Allianz senkt Zinsen:Lebensversicherungen bringen weniger

Nachdem die Allianz die Verzinsung ihrer Lebensversicherungen gekürzt hat, werden andere Anbieter dem Branchenprimus wohl folgen.

Alexander Mühlauer

Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die Kunden von Lebensversicherern die Auswirkungen der Finanzkrise zu spüren bekommen. Erstmals seit Ende 2003 senkt die Allianz Leben, der größte deutsche Anbieter, die Ausschüttung für das kommende Jahr. Das Unternehmen werde die Gesamtverzinsung, im Fachjargon Überschussbeteiligung genannt, für das Jahr 2010 senken.

Allianz senkt Zinsen: Bulle und Bär - Symbole für das Auf und Ab an der Börse: Zuletzt ging es an den Aktienmärkten wieder bergab. Vor allem aber bringen Anleihen und andere sichere Anlagen weniger - das alles setzt die Lebensversicherer unter Druck.

Bulle und Bär - Symbole für das Auf und Ab an der Börse: Zuletzt ging es an den Aktienmärkten wieder bergab. Vor allem aber bringen Anleihen und andere sichere Anlagen weniger - das alles setzt die Lebensversicherer unter Druck.

(Foto: Foto: AP)

Branchenexperten gehen davon aus, dass nun auch andere Gesellschaften der Zinssenkung des Marktführers folgen werden. Wobei: "Viel Luft für weitere Zinssenkungen ist gar nicht mehr da", sagt Manfred Poweleit, Chef des Versicherungsanalysehauses Map-Report.

Das gilt vor allem für ältere Verträge, bei denen die Versicherer dem Kunden einen Mindestverzinsung von vier Prozent garantieren. Wegen der Finanzkrise haben viele Versicherer Schwierigkeiten, selbst diesen zu erwirtschaften.

Stets ein Signal für die ganze Branche

Für Kunden der Allianz bedeutet dies, dass ihr Sparanteil nur noch mit 4,3 statt bisher 4,5 Prozent verzinst wird. Der Sparanteil ist jener Betrag, der nach Abzug der Kosten und des Aufwands für den Risikoschutz übrig bleibt. Dazu kommen noch Schlussüberschussanteile und Beteiligungen an den stillen Reserven, die jedoch nicht garantiert sind. Wichtig für den Verbraucher ist aber vor allem die Höhe der Überschussbeteiligung.

Die Allianz rechtfertigte ihre Senkung mit dem niedrigen Zinsniveau auf den Kapitalmärkten. Das Unternehmen rechne nicht damit, dass die Zinsen in nächster Zeit wieder nachhaltig steigen, heißt es in der Begründung. Die Entscheidung der Allianz war in den vergangenen Jahren stets ein Signal für die gesamte Branche. Viele Wettbewerber warten deshalb die Daten des größten deutschen Lebensversicherers ab, bevor sie selbst ihre Zahlen veröffentlichen.

Bis jetzt lässt sich noch keine flächendeckende Absenkung der laufenden Verzinsung erkennen. Die wenigen Gesellschaften, die bereits vor der Allianz ihre Daten für das kommende Jahr bekannt gegeben haben, lassen die Zinsen naturgemäß konstant.

So ist die Allianz erst der zweite Lebensversicherer, der die laufende Verzinsung reduziert. Die Gesellschaft Europa, die im vergangenen Jahr mit 5,0 Prozent die höchste Verzinsung geboten hat, dürfte auch nach der Absenkung auf 4,8 Prozent zu den Spitzenreitern am Markt zählen. Alle anderen 15 Anbieter, die bisher Zahlen genannt haben, verändern ihre Verzinsung nicht. Dazu zählen unter anderem die Alte Leipziger, Continentale, Cosmos, Ideal, Neue Leben und Provinzial Rheinland.

Unattraktive Staatspapiere

Die Lebensversicherer legen das Geld ihrer Kunden nach Abzug der Kosten und anderer Aufwendungen auf den Kapitalmärkten an - den Großteil davon in festverzinsliche Anlagen von Staaten oder Unternehmen, einen kleineren Teil auch in Aktien. Je erfolgreicher die Anlage-Manager agieren - je mehr Überschuss sie also erwirtschaften -, desto größer fällt die Beteiligung des Kunden daran aus.

Diese Verzinsung schreiben die Gesellschaften den Versicherten Jahr für Jahr gut. Davon unabhängig ist die Garantieverzinsung, die die Versicherer den Kunden auf jeden Fall gewähren. Sie beträgt bei Neuverträgen 2,25 Prozent, bei älteren Policen bis zu vier Prozent.

Wegen der weltweiten Finanzkrise tun sich die Lebensversicherer zunehmend schwer, die versprochenen Zinsen zu erwirtschaften. Zwar haben die meisten Unternehmen ihre Aktienquote reduziert, aber selbst risikolose Anlagen in Staatspapiere wurden wegen der Niedrigzinspolitik der Notenbanken unattraktiv.

Lag die Durchschnittsrendite festverzinslicher Wertpapiere des Bundes im Jahr 1992 noch bei acht Prozent, betrug die entsprechende Umlaufrendite am Donnerstag gerade mal 2,9 Prozent. Das lässt die Anlageerträge der Versicherer sinken - und damit auch die Gesamtverzinsung.

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