Ärger für Fondsmanagerin:Intrigen gegen eine Superfrau

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Die britische Fondsmanagerin Nicola Horlick legte sich einst mit der mächtigen Deutschen Bank an. Jetzt gerät sie in Bedrängnis.

Andreas Oldag

Jahrelang galt die britische Fondsmanagerin Nicola Horlick als einer der erfolgreichsten Bankerinnen im Londoner Finanzviertel. Sie setzte sich gegen ihre Testosteron-gesteuerten Kollegen mit Verve und Schlagfertigkeit durch, galt als Superfrau. Nun gerät allerdings der von ihr gegründete Investmentfonds Bramdean Alternatives Ltd. (BA) in Bedrängnis.

Fondsmanagerin Nicola Horlick unter Druck: Ihr Investmentfonds Bramdean Alternatives Ltd. (BA) hat wegen der Finanzkrise etwa 30 Prozent seines Werts eingebüßt. (Foto: Foto: AFP)

Der Fonds, der zunächst auch Kleinanleger anlocken sollte, hat laut Branchenberichten wegen der Finanzkrise seit 2008 etwa 30 Prozent seines Werts eingebüßt. Negativ wirkt es sich zudem aus, dass BA offenbar Geld beim US-Finanzbetrüger Bernard Madoff angelegt hatte.

Horlick lässt verlauten, dass ihre eigene Finanzfirma Bramdean Asset Management unabhängig vom börsenotierten Bramdean Alternatives sei. Doch falls der Fonds mit Sitz auf der Kanalinsel Guernsey aufgelöst wird, wie Finanzanalysten in London nicht ausschließen, würden Horlick lukrative Managementgebühren entgehen.

Operettenhafter Streit

Für Aufsehen in London sorgt ein operettenhafter Streit, der nun zwischen Horlick und dem millionenschweren Investor Vincent Tchenguiz ausgebrochen ist. Der Bruder des bekannten Private-Equity-Unternehmers Robert Tchenguiz will das Management von BA in die Wüste schicken. Er selbst hält 29 Prozent an dem Fonds und klagt über erhebliche Verluste.

Horlicks "Friedensgespräche" mit Tchenguiz seien geplatzt, schrieb jetzt die Sunday Times. Danach hatte die 48-Jährige versucht, den für seinen aufbrausenden Charakter bekannten Tchenguiz von weiteren Attacken abzuhalten. Doch offenbar vergebens. Inzwischen hat sich Tchenguiz mit weiteren BA-Investoren verbündet, darunter kleineren Pensionsfonds. Starten sie eine Anti-Horlick-Kampagne, schadet das dem Image der Geldmanagerin.

Sie hatte sich mit der Gründung von BA geschickt in Szene gesetzt und damit geworben, dass die Mindestanlagesumme von umgerechnet 1300 Euro besonders auch für Kleinanleger attraktiv sei. BA investiert unter anderem in Hedgefonds und Kapitalbeteiligungs-Firmen. Sie leiste einen Beitrag zur "Demokratisierung" der Finanzwelt, erklärte sie.

Lesen Sie auf der nächsten Seite über Horlicks Anfänge im Investmentgeschäft - und wie sie es auf eine Machtprobe mit der Deutschen Bank ankommen ließ.

Bald zeichnete sich aber ab, dass der Fonds sein Ziel verfehlt, 250 Millionen Pfund einzusammeln. So muss es für Horlick ein glücklicher Zufall gewesen sein, dass sich der Immobilienkönig Tchenguiz an BA beteiligte. Es war eine Zeit, als die beiden Geschäftspartner noch gemeinsam auf einer Party in Cannes an der Côte d'Azur gesehen wurden.

Kapitulieren oder sich unterkriegen lassen sei für sie niemals in Frage gekommen, erklärte die resolute Finanzmanagerin und Mutter von fünf Kindern einmal. Nach ihrem Oxford-Abschluss begann Horlick 1983 als Management-Trainee bei der Bank SG Warburg, die später vom Schweizer Bankenkonzern UBS übernommen wurde. Steil aufwärts ging es dann bei der Investmentbank Morgan Grenfell, bei der sie 1992 zu einer der jüngsten Direktorinnen avancierte.

Spektakulärer Showdown

Dort geschah es 1997, dass sie für einen im Londoner Finanzviertel spektakulären Showdown sorgte. Nach der Übernahme von Morgan Grenfell durch die Deutsche Bank setzten die feinen Herren in der Frankfurter Bankzentrale die unbequeme Managerin vor die Tür. Vorgeworfen wurde ihr, dass sie ein Komplott geschmiedet habe, zusammen mit 40 Mitarbeitern zur niederländischen Konkurrenzbank ABN Amro zu wechseln. Die Kundschaft habe sie gleich mitnehmen wollen, hieß es.

Horlick wollte jedoch ihre Entlassung nicht akzeptieren. Kurzerhand erklärte sie ihr Büro am Londoner Finsbury Circus für besetzt. "Wenn sie mich anfassen, rufe ich die Polizei", schrie sie. Wutentbrannt machte sie sich nach Frankfurt auf, um dort den Bankvorstand zur Rede zu stellen. In ihrem Tross war eine Meute Journalisten.

Mit ihrer Frankfurt-Attacke hatte sie zwar keinen Erfolg. Es blieb beim Rauswurf. Doch nach dieser theaterreifen Nummer kannte sie an der Themse jeder. Sie wechselte zur Fondsmanagementtochter der französischen Großbank Société Générale. Doch dort war es der Skifahrerin und Musikliebhaberin - sie mag Pink Floyd - allerdings zu langweilig. Horlick gründete ihre Investmentfirma Bramdean Asset Management.

© SZ vom 14.05.2009/kaf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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