Integration: Pariser Banlieues:Wie man es nicht machen sollte

Lesezeit: 1 min

Seit den Herbstunruhen 2005 weiß man: Die französischen Vorstädte - einst ein Ansatz zur Integration - sind gründlich gescheitert.

Gerd Kröncke

In den Augen der Franzosen, nun ja, derer, deren Väter und Großväter schon französisch waren, ist die Vorstadt ein Hort der Fremden. Die Banlieue, das ist der Ring um Paris und das gutbürgerliche Neuilly, gehört nicht zur Stadt.

Nach dem Tod zweier Teenager auf der Flucht vor der Polizei eskalierte 2005 die Gewalt in den französischen Vorstädten. (Foto: Foto: Reuters)

Vielmehr bezeichnete das Wort ursprünglich den Begriff der Bannmeile, und er ist noch immer treffend, weil die Bewohner in abgelegenen Ghettos isoliert bleiben.

Was einmal als Ansatz zur Integration gedacht war - billiger Wohnraum für eine durchmischte Klientel -, ist in Frankreich gründlich gescheitert. Das weiß man nicht erst seit den Herbstunruhen von 2005.

Wenn, nach Erfahrung und Augenschein, in den Ghettos der Vorstädte die Nicht-Weißen mehr als eine beträchtliche Minderheit ausmachen, so ist dies der Ausdruck einer sozialen Trennung der Bevölkerung. Hier leben eigentlich nicht "die Schwarzen" oder ,,die Araber'' miteinander, denn auch sie sind ja Franzosen oder solche, die es gerne wären und die anderswo keine Wohnung bekommen.

Freilich sind das oft Menschen afrikanischer Herkunft, die aus den Innenstädten vertrieben wurden, weil sie die Mieten nicht länger tragen konnten. Andere haben es nie in die Innenstädte geschafft, weil sie ohnehin auf jenem Level existieren, der ihnen durch die staatliche Unterstützung bleibt. Denn nirgendwo ist die Arbeitslosenquote so hoch wie in den Banlieues.

Sie bleiben unwirtliche Orte. In den Betonburgen ist eine Neben-Gesellschaft entstanden, die kaum Verbindung zur Gemeinschaft der Franzosen hat. Zu spät haben die Städtebauer ihre Sünden der Sechziger erkannt und mühen sich neuerdings um menschlichere Dimensionen.

Es gibt inzwischen zwar einen Minister für Immigration, aber der gilt eher als ein Verhinderer und nicht als Förderer. Von Integration der Zugewanderten kann also vorerst keine Rede sein, egal, ob der Bürger einen französischen Pass hat oder nicht. Sie bleiben unter sich, nicht als ,,Araber'' oder ,,Afrikaner'', sondern als Arme und Abgeschobene.

© SZ vom 23.11.2007/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: