Süddeutsche Zeitung

Ärger nach dem Stresstest:Wütend auf deutsche Banken

Sechs deutsche Institute haben ihre Krisen-Investments in Südeuropa verschwiegen - das traute sich von den übrigen europäischen Banken im Stresstest sonst kaum ein Geldhaus. Die Aufsichtsbehörde CEBS ist ungehalten.

Harald Freiberger, Frankfurt

Die Heimlichtuerei einiger deutscher Banken beim Stresstest erzürnt die europäischen Aufseher. Von den 14 getesteten Instituten haben nur acht ihre Engagements in Anleihen europäischer Staaten veröffentlicht.

Die Deutsche Bank, die Postbank, die Landesbank Berlin, die WGZ Bank, die DZ Bank und die Hypo Real Estate (HRE) legten der europäischen Aufseher-Vereinigung Cebs keine Daten vor. "Wir waren uns mit allen Aufsichtsbehörden und den teilnehmenden Banken einig, dass die Staatsrisiken Bank für Bank veröffentlicht würden", sagte Cebs-Generalsekretär Arnoud Vossen der Financial Times Deutschland.

Er will mit den Aufsichtsbehörden in Deutschland, der Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), nun über den Fall sprechen.

Außer den sechs deutschen Instituten hat nur noch eine der 91 geprüften europäischen Banken ihre Anleihen-Engagements nicht veröffentlicht: die griechische ATE-Bank, die wie die HRE und fünf spanische Sparkassen durch den Stresstest fiel.

Veraltete Zahlen

Die Veröffentlichung dieser Daten war zwar freiwillig, trotzdem stehen die betreffenden Institute nun schlecht da; sie müssen sich den Verdacht gefallen lassen, sie hätten etwas zu verbergen.

Einige der betroffenen Banken wiesen den Vorwurf der Heimlichtuerei am Montag zurück. Die Postbank begründete den Verzicht auf die Veröffentlichung damit, dass die Zahlen veraltet gewesen seien. Die Tester hatten die Daten zum Stichtag 31. März 2010 verlangt. Offenbar hat die Postbank in der Zwischenzeit Anleihen der südeuropäischen Staaten abgebaut und wollte die alten Zahlen nicht mehr veröffentlicht sehen.

Am Montag schob das Geldinstitut aktuelle Daten nach: Es hielt am 20. Juni 4,6 Milliarden Euro in italienischen Papieren, 1,3 Milliarden in griechischen, 1,2 Milliarden in spanischen, 300 Millionen in irischen und 50 Millionen in portugiesischen Staatsanleihen.

Die Deutsche Bank verwies darauf, dass ihr Risikovorstand Hugo Bänziger schon im Juni Zahlen genannt habe. Dabei kam heraus, dass die Engagements in Griechenland, Portugal, Spanien und Irland verschwindend gering sind, nur in Italien besitzt die Deutsche Bank Anleihen in nennenswertem Umfang.

Ein Sprecher deutete an, dass sich das Geldhaus an diesem Dienstag näher zu ihrem aktuellen Engagement äußern werde, wenn es die Halbjahreszahlen veröffentlicht.

Während fast alle europäischen Bankenaktien am Montag positiv auf die Stresstests reagierten, fiel der Aktienkurs der Deutschen Bank zeitweise um knapp drei Prozent. "Einige sind unzufrieden, da die Deutsche Bank ihr Staatsanleihen-Portfolio nicht im Detail veröffentlichen wollte", sagte ein Frankfurter Händler.

Keine Ruhe nach dem Rettungspaket

Zudem fürchteten einige Anleger, dass die Bank im Krisenfall für ihre künftige Tochter Postbank einstehen muss, die den Stresstest nur knapp bestanden hat.

Die Veröffentlichung der Engagements in den kriselnden südeuropäischen Staaten war eigentlich ein zentraler Bestandteil des Stresstests. Schließlich war die Krise bei diesen Anleihen der Hauptgrund, warum es überhaupt zu den Überprüfungen kam.

Anfang Mai waren die Zinsen für die Anleihen von Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und Irland stark gestiegen, weil immer mehr Zweifel daran aufkamen, ob Griechenland seine Schulden zurückzahlen kann und nicht die anderen Staaten damit angesteckt würden. Die EU schnürte daraufhin ein Rettungspaket über 750 Milliarden Euro, das für die Anleihen dieser Staaten garantieren soll.

Ruhe kehrte damit aber nicht ein. Denn in den Wochen danach schossen sich die Finanzmärkte auf die spanischen Banken ein, von denen vermutet wurde, dass sie besonders viele fragliche Anleihen hielten.

Weil die Zweifel so groß waren, bekamen diese Institute von anderen Banken schon kaum mehr Geld. Deshalb ging die spanische Regierung in die Offensive und forderte eine Veröffentlichung der Stresstests. Sie wollte zeigen, dass die eigenen Banken gar nicht so schlecht dastehen. Die Bundesbank war von Anfang an nicht begeistert über die Veröffentlichung der Stresstests. Nun geht der Ärger für sie auch danach noch weiter.

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SZ vom 27.07.2010/pak
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