurz vor der Übernahme durch die Commerzbank noch ihre Pfründe sichern wollen.

Die Last liegt nun bei Commerzbank-Chef Martin Blessing, der mit seinem Zukauf und den gierigen Investmentbankern noch einige Probleme haben dürfte. "Die Krise dauert an und wir haben noch eine schwere Wegstrecke vor uns", sagt er.

Seine Neu-Tochter Dresdner Bank meldet für 2008 wegen Milliardenbelastungen durch Finanzkrise und Abschreibungen einen Gesamtverlust von 6,3 Milliarden Euro; ein Jahr zuvor hatte das Institut noch 410 Millionen Euro verdient. Allein im Abschlussquartal 2008 musste die Dresdner Bank einen Verlust von 3,9 Milliarden Euro verzeichnen.

Blessing, der Generalsanierer

Commerzbankchef Blessing wird zum Generalsanierer der Dresdner - und stutzt vor allem das Investmentbanking zurecht. "Teilbereiche der Investmentbank Dresdner Kleinwort haben die Probleme verursacht. Diese Problembereiche werden wir stark und konsequent zurückfahren, und zwar so schnell wie möglich", analysiert Blessing. Etwas Vergleichbares habe man schon einmal erfolgreich bei der Commerzbank gemacht.

Ob Mutmacherei allein hilft? Allianz-Chef Michael Diekmann hatte es auch nicht an Durchhaltewillen fehlen lassen, um das Allfinanzerbe seines Vorgängers Henning Schulte-Noelle zu erhalten. Was hatten sie sich nicht alles bei der Allianz an Synergien zwischen Versicherung und Bank erhofft! An den Schaltern der Dresdner Bank sollten Wertpapiere und Policen verkauft werden.

Nun bleibt nur: ein Debakel. Schwarz auf weiß ist nachzulesen, wie die einstigen Traumstrategien abgewrackt werden - nur Investmentbanker bestehen auf ihre stolzen Zusatzzahlungen im Augenblick der Schande.

Bei der Allianz belastet die Finanzkrise auch das Versicherungsgeschäft. Eine Prognose für 2009 will Vorstandschef Diekmann wegen der weiterhin schwierigen Lage am Kapitalmarkt deshalb nicht abgeben. Die Dividende für die Aktionäre soll um ein Drittel auf 3,50 Euro gekürzt werden.

Der Umsatz des Allianz-Konzerns sank im vorigen Jahr um fünf Prozent auf 92,5 Milliarden Euro, das operative Ergebnis fiel um 28 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. Vor allem Lebensversicherung und Vermögensverwaltung verzeichneten Umsatz- und Gewinneinbußen; die wichtigste Säule, die Sachversicherung, sei dagegen weitgehend unbeeinträchtigt, heißt es.

Vorstandschef Diekmann betont: "Die Allianz steht solide da." Sie hat über Jahre hinweg genügend Speck angesetzt, schließlich machte sie erst ein Mal in ihrer 119-jährigen Geschichte einen Verlust: Nach dem Börsenabsturz im Jahr 2002 war sie auch wegen der Belastung durch die damals frisch übernommene Dresdner Bank tief ins Minus gerutscht.

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