Gemeinschaftsorientiertes Wohnen:Auf gute Nachbarschaft

Prinz Eugen Park. Leute, die laut Ulli die Action koordinieren:

Natalie Schaller ist Geschäftsführerin der Mitbauzentrale München, die im Auftrag von Bayerns Landeshauptstadt tätig ist. Die Organisation ist Anlaufstelle für an gemeinschaftsorientierten Wohnformen Interessierte.

(Foto: Florian Peljak)

Was Interessenten einer Baugemeinschaft wissen und welche Voraussetzungen sie mitbringen sollten, weiß Natalie Schaller von der Mitbauzentrale München.

Interview von Andrea Nasemann

Seit 2010 vergibt die Stadt München ihre Grundstücke an Baugemeinschaften. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinschaftsorientierte Wohnformen weiter zu stärken. Dies soll durch die Bereitstellung von Flächen erfolgen - 20 bis 40 Prozent der städtischen Flächen sollen künftig an Wohnprojekte vergeben werden, heißt es bei der Stadt. Natalie Schaller, Leiterin der Mitbauzentrale München, einer Beratungsstelle für gemeinschaftsorientiertes Wohnen, erklärt, wie Bauwillige vorgehen sollten.

SZ: Wie unterstützt die Stadt München Baugemeinschaften?

Natalie Schaller: Wir bereiten Menschen darauf vor, wie sie gemeinsam bauen können. Wer in einer Baugemeinschaft bauen will, kann sich bei uns darüber informieren, in welcher Rechtsform dies möglich ist, wie man Gleichgesinnte findet und welche Gebiete künftig für den Neubau ausgewiesen werden, was die Kriterien sind, um ein Grundstück zu erwerben etc.

Welche Voraussetzungen müssen Bauwillige mitbringen?

Natürlich muss man in der Lage sein, die Immobilie überhaupt zu finanzieren. Zudem sollten Menschen, die sich in einer Baugemeinschaft zusammenschließen, Interesse an Gemeinschaft haben, gruppenfähig und kompromissbereit sein. In der Gemeinschaft muss man bereit sein, seine Partikularinteressen zurückzustellen. Auch sollte man mit Veränderungen, die ein gemeinsamer Planungsprozess mit sich bringt, umgehen können.

Wie gelangt man denn zu einem Grundstück?

Die Stadt München vergibt die Grundstücke nicht nach Preisgebot, sondern im sogenannten Konzeptverfahren. Die Grundstücke werden von der Stadt allerdings zum marktüblichen Preis an Baugemeinschaften veräußert. Die Baugemeinschaft, die das beste Konzept vorlegt, bekommt den Zuschlag. Bausteine können hier zum Beispiel ein Mobilitätskonzept sein oder energetische Kriterien wie Energiestandard oder die Verwendung nachwachsender Rohstoffe. Auf ein Grundstück bewerben kann sich nur eine Baugemeinschaft, die bereits einen GbR-Vertrag abgeschlossen hat und aus mindestens 20 Prozent der zukünftigen Mitglieder besteht. Alle Haushalte müssen Selbstnutzer sein, das heißt die Wohnungen später selbst beziehen. Zur Bewerbung muss die Gruppe bereits eine Projektsteuerung und einen Architekten angeben.

Was sind die größten Vorteile des gemeinsamen Bauens?

Da die Baugemeinschaft für sich selbst baut, strebt niemand an, mit dem Bauvorhaben einen Gewinn zu erzielen. Wagnis- und Gewinnaufschlag eines Bauträgers entfallen. Die daraus entstehenden Kostenvorteile investieren die Gruppen meist in bessere Qualitäten, wie zum Beispiel höhere Räume, Gemeinschaftsräume, besseren Energiestandard oder Holzbauweise. Jeder Bauherr kann seine Wohnung im Rahmen gemeinsamer Entscheidungen individuell planen und so an die persönlichen Bedürfnisse anpassen. Der größte Vorteil ist jedoch die gute Nachbarschaft, die sich über dem gemeinsamen Planungsprozess bildet.

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