Abgeltungssteuer:Der Fiskus muss draußen bleiben

Steuersparfonds gehören bei deutschen Anlegern zu den meistgefragten Produkten, doch die Renditen sind eher dürftig

Thomas Öchsner

Im Januar 2009 brechen für viele Sparer härtere Zeiten an: Dann gilt die pauschale Abgeltungsteuer von 25 Prozent auf Kapitalerträge, und dann müssen viele Anleger einen größeren Teil ihrer Einkünfte aus Wertpapieren und Fonds an den Fiskus abgeben.

Gefragt sind deshalb Anlagen, mit denen sich einerseits ordentlich Geld verdienen lässt, andererseits steuerpflichtige Gewinne erst gar nicht entstehen - und das möglichst ohne Risiko. Schließlich machen die meisten Deutschen in der Finanzkrise um den Aktienmarkt einen großen Bogen und suchen sichere Häfen, um ihr Geld zu parken. Unter risikoscheuen Anlegern sind deshalb derzeit besonders Steuersparfonds beliebt, auch wenn unabhängige Experten nicht allzu viel von den Produkten halten.

Die neuen Stars der Branche lassen sich nicht einer bestimmten Fondsgattung zuordnen. Mal handelt es sich um Geldmarktfonds, mal um Rentenfonds. Gemeinsam ist allen, dass sie in Anleihen und Wertpapiere mit sehr kurzer Laufzeit investieren und mehr oder weniger verschwurbelt als ein entscheidendes Anlageziel das Optimieren von Steuern angeben.

Gebühren zehren am Ertrag

In den Fondsporträts ist dann von "einer möglichst hohen Nachsteuerrendite" die Rede oder von einem Produkt, das sich besonders "für steuerempfindliche Anleger" eigne. Das dürften vor allem Kunden sein, die ihren Sparerfreibetrag bereits ausgeschöpft haben. Steuersparfonds setzen meist auf die gleiche Strategie: "Es geht darum, Zinserträge in steuerfreie Kursgewinne umzuwandeln", sagt Michael Porepp, Produktmanager der Fondsgesellschaft Union Investment (Volks- und Raiffeisenbanken).

Dieses Strickmuster bleibt auch so, wenn die Abgeltungsteuer kommt. Die Fondsanbieter werden aber in Zukunft weniger Geld an die Anleger ausschütten. "Wenn wir Gewinne aus Veräußerungsgeschäften an die Kunden ausgezahlt haben, war dies für die Anleger bislang steuerfrei. Damit ist es 2009 vorbei", sagt Union-Manager Porepp.

Die neue Devise für die Steuersparfonds lautet deshalb: in Zukunft den Großteil der Gewinne im Fondstopf lassen, das Geld dort weiter vermehren und wie bisher auch die steuerpflichtigen Zinserträge minimieren. Davon unabhängig gilt für die Steuersparfonds wie für alle anderen Investmentfonds auch der Bestandsschutz: Wer Fondsanteile vor 2009 kauft und sie mindestens ein Jahr im Depot hält, muss beim Verkauf seiner Fondsanteile die Kursgewinne nicht versteuern.

Das Konzept der Steuersparfonds kommt offenbar gut an: In dem Flaggschiff der Union Investment, dem Fonds Uniopti4, stecken fast 21 Milliarden Euro. Das Vermögen aller steueroptimierten Fonds in Deutschland summiert sich bereits auf mehr als 55 Milliarden Euro, allein in diesem Jahr kamen gut neun Milliarden Euro dazu. Porepp hält die Fonds "im kurzfristigen Anlagebereich für sehr attraktiv und für eine Alternative zum Tagesgeldkonto".

Alternative ist das Tagesgeld

Werner Hedrich, Direktor beim unabhängigen Fondsanalysehaus Morningstar Deutschland, favorisiert dagegen Tages- und Festgeld. Sein Hauptargument: Konten, auf denen das Geld täglich oder nach einigen Monaten verfügbar ist, bringen teilweise mehr als vier Prozent Zinsen. Die meisten Steuersparfonds haben zwar 2007 Renditen von gut drei Prozent erzielt.

Im Drei-Jahres-Vergleich beträgt der jährliche Wertzuwachs jedoch deutlich weniger als drei Prozent. Nach Angaben von Hedrich liegt dies auch an den Verwaltungs- und Managementgebühren, die sich in der Regel auf 0,5 bis 0,7 Prozent summieren und am Gesamtertrag zehren. Hinzu kommt: Bei Tages- oder Festgeld hat der Anleger die Zinsen sicher, bei den Fonds kann auch weniger als erwartet herausspringen. Der Cominvest Adireth verzeichnete 2008 zum Beispiel bislang ein Minus von 0,56 Prozent.

Welches Angebot zum Geldparken besser ist, hängt zuletzt aber von der Rendite nach dem Abzug von Steuern ab. Ein solcher Vergleich ist allerdings ein Versuch mit vielen Unbekannten, weil der Anleger vorher nicht weiß, wie hoch die Rendite seines Fonds nach Steuern sein wird. Sicher ist nur: Ein gutes Tagesgeldkonto mit zum Beispiel vier Prozent Zinsen wird auch nach Abzug von 25 Prozent Abgeltungsteuer mehr bringen als ein Steuersparfonds, der keine drei Prozent abwirft.

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