Expertenmeinung:"Wir sind auch Erzeuger des Lärms"

Was man gegen Lärm tun kann, sagt Hugo Fastl, Professor für Technische Akustik an der TU München.

Interview: A. Nasemann

SZ: Die meisten Deutschen klagen über Straßenlärm. Lässt sich dagegen überhaut etwas machen?

Hugo Fastl ; oh

Hugo Fastl, Professor für Technische Akustik an der TU München und Altpräsident der Deutschen Gesellschaft für Akustik e.V. (DEGA)

(Foto: Foto: oh)

Fastl: Als Betroffener hat man nur die Möglichkeit, das Fenster zu schließen oder sich an die Stadt zu wenden und einen schallschluckenden Straßenbelag zu fordern. Am besten schließen sich dafür mehrere Nachbarn zusammen und reichen eine Petition ein. In Wahljahren kann das erfolgversprechend sein.

SZ: Und wenn der Lärm von einem Industriebetrieb herrührt?

Fastl: Bei einem Gewerbebetrieb kann die Lärmimmission durch einen Sachverständigen überprüft werden. Werden die zulässigen Grenzwerte überschritten, können Auflagen verhängt oder Betriebszeiten reduziert werden.

SZ: Was kann man noch machen?

Fastl: Wir sind nicht nur Betroffene, sondern oft auch Erzeuger des Lärms. Wir sollten uns selber erziehen, also nachts keine Autotüren zuknallen, niedertourig fahren und einen schadhaften Auspuff schnell reparieren lassen.

SZ: Wer entscheidet, welcher Lärm noch zulässig ist?

Fastl: Letztlich entscheidet der Richter. Es ist seine Sache, ob er sich bei seinem Urteil auf ein Sachverständigengutachten stützt. Eine Schwierigkeit ist, dass Messverfahren in Deutschland veraltet sind und nicht dem neuesten Stand der Wissenschaft entsprechen. Da kann es dann besser sein, wenn sich der Richter an Ort und Stelle selber ein Bild von der Geräuschbelastung macht.

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