Ackermann-Nachfolge:Es kann nur einen geben

Lange hat Deutsche-Bank-Chef Ackermann die Frage seiner Nachfolge beiseitegeschoben. Jetzt wird Axel Weber als Kandidat gehandelt. Aber kann der Professor auch Manager sein?

Harald Freiberger

Nach seinem Rückzug bei der Bundesbank rückt Axel Weber offiziell in die Riege der Kandidaten auf, die Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nachfolgen könnten. Schon seit Dezember wird darüber spekuliert. Das Kreditinstitut sagte dazu bisher immer, es gebe dazu keinen Anlass. Es will den Vorgang auch weiter nicht kommentieren. Bei Personen, die mit dem Thema vertraut sind, heißt es aber, dass sich durch Webers Rückzug bei der Bundesbank für die Deutsche Bank "erstmals theoretisch eine mögliche zusätzliche Option für einen Nachfolger von außen" ergebe. Das sei bisher nicht der Fall gewesen, weil man davon ausgegangen sei, dass Weber das Amt des EZB-Präsidenten anstrebt.

Bundesbank-Chef Weber und Josef Ackermann

"Große Geneigtheiten" soll es bei der Deutschen Bank für Noch-Bundesbank-Chef Axel Weber (links) geben. Auch Josef Ackermann schätzt ihn sehr. Weber ist jedoch nicht der einzige Kandidat für den Chefposten.

(Foto: dpa)

Der Bundesbank-Chef kündigte am vergangenen Freitag nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an, dass er sich zum 30. April von seinem Amt zurückzieht. Auch eine Kandidatur für den Posten des EZB-Präsidenten kommt nicht mehr in Frage. "Damit ergibt sich eine neue Ausgangslage, Weber steht dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung", heißt es in den Kreisen. Ob und wann die Deutsche Bank mit ihm über die Nachfolge von Ackermann spricht, steht aber noch nicht fest. Wenn überhaupt, werde es sicher nicht vor seinem Ausscheiden aus dem Amt sein.

Die Entscheidung, mit Weber zu sprechen, liegt beim Aufsichtsrat, der für die Besetzung des Vorstandspostens zuständig ist. Ackermann selbst ist in die Suche seines Nachfolgers aber eingebunden. Von ihm ist bekannt, dass er Weber sehr schätzt. Vor allem, dass dieser in der Euro-Krise konsequent seinen stabilitätsorientierten Kurs wahrte, rechnet ihm Ackermann hoch an.

Weber begründete seinen Rückzug von der EZB-Kandidatur nun damit, dass er mit seinem harten Kurs in der Notenbank "eine Minderheitsmeinung vertritt", dadurch würde seine Glaubwürdigkeit leiden. Diese Begründung nötigt Ackermann weiteren Respekt an. "Es ist deshalb Unsinn zu glauben, Weber wäre bei der Deutschen Bank verbrannt", heißt es in Finanzkreisen. Es gebe "große Geneigtheiten" für ihn, er sei "ein Mann von großem Kaliber", der Deutschland nach außen repräsentieren könne; von ihnen gebe es nicht viele.

Weber schließt nicht aus, zu einer Bank zu gehen

Weber selbst will sich zu seiner Zukunft nicht konkret äußern, doch zwischen den Zeilen wird klar, dass er auch nicht ausschließt, bei einer Bank zu arbeiten. "Sollte ich zu einem Finanzinstitut gehen", sagte er dem Spiegel, "entscheiden meine Kollegen im Bundesbank-Vorstand, wie lange der Abstand zu meinem Abschied sein muss - üblich ist ein halbes Jahr." Eine neue Tätigkeit werde er aber sicher nicht vor dem Jahr 2012 aufnehmen. Nach dem 30. April wolle er zunächst eine Auszeit nehmen, außerdem lebe seine Volkswirtschaftsprofessur in Köln wieder auf, die derzeit ruhe. Indirekt nimmt Weber auch Bezug auf eine einjährige Karenzzeit, die für Mitglieder des EZB-Rats gilt; diese Regelung ist aber freiwillig.

Vom Zeitpunkt her könnte das für die Ackermann-Nachfolge passen. Der Vertrag des Deutsche-Bank-Chefs läuft bis Mai 2013. Schon seit längerem wird aber spekuliert, dass er sich früher verabschieden könnte, um eine zu lange Übergangszeit zu vermeiden. Als Termin kommt der Mai 2012 in Frage, also ein Jahr früher. Dann könnte sich Ackermann perfekt verabschieden, sollte er das hochgesteckten Ziel für 2011 erreichen, einen Vorsteuergewinn von zehn Milliarden Euro zu erzielen. Exakt im Mai 2012 wäre Webers einjährige Karenzzeit vorbei.

Die Tatsache, dass Weber für die Deutsche Bank ein ernster Kandidat ist, muss noch nicht heißen, dass er es auch wird. Nach wie vor gelten auch vier interne Kandidaten als Anwärter für den Chefposten: Investmentbanking-Chef Anshu Jain, Privatkundenvorstand Rainer Neske, Finanzchef Stefan Krause und Risikovorstand Hugo Bänziger. Zu ihnen ist jetzt ein externer Kandidat hinzugekommen.

Es gibt aber weiter kritische Stimmen über Weber. "Ich wüsste nicht, was er bei der Deutschen Bank sollte, er wäre überhaupt nicht dafür qualifiziert", sagte der Frankfurter Top-Personalberater Heiner Thorborg der SZ. "Dass er kein guter Kommunikator ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Außerdem ist er ein Professor, kein Manager, der eine so große Bank leiten könnte."

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