Gas- und Strompreise:Teurer Osten, billiger Westen

Verkehrte Welt bei Strom und Gas: Am niedrigsten sind die Energiekosten im sonst so teuren München. Im normalerweise budgetschonenden Osten hingegen wird es teuer.

Angelika Slavik

München ist, da sind sich Touristen und Statistiker einig, ziemlich teuer. Der Kaffee am Marienplatz kostet schon mal 4,80 Euro, die Mieten liegen 70Prozent über dem deutschen Durchschnitt und wer drei Stationen mit der S-Bahn fahren will, bezahlt dafür stolze 2,10 Euro.

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Doch bei den Energiekosten kommen die Verbraucher in München überraschend gut weg, zumindest im Verhältnis zu ihrem Einkommen. Etwas mehr als fünf Prozent ihres Budgets geben Kunden in der bayerischen Hauptstadt jeden Monat für Strom und Gas aus - so wenig wie in keiner anderen Stadt in Deutschland. Das besagt eine Untersuchung des Vergleichsportals Check24 (für die vollständige Grafik auf das Foto klicken).

Ausschlaggebend dafür ist nicht nur das hohe Einkommensniveau: Zwar haben Münchner Haushalte jeden Monat 2138 Euro zur Verfügung - nirgendwo sonst wird besser bezahlt.

München sogar günstiger als Berlin

Doch auch die Energiekosten halten sich, verglichen mit anderen deutschen Städten, in Grenzen: Im Schnitt 113,65 Euro werden in München jeden Monat für Strom und Gas ausgegeben, sogar weniger als im sonst so budgetschonenden Berlin: in der Hauptstadt werden 119,55 Euro fällig. In Mainz müssen die Verbraucher sogar mit mehr als 140 Euro monatlich rechnen.

Ungünstig ist das Verhältnis von Energiekosten und Durchschnittseinkommen vor allem im Osten Deutschlands. Beinahe zehn Prozent ihrer Einkünfte müssen einige Konsumenten in den neuen Bundesländern dafür aufwenden. Am härtesten trifft es Energieverbraucher in Leipzig: Mit 1552 Euro durchschnittlichem Monatseinkommen haben die Haushalte dort ohnehin fast 600 Euro weniger zur Verfügung als Verbraucher in München.

Der Aufwand für Strom und Gas ist mit 148,10 Euro aber auch in absoluten Zahlen höher als überall sonst in Deutschland. Das Ergebnis: 9,5 Prozent des Familienbudgets gehen für die Energiekosten drauf. Ähnlich teuer ist es für die Kunden auch in Jena, Schwerin, Dessau und Erfurt. Berliner müssen noch fast acht Prozent ihres Einkommens an die Energiekonzerne überweisen.

In Bayern dagegen ist München nicht die einzige Stadt mit moderaten Preisen: Auch in Ingolstadt und Regensburg machen die Kosten für Strom und Gas zusammen im Durchschnitt weniger als sechs Prozent des Einkommens aus.

Unwillig zu wechseln

Die finanziellen Nachteile für die Kunden in den neuen Bundesländern erklären sich nach Meinung von Verbraucherschützern aber nicht nur mit den niedrigeren Einkommen und teuren Stromtarifen. Die Konsumenten im Osten Deutschlands gelten als besonders unwillig, wenn es darum geht, den Strom- oder Gasanbieter zu kündigen.

Auch bundesweit hat insgesamt nur ein Viertel aller Stromkunden zumindest einmal den Anbieter gewechselt. Dabei lässt sich damit in vielen Fällen eine Menge Geld sparen: Bis zu 200 Euro Ersparnis im Jahr sei für eine durchschnittliche Familie drin, sagen Verbraucherschützer.

Kunden, die sich einen Überblick über die Tarife alternativer Anbieter verschaffen möchten, finden im Internet zahlreiche Vergleichsrechner. Auf Seiten wie verivox. de, toptarif.de oder auch sueddeutsche.de/sparmeister lässt sich anhand des Wohnorts und des Verbrauchs der individuell günstigste Tarif berechnen. Der Wechsel ist meist mit wenigen Klicks erledigt: Die Zähler werden nicht ausgetauscht, die Versorgung wird auch nicht unterbrochen.

Konsumenten sollten bei der Wahl eines neuen Anbieters aber nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Vertragskonditionen achten: Mindestvertragslaufzeiten und Kündigungsfrist sollten möglichst kurz sein, damit im Bedarfsfall rasch wieder zu einem günstigeren Anbieter gewechselt werden kann.

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