Aktienmarkt:Unterstützung aus Fernost

Der deutsche Aktienindex Dax klettert auf den höchsten Stand seit 2008 - und trotzt damit der europäischen Schuldenkrise. Der Grund: China will angeschlagenen Euro-Staaten helfen.

Markus Zydra

An den deutschen Aktienmärkten herrscht vor den Feiertagen sehr gute Stimmung. Der Leitindex Dax notierte am Dienstag mit 7087 Punkten auf dem höchsten Niveau seit Juni 2008. Die Investoren beruhigte vor allem ein Hilfsangebot aus China: Die dortige Regierung will angeschlagene Euro-Länder durch Anleihekäufe stützen.

Traders are pictured at their desks in front of the DAX board at the Frankfurt stock exchange

Der Leitindex Dax zeigt sich von der europäischen Schuldenkrise unbeeindruckt. Vor allem ein Hilfsangebot Chinas beruhigt die Anleger.

(Foto: REUTERS)

Man werde "konkrete Maßnahmen" ergreifen, um einigen EU-Mitgliedsstaaten aus ihrer ernsthaften Schuldenkrise zu helfen, sagte der chinesische Vizepremierminister Wang Qishan am Dienstag in Peking bei einem chinesisch-europäischen Wirtschafts- und Handelsdialog. Details nannte Wang Qishan nicht, doch die Finanzmärkte gehen davon aus, dass es sich um den weiteren Ankauf von Staatsanleihen handelt.

China hat bereits in den vergangenen Wochen griechische und portugiesische Schuldenpapiere gekauft und zudem versichert, diese Bonds auch länger zu halten. So soll der immer noch sehr angespannte Markt für europäische Staatsanleihen stabilisiert werden. Die Ratingagentur Moody's hat am Dienstag angekündigt, die Kreditwürdigkeit Portugals erneut zu überprüfen und womöglich herabzustufen. Ein solcher Schritt könnte die Zinslast für das südeuropäische Land weiter erhöhen, was eine erneute Debatte über EU-Hilfen auslösen würde.

Mittlerweile ist auch Frankreich ins Visier der Finanzmärkte geraten. Die Kosten für die Ausfallversicherung französischer Staatsanleihen haben Rekordwerte erreicht, nachdem ein Gerücht über wachsende Zweifel an der Kreditwürdigkeit des wichtigsten deutschen Handelspartners aufgekommen war. Analysten machten dafür Spekulanten verantwortlich, die gelegentlich gezielt Falschinformationen streuten. "Von den Ländern mit der besten Bonität ist innerhalb der Euro-Zone Frankreich zwar am stärksten gefährdet", sagt Unicredit-Analystin Chiara Cremonesi. "Aber abgesehen davon gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die Bonität des Landes herabgestuft wird."

An den Börsen spielt die Euro-Krise in diesen Tagen aber kaum eine Rolle. Der Dax stieg am Dienstag um ein Prozent auf 7075 Punkte. Das ist der höchste Stand seit Juni 2008. Der MDax - dieser Index bildet mittelgroße Börsenunternehmen ab - kletterte erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder über 10.000 Punkte. "Die nachlassenden politischen Spannungen in Korea und die Ankündigung Chinas für konkrete Hilfen bei der europäischen Schuldenkrise sorgen für einen positiven Trend", sagte Ralf Grönemeyer, Börsenexperte bei Silvia Quandt Research.

Auch Jeff Hochman, Analyst der amerikanischen Fondsgesellschaft Fidelity, ist optimistisch: "Aktien sind niedrig bewertet und die Fundamentaldaten bessern sich. Das mindert die Kursrisiken."

Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Aktienmärkte mit steigenden Kursen in die Weihnachtszeit gehen. Fondsmanager kaufen kurz vor dem Jahreswechsel erfolgreiche Aktien nach, um mit ihren Investmentprodukten zum Stichtag besser auszusehen. Diese kollektive Nachfrage der Fondsindustrie treibt die Aktienpreise nach oben. In den vergangenen 20 Jahren stieg der Dax im Dezember durchschnittlich immer um 3,3 Prozent.

Optimismus an den Börsen

Aber auch die weiterhin guten Konjunkturaussichten für Deutschland sorgen für Optimismus an den Börsen. Der aktuelle Konsumklima-Index der GfK vom Dienstag hat die gute Stimmung der deutschen Verbraucher belegt. "Der Anstieg an den Aktienmärkten liegt aber auch an der leichten Verfügbarkeit von billigem Kapital ", sagt Elwin de Groot, Ökonom der Rabobank und verweist damit auf die lockere Geldpolitik der westlichen Notenbanken.

Seit Jahresbeginn hat der Dax rund 17 Prozent Plus gemacht. Einige Marktexperten prognostizieren für das kommende Jahr einen neuen Höchststand, mancher spricht gar von 10.000 Punkten und mehr. Den bisherigen Rekord erreichte der Dax im Juli 2007 mit 8100 Punkten. Danach ging es aber steil bergab. Im Zuge der Finanzkrise purzelte das Börsenbarometer bis März 2009 auf 3600 Punkte.

Für Anleger war dieses Auf und Ab ein unangenehmer Nervenkitzel, vor allem weil das vergangene Jahrzehnt gezeigt hat, dass sich eine Aktienanlage langfristig nicht unbedingt lohnt - entgegen vieler Ratschläge an die Sparer. Zur Erinnerung: Der Dax notierte schon einmal im Jahr 2000 bei 8000 Punkten. Es war die Zeit der Internet-Blase. Als die platzte fiel der Dax im Jahr 2003 bis auf 2200 Zähler.

Anleger haben in den vergangenen zehn Jahren also immer nur dann Geld mit Aktien verdient, wenn sie das richtige Zeitfenster für ihre Investments erwischten. Das gelang aber nur den wenigsten Sparern - entsprechend unbeliebt ist die Aktienanlage in Deutschland geworden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: