Das Ansehen von Aktionärsschützern ist seit jeher gespalten. In den Augen von Vorständen handelt es sich um eine lästige Gruppe von Anteilseignern, die dem Management das Leben schwer macht. Bei Kleinanlegern dagegen genießen sie einen Robin-Hood-ähnlichen Ruf.
Aktionärsschützer gelten als aufrechte Krieger im Kampf gegen Bilanzbetrug, Abzocke und Gier. Doch dieses Ansehen ist jetzt in Gefahr, und zwar durch einen Fehler, der dümmer kaum sein könnte.
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) räumt ein, dass ein führendes Mitglied seit Mitte Mai von fallenden Aktienkursen beim Zahlungsabwickler Wirecard profitiert hat - einem Unternehmen, das seit Ende Juni von der SdK mit Vorwürfen überzogen wird wegen angeblicher Bilanzmängel.
Dieses Zusammenspiel stinkt gewaltig, dürfte doch das SdK-Vorstandsmitglied mit dem einbrechenden Aktienkurs gutes Geld verdient haben. Wenn die SdK sich allerdings umgehend distanziert und zerknirscht gegeben hätte, hätte sie verhindern können, dass sich der Vorfall zum Skandal entwickelt. Doch diese Chance haben die Aktionärsschützer vertan.
Sie zeigen geradezu vorbildlich, wie man es nicht machen sollte. Was ist überhaupt los, fragen sie erstaunt. Es sei doch nur ein kleines Geschäft gewesen, und das Vorstandsmitglied habe sich auch aus allen Wirecard-Entscheidungen herausgehalten. Sie scheinen die ganze Aufregung nicht zu verstehen.
Und damit machen sie die Sache erst richtig schlimm. Wer sonst peinlichst genau darauf achtet, dass alles korrekt zugeht, darf nicht so offen zeigen, dass er selbst dringend eine Lehrstunde in sauberem Verhalten benötigt. Diese Ignoranz ist das eigentlich Empörende an der Sache.