Aktienmärkte:Die Angst vor der schwarzen Karwoche

Weltweite Panik an den Börsen: Der Dax fällt auf den niedrigsten Stand seit eineinhalb Jahren, die Analysten prophezeien weitere Horrormeldungen.

Das große Zittern an den internationalen Finanzmärkten geht zum Auftakt der Osterwoche weiter: Tiefrote Zahlen an den Börsen schockieren die Anleger, während Euro, Öl und Gold ihre Rekordjagd fortsetzen. Belastet von einer Gewinnwarnung bei Siemens, negativen Vorgaben aus Asien und einer Diskontsatzsenkung der US-Notenbank haben die deutschen Aktienindizes am Montagvormittag deutliche Verluste verbucht.

Der Dax sackte zu Handelsbeginn auf ein neues Jahrestief: Er verlor um 3,02 Prozent auf 6257 Zähler. Siemens-Aktien kamen nach einer Gewinnwarnung des Technologiekonzerns dabei regelrecht unter die Räder.

In Asien waren die Börsen zuvor bereits abgesackt. Der dramatische Dollarverfall zum Yen angesichts der Angst vor einer globalen Kreditkrise ließ die Kurse an Tokios Börse einbrechen. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte stürzte erstmals seit August 2005 unter die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten. Zum Handelsende notierte das Börsenbarometer einen Verlust von 454,09 Punkten oder 3,71 Prozent beim Stand von 11.787,51 Punkten. Der Hang-Seng-Index in Hongkong schloss um 5,18 Prozent im Minus bei 21 084 Punkten.

Euro klettert weiter

Unterdessen hat der Eurokurs abermals einen Rekordstand erreicht. Zeitweise war der Euro in der Nacht zum Montag bis auf 1,5903 US-Dollar gestiegen. Im frühen Handel wurde die europäische Gemeinschaftswährung mit 1,5806 Dollar gehandelt. Ein Dollar war 0,6324 Euro wert. Auch der US-Ölpreis erklomm neue Rekorde und stieg am Montag erstmals über 111 US-Dollar. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im April kostete 111,02 US-Dollar - das sind 81 Cent mehr als zum Handelsschluss am Vortag. Zwischenzeitlich war ein Rekordhoch bei 111,40 Dollar erreicht worden.

Auch der Goldpreis notierte weiter über 1000 Dollar.

Siemens-Titel brachen als Dax-Schlusslicht um 12,08 Prozent auf 70,42 Euro ein. Der Technologiekonzern hat seine Gewinnerwartungen gesenkt und rechnet im laufenden Quartal nach einer Überprüfung von Großprojekten mit einer Ergebnisbelastung von rund 900 Millionen Euro. Für Finanzwerte ging es nach der Übernahme der angeschlagenen Investmentbank Bear Stearns durch JP Morgan Chase bergab. Hypo Real Estate verloren 8,21 Prozent auf 13,64 Euro, und Commerzbank verbilligten sich um 5,04 Prozent auf 17,13 Euro. Der Kursverfall war europaweit: Der Leitindex EuroStoxx 50 sackte am Montag bis zum frühen Mittag ebenfalls um rund 3 Prozent ab.

Krisensitzung am Sonntag

Angesichts einer drohenden Verschärfung der Finanzkrise hat die US-Notenbank die Übernahme der angeschlagenen Investmentbank Bear Stearns durch die drittgrößte US-Bank JP Morgan Chase mit einer Risikoübernahme in Höhe von 30 Milliarden Dollar (18,9 Milliarden Euro) abgesichert.

Wie die Fed am Sonntagabend (Ortszeit) nach einer Krisensitzung mitteilte, wurde zugleich ein neues Kreditprogramm aufgelegt, mit dem sich große Wall-Street-Investmentbanken von Montag an Kurzzeitkredite sichern können. Zusätzlich wurde der Diskontsatz um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der Satz, zu dem sich Banken bei der Fed Liquidität verschaffen können, liege nunmehr bei 3,25 Prozent.

Beobachter erwarten, dass die US-Notenbank den entscheidenden Leitzins am Dienstag um 0,75 Prozentpunkte auf dann 2,25 Prozent senken wird.

Die Maßnahmen der Notenbank, die in einer höchst ungewöhnlichen Wochenendsitzung beschlossen wurden, sollten befürchteten Panikreaktionen an den Finanzmärkten am Montag entgegenwirken. Mit dem neuen Kreditprogramm würden den 20 größten US-Investmentbanken kurzfristig Mittel zur Verfügung gestellt, teilte die Fed in Washington mit.

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