Aktion Bankrun:Die große Leere

Sie wollten Frankreichs Bankensystem erschüttern - doch daraus wurde nichts: Die groß angelegte Aktion französischer Internetaktivisten verpuffte. Womöglich hat Ex-Fußballer Cantona etwas zu wenig Geld abgehoben.

Internetaktivisten ist es nicht gelungen, das Bankensystem in Frankreich und anderen Ländern durch massive Geldabhebungen zu erschüttern. In den Großstädten Paris, Lille und Marseille lief das Geschäft trotz eines Aufrufs von Ex-Fußballstar Eric Cantona nach Angaben der Großbanken ganz normal. Der Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, und andere Politiker kritisierten die Aktion "Bankrun". "Wir haben keine Veränderung bemerkt", sagte der Chef der LCL-Bank in Cantonas südfranzösischer Geburtsstadt Marseille, Didier Borriello.

Eric Cantona

Seit seinem Aufruf im Oktober im Internet ist Eric Cantona die Galionsfigur der Aktion, die er als "Revolution" gegen das Bankensystem versteht.

(Foto: dpa)

Cantona selbst wollte in einer kleinen Bank in Nordfrankreich eine große Summe abholen. Er habe einen Betrag von mehr als 1500 Euro beantragt, sagte der Bankchef der Kleinstadt Albert, Antoine Poissonnier.

Der 44-jährige Ex-Stürmer des englischen Clubs Manchester United dreht derzeit in Albert einen Film. Seit seinem Aufruf im Oktober im Internet ist er die Galionsfigur der Aktion, die er als "Revolution" gegen das Bankensystem versteht.

"Wenn 20 Millionen Menschen gleichzeitig ihr Geld von der Bank abheben, dann bricht das System zusammen", sagte er in einem Videoclip. Seine Aktion kam allerdings ins Gerede, nachdem am Dienstag bekannt wurde, dass seine Frau in einem Werbefilm für die Bank LCL auftritt. Wer in Frankreich sein Konto plündern will, muss dies ab einer Summe von 1500 Euro mit mindestens zwei Tagen Vorlauf bei seiner Bank ankündigen. Doch bei den meisten Geldinstituten gingen in den vergangenen Tagen keine Anträge ein.

"Vollkommen unverantwortlich"

Die Mitorganisatorin der Aktion, die belgische Drehbuchautorin Géraldine Feuillien, wollte zunächst keine Angaben zum Erfolg des "Bankrun" machen. Allein in Frankreich hatten mehr als 30.000 Menschen angekündigt, dem Appell zu folgen. Zehntausende in einem dutzend Länder, darunter auch Deutschland, hatten ihr Interesse für die Aktion bekundet.

Als Sträflinge verkleidet

Bis zum Mittag gaben im Internetnetzwerk Facebook allerding nur mehrere dutzend Nutzer an, ihr Konto leergeräumt zu haben. In Paris hängte sich die Gruppierung "Wir retten die Reichen" an die Aktion an. Mehrere als Sträflinge verkleidete Mitglieder hoben ihr Geld von der Großbank Société Générale ab und deponierten es bei einem kleineren, kundenfreundlichen Geldinstitut. Ihr Ziel sei es nicht, das Bankensystem zusammenbrechen zu lassen, sagte ein Mitglied.

Es solle lediglich besser funktionieren. In Marseille und anderen Städten stieß die Aktion auf Interesse, beteiligen wollte sich allerdings kaum jemand. "Das ist interessant, aber ich glaube nicht, dass das machbar ist. Ich weiß nicht, wo man das Geld dann hintun soll", sagte ein 47-jähriger Gastwirt. Scharfe Kritik kam von Politikern aller Parteien. Der Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, bezeichnete die Aktion als "vollkommen unverantwortlich". Der frühere französische Nationalspieler Cantona dürfe nicht Menschen zu Fehlern verleiten, die nicht die finanziellen Mittel wie er hätten. Ähnlich äußerte sich die französische Ministerin für Solidarität, Roselyne Bachelot. Die Chefin der französischen Sozialisten, Martine Aubry, sprach von einem "Eigentor" für Cantona.

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