Euro: Fragen und Antworten:Das Vertrauen ist erschüttert

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Die Wette gegen den Euro läuft. Doch was passiert, wenn er weiterhin an Wert verliert? Fragen und Antworten rund um die europäische Gemeinschaftswährung.

Helga Einecke

Warum ist der Euro unter 1,30 Dollar gesunken?

Griechische Euro-Münze: Die Finanzkrise des südeuropäischen Landes hat die das Vertrauen vieler Devisenhändler in den Wert der europäischen Gemeinschaftswährung erschüttert. (Foto: Foto: dpa)

Seit einigen Monaten verliert der Euro an Wert gegenüber dem Dollar. Auslöser ist das überschuldete Griechenland, das das Vertrauen vieler Händler in den Wert der europäischen Währung stark erschüttert.

Ist das eine wichtige Schwelle?

Für den Devisenhandel schon. Die Händler testen immer bestimmte Schwellen nach oben oder nach unten. Sind diese psychologisch wichtigen Schwellen durchbrochen, werden die nächsten Hürden ins Visier genommen, es sei denn der Trend kehrt sich um.

Ist das Geld nun weniger wert?

Der Euro pofitierte nur kurz vom Rettungspaket für Griechen. Nun verliert er gegenüber dem Dollar weiterhin an Wert. (Foto: Foto: AFP)

Nein, in der Regel wird das Gehalt oder die Rente in Euro auf das Konto überwiesen, und es wird in Euro auch wieder in den Geschäften ausgegeben. Weil die Inflationsrate schon seit längerem niedrig ist, verliert das Geld nur begrenzt an Wert.

Welche Auswirkungen hat denn der gesunkene Wechselkurs?

Der geänderte Wechselkurs hat vor allem Auswirkungen bei Reisen in den Dollar-Raum oder für die Unternehmen, die ihre Waren im Ausland verkaufen. Verliert der Euro gegenüber dem Dollar an Wert, dann werden die Reisen in den Dollar-Raum teurer, aber auch die Jeans, die deutsche Urlauber in den USA kaufen.

Was bedeutet das für einen Exporteur?

Wer seine Waren am Weltmarkt anbietet, der kann vom sinkenden Eurokurs profitieren. Die Waren werden nämlich im Vergleich zu den Konkurrenten billiger. Der sinkende Eurokurs ist deshalb für die deutsche Volkswirtschaft, die zum großen Teil vom Export lebt, eher eine günstige Entwicklung.

Hat der sinkende Eurokurs auch Auswirkungen bei den Einfuhren?

Ja, vor allem bei den Energieeinfuhren, also beim Öl oder beim Gas. Weil die meisten Rohstoffe in Dollar abgerechnet werden, muss tendenziell mit einem verteuerten Einkauf im Ausland gerechnet werden. Allerdings hängen die Preise der Rohstoffe weniger von den Wechselkursen als von Börsenkursen ab, zu denen sie an globalen Märkten gehandelt werden. Die letzten Preisschübe bei Benzin, Heizöl und Gas wurden von einer starken globalen Nachfrage angeheizt.

Kann der Eurokurs noch weiter sinken?

Ja, wenn der Vertrauensverlust in die Finanzkraft einzelner Länder der Eurozone anhält, könnten die Devisenhändler weiter gegen den Euro spekulieren. Neben Griechenland gelten Portugal, Spanien, Irland und Italien als besonders hoch verschuldet.

Wovon hängt der Wechselkurs denn ab?

Von der Spekulation der Devisenhändler, die meist zu Übertreibungen neigen, aber auch Trends und Schwierigkeiten einzelner Volkswirtschaften auf den Punkt, also den Wechselkurs, bringen. Weitere Anhaltspunkte bietet die Kaufkraft, die zeigt, wie viel Währung man für eine vergleichbare Ware hinlegen muss. Zum Beispiel veröffentlicht die Zeitschrift Economist regelmäßig einen Index für Hamburger (McDonald) und deren Preise in den jeweiligen Währungen. Außerdem werden Wechselkurse häufig von den Zinsen bestimmt, die man im Land der jeweiligen Währung erzielen kann. Da die Leitzinsen in den USA, Europa und Japan derzeit zwischen Null und einem Prozent rangieren, fällt dieser Punkt derzeit flach.

Wozu gibt es überhaupt Wechselkurse?

Über einen flexiblen Wechselkurs werden die unterschiedlichen Entwicklungen der einzelnen Volkswirtschaften ausgeglichen, die sich in Zinsen, in Kaufkraft oder Staatsschulden ausdrücken. Viele Länder haben ihren Wechselkurs an die Leitwährung Dollar gebunden, wie zum Beispiel der Exportweltmeister China.

© SZ vom 05.05.2010/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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