Türkische Immobilien:Sonnenplatz am Mittelmeer

Für eine Ferienimmobilie in der Türkei sprechen günstige Preise und milde Winter - dagegen ein Dickicht an Paragraphen.

Antje Rößler

Die Türkei hat viel zu bieten: mehr als 300 Sonnentage im Jahr, 8.000 Kilometer Küste und malerische Landschaften. Die schnellen und preiswerten Flugverbindungen sind ein weiterer Pluspunkt. Es spricht also einiges für einen eigenen Ferien- oder Alterswohnsitz unter türkischer Sonne. Längere Aufenthalte sind für Bundesbürger kein Problem: Ein Touristenvisum gilt drei Monate und wird ohne Umstände verlängert.

Ferienhaus

Milde Winter mit durchschnittlich 15 Grad locken viele Deutsche in die Türkei.

(Foto: Foto: ddp)

15.000 Deutsche in der Türkei

Wie viele Deutsche sich an türkischen Küsten niedergelassen haben, lässt sich nur schwer einschätzen. "Die Kinder und Enkel der einstigen Gastarbeiter, die inzwischen deutsche Pässe besitzen, zieht es zurück in die Türkei", sagt Thomas Beyerle, Research-Leiter der Deutschen Gesellschaft für Immobilienfonds (Degi).

"Die Gruppe der Deutschen ohne türkische Verwandte ist recht klein und konzentriert sich im Raum Alanya, gefolgt von Bodrum." Neben den Bundesbürgern würden sich vor allem Russen und Briten für Häuser in der Türkei interessieren.

Milder Winter

Seyhan Arabaci, Geschäftsführerin der Makler- und Baufirma Al-Active Immobilien in Alanya, geht davon aus, dass etwa 15 000 Deutsche in der Türkei leben, davon mehr als die Hälfte in Alanya. Warum gerade dort? "Alanya ist keine der typischen Saison-Städte an der türkischen Küste. Hier kann man das ganze Jahr über einkaufen und etwas unternehmen. Außerdem lieben die Deutschen den milden Winter mit Durchschnittstemperaturen von 15 Grad." Bislang zieht es sonnenhungrige Immobilienkäufer überwiegend nach Spanien, Italien oder auch Griechenland. Dementsprechend niedrig sind die Preise für Häuser und Grundstücke.

"Kleinere Häuser werden schon für 35 000 Euro angeboten; im Schnitt zahlt man für ein Haus 100 000 Euro", sagt Thomas Beyerle, der "eine insgesamt positive Markteinschätzung und sehr günstige Marktpreise" konstatiert. Dass sich ausländische Käufer dennoch zurückhalten, liege an der Furcht vor politischer Instabilität.

Sonnenplatz am Mittelmeer

Zumal durch die jüngsten Entwicklungen auch das Vertrauen in beständige rechtliche Rahmenbedingungen beim Kauf erschüttert sei. Peter Schöllhorn, Vorsitzender der Schutzvereinigung für Auslandsimmobilien, hält die zukünftige Marktentwicklung für unvorhersehbar. "Sie hängt von der Sicherheitslage der Türkei und der angrenzenden Länder ebenso ab wie vom EU-Beitritt", meint er.

Bilaterale Vereinbarungen

Sieht man von den derzeitigen Einschränkungen ab, so dürfen grundsätzlich Angehörige all jener Nationen in der Türkei Immobilien kaufen, die auch türkischen Staatsbürgern den Erwerb innerhalb ihrer Grenzen gestatten. Dank einer solchen bilateralen Vereinbarung haben Bundesbürger keine Probleme beim Grunderwerb. Auch kann die Immobilie jederzeit verkauft und der Erlös zurück ins Heimatland transferiert werden. "Im Todesfall wird, falls Sie es nicht anders verfügt haben, die Immobilie beim türkischen Grundbuchamt auf Ihren gesetzlichen Erben umgeschrieben", ergänzt Seyhan Arabaci.

Auf einige Einschränkungen, die ausländische Käufer betreffen, weist Sven Klaiber hin, der bei der Bundesagentur für Außenwirtschaft das Rechtsreferat Türkei leitet: "Ausländer dürfen weder Immobilien in militärischen Sicherheitszonen erwerben, noch in solchen Gegenden, für die kein Bebauungsplan existiert."

50 Meter weg vom Meer

Das Küstengesetz, das natürlich auch für türkische Käufer gilt, beinhaltet weitere Restriktionen. "Wer Bauland am Meer erwerben will, muss wissen, dass ein 50-Meter-Streifen landeinwärts unbebaut bleiben muss. Auf weiteren 50 Metern dürfen ausschließlich öffentliche Anlagen errichtet werden." Das Gesetz gilt auch für Binnengewässer.

Auch in Naturschutzgebieten und im Umfeld von Kulturdenkmälern sind die Möglichkeiten der Bebauung eingeschränkt. Und schließlich muss der an sich löbliche Ansatz der türkischen Forstpolitik berücksichtigt werden. "Einmal Wald, immer Wald" lautet hier die Devise. "Um zu verhindern, dass Bauland mit dem Streichholz gewonnen wird, darf ein einmal ausgewiesenes Waldgebiet nie wieder anderweitig genutzt werden", erläutert Sven Klaiber. "So gibt es Waldgebiete, auf denen kein einziger Baum mehr steht. Trotzdem darf dort nicht gebaut werden."

Sonnenplatz am Mittelmeer

In diesem Gesetzesdschungel sollten gerade ausländische Interessenten auf eine fundierte Beratung setzen. "Am besten wendet man sich an eine registrierte Immobilienfirma und zieht einen Anwalt hinzu, der den Kaufprozess begleitet", empfiehlt Schöllhorn.

Kellner wird zum Makler

Vorsicht ist in einigen Touristenorten angebracht, wo sich "mancher Kellner oder Juwelier im Nu in einen Makler verwandelt", erzählt Schöllhorn. "Als Kunde haben Sie keinerlei rechtliche Möglichkeiten, den Vermittler zu belangen, sollten dessen Versprechungen nicht zutreffen." Seyhan Arabaci aus Alanya empfiehlt, auf von der Handelskammer zertifizierte Makler zurückzugreifen, die eine sogenannte TSE-Lizenz vorweisen können.

Die Kaufnebenkosten sind überschaubar: "Bei der Eigentumsübertragung zahlt der Käufer drei Prozent des im Grundbuch eingetragenen Immobilienwerts als Grunderwerbssteuer", erklärt Arabaci. "Bei der Grundbucheintragung muss ein vereidigter Dolmetscher anwesend sein, das schlägt mit etwa 50 Euro zu Buche. Weitere Schreibgebühren für Dokumente oder Kopien summieren sich auf maximal 250 Euro", ergänzt sie. Die jährliche Grundsteuer betrage 0,1 Prozent vom deklarierten Wert.

Erdbebenversicherung ist Pflicht

Für alle Wohngebäude ist eine Erdbebenversicherung Pflicht; schließlich gilt mindestens die Hälfte des türkischen Staatsgebiets als erdbebengefährdet. "Da die maximale Deckungssumme jedoch gerade mal 46 000 Euro entspricht, ist der Beitrag gering", findet Sven Klaiber von der bfai.

Zieht man die niedrigen Immobilienpreise und Abgaben ebenso in Betracht wie die geringen Lebenshaltungskosten, so kann man Thomas Beyerle von der Degi nur zustimmen: "Die Türkei ist im Mittelmeer-Raum das günstigste europäische Land, wenn es um den Erwerb einer Immobilie geht."

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