Aktionen zum Weltspartag:Schwein gehabt

Fast so schön wie Weihnachten: Am Weltspartag locken Banken die jungen Sparer mit Plüschtieren und Spardosen - doch nicht alle Institute sind freigiebig.

S. Boehringer und M. Tibudd

Die Welt erstickt in Schulden, und an diesem Freitag wird daran erinnert, warum das so ist: Es ist Weltspartag, an dem die Geldindustrie traditionell die Kunden darauf hinweist, dass aller Wohlstand mit den ersten Münzen in der Spardose beginnt.

Weltspartag, Sparschweine, istock

Sparschwein für den Nachwuchs: Zum Weltspartag bieten vor allem Sparkassen etwas für die junge Kundschaft.

(Foto: Foto: istock)

Die ganze Geldindustrie? Nein, längst nicht mehr. Eine Online-Recherche bei den deutschen Großbanken ergibt erst einmal null Ergebnisse. "Ihre Suche ergab keinen Treffer. Vergewissern Sie sich, dass Ihre Suchbegriffe richtig geschrieben sind oder probieren Sie andere Suchbegriffe", heißt es etwa auf der Internet-Seite der Deutschen Bank. Ähnliche Ansagen kommen auf den Seiten von Commerz- und Hypo-Vereinsbank.

Es gebe da nichts Spezielles aus der Zentrale in Frankfurt, sagt ein Sprecher der Commerzbank, zu der seit kurzem auch die Dresdner Bank gehört. Beim Marktführer ist die Auskunft ähnlich: Es könne sein, dass einzelne Filialen Aktionen planen, so eine Sprecherin der Deutschen Bank.

Nur bei den Sparkassen und den Genossenschaftsbanken wird man auf Anhieb fündig: Hier gibt es sie noch fast überall, die Aktionstage für Nachwuchssparer, die Sparbüchsen, Startguthaben, Plüschtiere und andere Geschenke für Kinder, die bereit sind, den Inhalt ihres Sparschweins auf ein Konto einzuzahlen. Die Genossen haben den Tag sogar zur Weltsparwoche ausgedehnt.

Umgang mit Geld lernen

Nun streiten Experten seit Jahren trefflich darüber, ob diese Art der Kundenwerbung die beste für die Nachwuchssparer ist. Weitgehend unstrittig ist, dass "das Sparen an sich und der damit verbundene Konsumverzicht eine wichtige Tugend ist, um den Umgang mit Geld zu lernen", wie es der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, formuliert.

"Die Mentalität , dass man sich alles sofort leisten können muss, zur Not auf Kredit" ist nach Ansicht der obersten Wirtschaftslehrerin Deutschlands, Annette Orth, ohnehin zu weit verbreitet. Der Weltspartag sei noch eine der wenigen Veranstaltungen, die andere Prioritäten setze. Aber in der Schule, habe sie in den letzten Jahren zum Sparthema selten Banker gesehen.

Engagement zeigen und Vertauen zurückgewinnen

In der Finanzindustrie sieht man das freilich anders. "Wir machen Weltspartag quasi jeden Tag", heißt es sinngemäß aus mehreren Bankentürmen der Republik. Tatsächlich haben viele Geldhäuser ganzjährig Programme laufen, um Kindern und Jugendlichen ihre Häuser näher zu bringen. So schickt die Deutsche Bank etwa Bankberater in Schulen, um den jungen Leuten Fragen rund um den Umgang mit Geld zu beantworten und zu ausgewählten Themen wie Altersvorsorge oder Kredit Unterricht zu halten.

Bei der Hypo-Vereinsbank (HVB) hat man den Weltspartag vor zwei Jahren zum Anlass genommen, ein neues Kindermarketing-Programm zu starten. Die Bank bietet seither ein spezielles Konto, bei dem die Kinder für regelmäßiges Sparen mit kleinen Geschenken belohnt werden. "Es ist wichtig, dass die Kinder sich das ganze Jahr über ans Sparen gewöhnen", sagt ein HVB-Sprecher.

"Verpasste Chance"

Hochschulprofessoren vom Fach wie Martin Faust, Bankbetriebswirtschaftler an der Frankfurt School of Finance and Management, hält den Verzicht auf Aktionen am Weltspartag selbst trotzdem für eine "verpasste Chance". Die Banken könnten so bei den im Zuge der Finanzkrise verunsicherten und teils verärgerten Kunden Engagement zeigen und Vertrauen zurückgewinnen. "Viele Großbanken sehen Spareinlagen offenbar nur noch als einen mühsamen Weg, Kapital zu beschaffen", so Faust. "Am Kapitalmarkt ist das eben einfacher."

Apropos Vertrauen: Ins Leben gerufen wurde der Weltspartag 1924, just ein Jahr nach der Hyperinflation in Deutschland, bei der die Menschen schmerzhaft lernen mussten, dass der Wert des Geldes binnen weniger Stunden schwindet, wenn man es nicht gleich ausgibt. Nach der Währungsreform und der Einführung der Rentenmark sollte den Bürgern das Sparen wieder schmackhaft gemacht werden als Basis für späteren Wohlstand. Doch das hielt nicht lange: Fünf Jahre später begann die größte Weltwirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts.

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