Archäologie - Zeitz:Projekt will Bergbaugeschichte erhalten

Archäologie - Zeitz: Ein Schild ist vor der ehemaligen Brikettfabrik Herrmannschaft zu sehen. Foto: Jan Woitas/dpa
Ein Schild ist vor der ehemaligen Brikettfabrik Herrmannschaft zu sehen. Foto: Jan Woitas/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Zeitz (dpa/sa) - Als sogenannte "Lost Places", als verlassene Orte zeugen heute noch alte Industrieanlagen rund um Zeitz von der Bergbaugeschichte des Landes. Aber nicht nur Hobby-Fotografen, die sich auf die Suche nach besonderen Bildern in die verlassenen Gebäude begeben, interessieren sich für sie. Ein Forschungsprojekt des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie ist derzeit dabei, die geschichtsträchtigen Orte erstmals zu dokumentieren.

Es gehe darum, der Region ein Stück weit auch das Selbstbewusstsein zurückzugeben, sagt Susanne Friedrich, Abteilungsleiterin Bodendenkmalpflege. "Hier war der Pioniergeist, von dem aus sich vieles entwickelt hat", schwärmt die Wissenschaftlerin. Im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands könnten in Sachsen-Anhalt auch noch Spuren des historischen Bergbaus aus dem 16. Jahrhundert entdeckt werden. "Diese Industriekultur ist in Sachsen-Anhalt verloren gegangen."

Sechs Wissenschaftler und zwei Techniker haben sich in den vergangenen zwei Jahren mit der Bergbaugeschichte des Landes beschäftigt. Mehr als 2000 Objekte seien dabei zusammengekommen: Von stillgelegten Fabriken bis hin zu einsam in der Landschaft stehenden Signalanlagen. Bis Ende des Jahres will das Projektteam die Menschen in den Regionen im Süden Sachsen-Anhalts über die Ergebnisse informieren. Am Ende soll es neben einer Buchveröffentlichung auch eine digitale Datenbank der erfassten Objekte geben.

"Man meint auf den ersten Blick, man weiß alles", sagt Landeskonservatorin Elisabeth Rüber-Schütte. "Es ist ein Stück unserer eigenen Geschichte und hilft das Heute zu verstehen." Denn anhand des Bergbaus und der Industrie ließen sich viele Rückschlüsse auf das Leben der Menschen und soziale Veränderungen ziehen. Oft könne man in der Landschaft noch Spuren dieser Geschichte entdecken, sagt Rüber-Schütte - sei es anhand von Gebäuden oder auch von Gräben oder Erhebungen. Bei dem Projekt gehe es nicht nur darum, große, sichtbare Zeugnisse wie Baggerseen oder das bei Touristen beliebte Ferropolis aufzunehmen, sondern erstmals ein umfangreiches Verzeichnis zu erstellen.

Zeitgleich finden auch in anderen Bergbau-Bundesländern ähnliche Untersuchungen statt, etwa in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen. Finanziert werden sie aus Mitteln des Bundes für den Strukturwandel.

© dpa-infocom, dpa:230602-99-912720/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: