Ackermann gegen Börsig:Zoff der Banker ist beigelegt

Frieden in Frankfurt: Deutsche-Bank-Chef Ackermann und sein Chefaufseher Börsig vertragen sich wieder - zugleich bricht der Aktienkurs drastisch ein.

Im zweiten Quartal des Jahres hat die Deutsche Bank erneut einen Milliardengewinn eingefahren. Zugleich hat der Aufsichtsrat des Instituts den Vertrag von Ackermann nun auch formell um drei Jahre verlängert. Der 61-jährige Schweizer steht somit noch bis zur Hauptversammlung 2013 an der Spitze der Deutschen Bank.

Deutsche Bank, Reuters

Die Deutsche Bank verdiente von April bis Ende Juni knapp 1,1 Milliarden Euro.

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Ihren Streit um den Umgang mit der Spitzelaffäre legte die Bank vorerst bei. Der Aufsichtsrat entlastete Chefkontrolleur Clemens Börsig. Vorstandschef Josef Ackermann sprach sich für eine Rückkehr zur Normalität aus.

Nach einer fast fünfstündigen Sitzung teilte der Aufsichtsrat mit, Kontrollgremium und Vorstand hätten den Bericht der Anwaltskanzlei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton zu der Affäre zur Kenntnis genommen. "Danach wurden die zweifelhaften Methoden nicht von Mitgliedern des Aufsichtsrats oder Vorstands legitimiert."

Vergangene Woche hatte die Deutsche Bank zunächst davon gesprochen, der Bericht sehe keine Mitwisserschaft oder Verantwortung beim Vorstand. Dagegen habe Aufsichtsratschef Clemens Börsig in einem Fall die Nachforschungen bei einem Aktionär womöglich veranlasst.

Darüber hatte sich in den vergangenen Tagen ein heftiger Streit entfacht, im Zuge dessen sich Aufsichtsrat und Vorstand hinter den Kulissen gegenseitig Vorwürfe machten. Die Mitteilung wird nun von Insidern so interpretiert, dass die Bank sich nach außen geschlossen präsentieren und beide Führungsgremien von einer Mitverantwortung für die Affäre weitgehend entlasten will.

In ihrem eigentlichen Geschäft ist die Deutsche Bank dagegen der Normalität ein Stückchen näher gekommen. Unterm Strich verdiente das Institut von April bis Ende Juni knapp 1,1 Milliarden Euro. Im Vorquartal waren es fast 1,2 Milliarden Euro, vor einem Jahr lediglich 645 Millionen Euro. Ackermann blieb aber trotz des zweiten Milliardengewinns in Folge vorsichtig.

Ackermann gibt sich vorsichtig

"Der Ausblick für das verbleibende Jahr 2009 hängt stark davon ab, wie es mit der Entwicklung der globalen Wirtschaft weitergeht", sagte er.

Grund für das florierende Geschäft war vor allem das vielgescholtene Investmentbanking. Zuletzt hätten sich die Finanzmärkte weiter stabilisiert. Doch Ackermann warnte: Für eine Entwarnung sei es zu früh: Das Umfeld sei unsicher.

Das ließ die Anleger aufhorchen. Die Titel des Instituts, die in den letzten Wochen deutlich zugelegt hatten, brachen um fast elf Prozent ein.

Und noch etwas trübte die glänzende Stimmung leicht ein: Ihr vielgescholtenes Renditeziel von 25 Prozent vor Steuern verfehlte die Deutsche Bank anders als im ersten Quartal: Der Wert sank auch wegen einiger Sonderbelastungen wie einer deutlich höheren Vorsorge für Kreditausfälle auf 16 Prozent.

Im zweiten Quartal profitierte die Bank vor allem von einem glänzenden Ergebnis in ihrer Paradedisziplin - dem Geschäft mit Anleihen und Währungen. Dieses verhalf dem Investmentbanking zu einem Vorsteuergewinn von rund einer Milliarde Euro, nachdem es im Vorjahresquartal noch im Minus war.

Einen Dämpfer gab es dagegen im Geschäft mit Privatkunden. Hier rutschte die Bank wegen Schwierigkeiten in der Vermögensverwaltung und der Verlagerung von Stellen vor Steuern mit einem Minus von 30 Millionen Euro in die roten Zahlen, nachdem sie vor einem Jahr noch 570 Millionen Euro verdient hatte.

Industriebeteiligungen veräußert

In der Abwicklung von Bankdienstleistungen hatte die Bank in Europa rund 1100 Arbeitsplätze gestrichen. An anderer Stelle, vor allem in der Kundenberatung, sollen dagegen etwa 2500 neue Arbeitsplätze entstehen. Der Abbau der Jobs kostete das Institut im vergangenen Quartal 150 Millionen Euro.

Weitere Kosten durch solche Abfindungszahlungen seien nicht zu erwarten, sagte ein Konzernsprecher. Die Erträge im Privatkundengeschäft blieben im vergangenen Quartal bei 1,4 Milliarden Euro in etwa stabil. Die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite erhöhte sich dagegen um die Hälfte auf 217 Millionen Euro.

Sorgenfalten bereitet Bankchef Josef Ackermann im Privatkundengeschäft vor allem die Vermögensverwaltung. Die Erträge brachen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wegen des schwierigen Marktumfelds um mehr als ein Drittel auf 618 Millionen Euro ein. Kunden hielten sich mit Investitionen zurück oder zogen Gelder aus Fonds ab. Vor Steuern erzielte die Deutsche Bank in dem Geschäftsfeld einen Verlust von 85 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte noch ein Vorsteuergewinn von 242 Millionen Euro zu Buche gestanden.

Einnahmen erzielte die Deutsche Bank auch durch den Verkauf von Beteiligungen an deutschen Industrieunternehmen. Diese Beteiligungen hat Deutschlands größte Privatbank im vergangenen Quartal nahezu komplett reduziert. Vor allem der Verkauf von Anteilen an Linde und Daimler spülte einen Gewinn von 132 Millionen Euro in die Kassen. Am Autohersteller Daimler hält das Institut inzwischen nur noch eine Beteiligung von 0,9 Prozent. Den Anteil am Industriegasekonzern Linde hat sie vollständig reduziert.

Die Bank beschäftigte Ende Juni insgesamt weltweit knapp 79.000 Mitarbeiter und damit etwas weniger als Ende März. In Deutschland blieb die Zahl der Mitarbeiter mit rund 28.000 stabil.

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