Haustiere:Lohnen sich Versicherungen für Tiere?

Tierarztpraxis

Tierärzte halten eine Police oft für sinnvoll - im Gegensatz zu Verbraucherschützern (Archivbild).

(Foto: dpa)
  • Behandlungskosten für Haustiere können für die Besitzer teuer werden. Tierärzte raten daher, Versicherungen abzuschließen.
  • Verbraucherschützer empfehlen, die Tiere unter Umständen nicht zu versichern und die Prämien stattdessen für künftige Behandlungen zu sparen.

Von Nina Nöthling

Fast zehn Millionen Deutsche besaßen 2014 einen Hund, einige von ihnen auch mehrere Hunde, zeigt eine Berechnung des kommerziellen Statistikportals Statista. Doch was passiert, wenn das Haustier krank wird? Entsprechende Versicherungen für Tiere sind zu teuer und haben viele Einschränkungen - sagen Verbraucherschützer. Tierärzte dagegen empfehlen sie.

Wenn es den Tieren einmal nicht so gut geht, bleibt den Besitzern nur der Tierarztbesuch, um herauszufinden, ob das Tier nun eine Magenverstimmung hat oder etwas Schlimmeres. Das kostet im besten Fall 50 Euro für die Untersuchung, oder aber mehr als 1500 Euro, wenn etwa ein Hund einen vergifteten Köder gefressen hat. Immer häufiger berichten Besitzer und Tierschützer von solchen Fällen. Doch auch eine Krankenversicherung übernimmt nicht alle Kosten, warnen Verbraucherschützer. Der Versicherer erstattet meist nur einen Teil der Ausgaben.

Bei einer Vergiftung beispielsweise muss das Tier in einer Tierklinik behandelt und möglicherweise der Magen ausgepumpt werden. Im schlimmsten Fall sind Tropf und Blutkonserven notwendig. Geht es ihm besser, muss es danach regelmäßig zur Kontrolle. Von den Behandlungskosten übernimmt ein Großteil der Versicherer nur etwa 80 Prozent, auch Medikamente müssen Besitzer oft selbst zahlen. Nachuntersuchungen zahlt der Versicherer nur, wenn sie bis 15 Tage nach der Behandlung erfolgen.

Welche Kosten in welchem Umfang übernommen werden, variiert je nach Police. Auf dem Markt gibt es Krankenvollversicherungen, Krankenbasisversicherungen oder OP-Versicherungen. Unternehmen bieten diese Verträge aber nur für gesunde Hunde an. Deshalb sollten Tierbesitzer eine Police möglichst früh abschließen, rät Andrea Reis vom Versicherungsmakler Schirmer. Bei der Allianz beispielsweise ist der Neuabschluss einer Police nach dem siebten Lebensjahr des Tieres nicht mehr möglich. Bei anderen Versicherern erhöht sich der Beitrag oder die Selbstbeteiligung, sobald der Hund ein bestimmtes Alter überschreitet. Das gilt dann sowohl für Neuverträge als auch für bereits bestehende Policen.

Weiter behalten sich Versicherer das Recht vor zu kündigen, wenn sie nach einem Krankheitsfall zahlen müssen. Wer das befürchtet, kann sich überlegen, kleinere Rechnungen wie Impfungen und Kontrolluntersuchungen selbst zu zahlen, sagt Reis. Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen empfiehlt deshalb: "Das, was man als Prämien zahlen würde, lieber zur Seite legen und im Ernstfall zweckgebunden ausgeben." Bei vielen Policen zahle man über die Jahre hinweg mehr, als die Behandlungskosten betragen. Beim Beispiel der Vergiftung hat der Besitzer bereits nach zwei Jahren mehr in die Vollversicherung eingezahlt, als er für die Behandlung ersetzt bekommen würde.

"In Deutschland haben nur etwa ein Prozent der Tierhalter eine Absicherung."

Es sei auch nicht garantiert, dass der Versicherer im Schadensfall überhaupt zahle, so Weidenbach. Viele Policen schließen Kastrationen und Diätfutter aus, genauso wie Routineuntersuchungen und Wurmkuren. Wer Wert auf alternative Heilmethoden legt, geht auch oft leer aus. Addiert man Prämien und Extrakosten, die der Besitzer trotz Police selber trägt, lohne sich eine Tierkrankenversicherung in den meisten Fällen nicht, so Weidenbach.

Astrid Behr vom Bundesverband praktizierender Tierärzte sieht das anders. "In Deutschland haben nur etwa ein Prozent der Tierhalter eine Absicherung für den Krankheitsfall. Das ist viel zu wenig", findet sie. In Schweden und Norwegen seien es etwa 50 Prozent. Dieser niedrige Prozentsatz schade vor allem den Tieren. "Wer keine Versicherung hat, wartet zu lange, bis er mit dem Tier in die Praxis kommt, weil er die möglichen Kosten fürchtet", sagt Behr. "Doch dadurch wird der Schaden für das Tier umso größer und für den Besitzer teurer." Die wenigsten Menschen legten Geld für einen medizinischen Notfall ihres Tieres beiseite. Deshalb sei eine Tierkrankenversicherung im Sinne des Tieres absolut richtig.

Annegret Laufer von der Uelzener Versicherung weist daraufhin, dass die Tierarztkosten steigen. "Deshalb sollte man sich vor dem Kauf eines Tieres unbedingt überlegen, ob man Arzt oder Police bezahlen kann." Eine Krankenvollversicherung kostet bei der Uelzener etwa 84 Euro pro Monat, also 1008 Euro im Jahr. Das ist eine Menge Geld. Mit dieser Police bekommt der Hundebesitzer finanzielle Unterstützung bei alternativen Behandlungen, Wurmkuren, Kastrationen und Routinebehandlungen. Allerding erstattet die Uelzener Versicherung wie andere Versicherer Tierarztkosten nur bis zum zweifachen Satz der Gebührenordnung. Viele Tierärzte berechnen aber den dreifachen Satz.

Günstigere Krankenversicherungen, für etwa 50 Euro im Monat, gibt es zum Beispiel bei der Allianz. Doch bei solchen Policen sind die Kosten, die der Besitzer zusätzlich selber trägt, oft höher und es gibt mehr Einschränkungen.

Während die Entscheidung zum Abschluss eine Tierkrankenversicherung dem Besitzer überlassen bleibt, sind Haftpflichtpolicen für Hunde in einigen Bundesländern Pflicht. Dazu gehören Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie greifen, wenn der Hund ein anderes Tier oder einen Menschen beißt oder indirekt anderen einen Schaden zufügt. Laut Weidenbach sind die Bedingungen bei Tierhalterhaftpflichtpolicen kundenfreundlicher als bei Krankenversicherungen. Policen gibt es von 4,30 Euro bis 17 Euro monatlich mit einer Deckungssumme von fünf bis fünfzehn Millionen. In Basis-Haftpflichtpolicen sind Listenhunde, also als gefährlich eingestufte Rassen, häufig ausgeschlossen. Für Rassen wie Pitbull und Boxer muss der Besitzer entweder ein Premium-Police abschließen oder ein Aufpreis bezahlen.

Wenn der Hund bei Freunden das Sofa zerfetzt oder beim Spaziergang einen Unfall verursacht, wird das für den Besitzer teuer. Tierhalterhaftpflichtversicherungen übernehmen nicht nur die Kosten, sondern überprüfen auch den Anspruch des Geschädigten und wehren unberechtigte Forderungen ab. Ist der Anspruch berechtigt, bezahlt der Versicherer Schäden an fremden Tieren, Personen sowie am Hundehalter selbst.

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