Immobilientochter der LBBW:Angst vor der Heuschrecke

Die EU zwingt die Landesbank Baden-Württemberg zum Verkauf ihrer Immobilentochter. Der bisherige Eigner fürchtet, am Schluss einem Hedgefonds den Zuschlag erteilen zu müssen.

Einer der größten Immobilienverkäufe in Deutschland seit der Finanzkrise weckt Begehrlichkeiten aus dem In- und Ausland: Finanzkreisen zufolge dürfte die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) für ihre Immobilientochter etwa fünf verbindliche Offerten bekommen, deren Wert in der Branche auf rund 1,5 Milliarden Euro taxiert wird.

LBBW faehrt 2009 Fehlbetrag von 1,482 Milliarden Euro ein

Die Immobilientochter der LBBW könnte noch in diesem Jahr zum Verkauf stehen. Kauf-Interessenten gäbe es wohl mehrere.

(Foto: ddp)

Dazu zählten wohl nicht nur strategische Investoren, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen. "Als komplett eigenständige Immobilienplattform ist die Tochter auch für Finanzinvestoren interessant", sagte einer der Insider.

Grundsätzlich sei ein Abschluss zum Jahresende "gut möglich", sagte ein anderer.

Die LBBW muss sich auf EU-Geheiß bis Ende 2012 von ihrem Immobiliengeschäft trennen. Das betrifft insbesondere den Bestand von gut 20.000 Wohnungen, den die LBBW Immobilien GmbH hält.

Inwiefern der Regierungswechsel zu Grün-Rot in Baden-Württemberg den Verkauf verzögern kann, ist nicht absehbar. Die LBBW befindet sich derzeit aber ohnehin noch in der Vorbereitungsphase. So würden etwa rechtliche Punkte geprüft, was sich noch bis zum Sommer hinziehen könne, erklärte die Bank.

Zu möglichen Bietern wollte sie sich nicht äußern. Den Kreisen zufolge wird derzeit auch noch an der Refinanzierung des Wohnungsbestandes gewerkelt, um eine weitere Hürde für mögliche Käufer aus dem Weg zu räumen.

Mehrere Städte formieren Bieter-Konsortium

Mit dem Immobilienkonzern "Deutsche Wohnen" hat sich bereits ein börsennotierter Interessent aus der Deckung gewagt. Daneben haben sich den Kreisen zufolge mehrere Städte zu einem lokalen Bieterkonsortium zusammengeschlossen. Diesem werden gute Chancen zugeschrieben, denn der Verkauf von Wohnungen aus öffentlicher Hand ist in Deutschland seit langem ein heikles Thema. Dass der börsennotierte Immobilienkonzern Gagfah - mehrheitlich im Besitz des US-Finanzinvestors Fortress - in Dresden wegen mutmaßlicher Verletzung von Mieterschutzrechten verklagt wurde, wird die Kritik nach Einschätzung von Branchenkennern nur befeuern.

Allerdings dürfte die Entscheidungsfreiheit der LBBW beim Verkauf der Immobilientochter begrenzt sein. "Der Deal wird sehr klar und offen ablaufen müssen, da die LBBW ansonsten Ärger mit der EU bekommt", sagte einer der Insider. Sollte ein Finanzinvestor das höchste Gebot abgeben, werde er den Zuschlag erhalten müssen - selbst wenn das unpopulär sei.

Auch aus LBBW-Aufsichtsratskreisen verlautete zuletzt, politische Motive würden keine Rolle spielen: "Das geht rein über den Preis", sagte ein Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte.

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