Ärger bei Dresdner Kleinwort:Bleibeprämien trotz Stellenabbau

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In der Belegschaft der Dresdner Kleinwort brodelt es. Während viele Angestellte um ihren Job zittern, werden riesige Bleibeprämien für Top-Manager bezahlt.

Die Verträge sind in trockenen Tüchern - doch die Mitarbeiter von Commerzbank und Dresdner Bank sind verunsichert. Vor allem bei der Dresdner Kleinwort, der Investmentgesellschaft der Großbank, ist in diesen Tagen der Ärger groß. Wie es weitergeht, das fragen sich viele in diesen Tagen. Sicher ist nur, dass der neue Eigner, die Commerzbank, das Investmentbanking deutlich zurückfahren will - und damit auch das Personal der Dresdner Kleinwort.

Schwere Zeiten für die Dresdner Kleinwort: Der neue Eigner Commerzbank will das Investmentbanking eindampfen. (Foto: Foto: dpa)

Umso verwunderter sind die Angestellten deshalb, dass trotz des geplanten Jobabbaus führende Mitarbeiter mit millionenschweren Bonuszahlungen an Bord gehalten werden. "Man muss einfach sicherstellen, dass diese Leute nicht reihenweise weglaufen", zitiert das Handelsblatt einen Insider.

Seit Wochen gebe es bei Dresdner Kleinwort einen garantierten Bonus-Pool, um wichtige Mitarbeiter zu halten, heißt es in dem Bericht. Dieser Topf belaufe sich auf 75 Prozent des Vorjahresvolumens. Hinzu kämen für wichtige Banker Halteprämien, die neben Bargeld auch aus einer Aktien- oder Aktienoptionskomponente bestünden.

Chef der Dresdner Kleinwort geht

Bei einem prominenten Kopf hat die Taktik allerdings nicht funktioniert - vielleicht wurde sie in diesem Fall auch gar nicht angewendet. Nach Informationen der britischen Tageszeitung The Times hat der Chef der Dresdner Kleinwort, Stefan Jentzsch, bereits seinen Abschied angekündigt. Jentzsch habe zu Mitarbeitern gesagt, er werde den Posten Anfang 2009 aufgeben, berichtete die Zeitung. Die Sparte war infolge der Finanzmarktkrise tief in die Verlustzone gerutscht und soll im Zuge des Verkaufs deutlich abgespeckt werden.

Von den Beteiligten gab es keinen Kommentar. Die Dresdner Kleinwort, die bisherige Konzernmutter Allianz und die Commerzbank lehnten auf Nachfrage eine Stellungnahme ab.

Britischer Broker an Kleinwort interessiert

Unterdessen ist die weitere Zukunft der Investmentbank unklar. Einem Bericht der Financial Times zufolge, prüft der britische Broker Collins Stewart den Kauf von Teilen der Dresdner Kleinwort. Die Kapitalmarkt- und Handelssparte der Dresdner Kleinwort würde das Kerngeschäft von Collins Stewart gut ergänzen, während das Beratungsgeschäft die Collins-Tochter Hawkpoint stärken würde, hieß es in dem Bericht. Ein Insider habe eine Transaktion allerdings als unwahrscheinlich eingeschätzt. Collins Stewart war am Mittwoch zunächst nicht für eine Stellungnahme zu dem Bericht erreichbar.

Auch bei den Angestellten der Dresdner Bank gärt es gewaltig. Die Beschäftigten wollen rasche Klarheit über den angekündigten Abbau tausender Stellen. In der Belegschaft herrsche Wut und Trauer, weil sich nach 136 Jahren das Ende des Traditionshauses abzeichne, sagte die Vorsitzende des Dresdner-Gesamtbetriebsrates, Claudia Eggert-Lehmann.

Die Betriebsräte fordern, beide Banken müssten sich an einen Tisch setzen, um über soziale Sicherungen zu sprechen. "Unser Ziel ist ein Integrations- und Sozialtarifvertrag", sagte Eggert- Lehmann. Die Lasten müssten gleich verteilt werden: "Wir fordern eine transparente Besetzung der verbleibenden Stellen nach einheitlichen Kriterien." Ansonsten sei zu befürchten, dass "der größte Teil des Personalabbaus die Dresdner Bank treffen" werde, sagte Eggert-Lehmann.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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