Biotechnologie - Teterow:Biotechnologie: Scholz und Schwesig auf Nordost-Visite

Biotechnologie - Teterow: Bundeskanzler Olaf Scholz und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) im Industriehafen in Lubmin. Foto: Jens Büttner/dpa
Bundeskanzler Olaf Scholz und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) im Industriehafen in Lubmin. Foto: Jens Büttner/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Schwerin/Teterow (dpa) - Zum Abschluss ließ sich der Bundeskanzler von Firmenchef Stefan Miltenyi im beschaulichen Teterow den Ausblick vom Balkon der Hightech-Firma zeigen. Beide lobten die pittoreske Aussicht auf die grüne Mecklenburger Frühlingslandschaft. "Das verwundert viele auf der Welt, dass die Produkte für Zell- und Gentherapie aus dem schönen Mecklenburg kommen", so Miltenyi, dessen weltweit operierendes Unternehmen Miltenyi Biotec in diesem Jahr die Milliarden-Umsatzgrenze knacken will.

Olaf Scholz besuchte die Niederlassung am Freitag gemeinsam mit Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), nachdem er am Vormittag eine Geothermie-Anlage in Schwerin in Betrieb genommen hatte. "Wir müssen viele Gesetze ändern, damit mit größerer Geschwindigkeit, das was man schon längst weiß, tatsächlich den Patientinnen und Patienten zukommen kann", sagte Scholz nach einem Rundgang durch die Biotechnologie-Firma in Teterow.

Die Firma Miltenyi Biotec hat ihren Hauptsitz in Bergisch Gladbach und ist auf magnetische Zellsortierung und -analyse für die biomedizinische Zelltherapie spezialisiert. Die Therapie wird bereits bei Patienten angewendet, bei denen alle anderen Therapien nicht angeschlagen haben. Allerdings ist die Anwendung mit 300.000 bis 400.000 Euro pro Patient noch sehr teuer.

Miltenyi hat weltweit 4500 Mitarbeiter und verfügt über 14 Standorte in Europa, sieben in Amerika und acht im Asien-Pazifik-Raum. An dem 2002 eröffneten Standort in Teterow wird nahezu ausschließlich für den Export produziert. Der Hauptabsatzmarkt sind dabei die USA. Nur sieben Prozent des Umsatzes wird laut Miltenyi in Deutschland generiert, was auch an den anderen gesetzlichen Vorgaben liege.

Schwesig verwies auf die Bedeutung der Gesundheitswirtschaft in MV, auf die jeder fünfte Arbeitsplatz entfalle. Das Unternehmen und das Team von Miltenyi leiste jeden Tag sehr viel dafür, dass Menschen Hoffnung hätten, die schwer erkrankt seien und bei denen bisherige Therapien nicht geholfen hätten.

Der Termin zu Eröffnung der Geothermieanlage in Schwerin stand schon lange fest. Den Schweriner Stadtwerken zufolge wird das aus rund 1300 Metern Tiefe hochgepumpte Tiefenwasser mittels Wärmepumpe von 56 Grad auf rund 80 Grad erhitzt. Im Anschluss folgt die Einspeisung in das Fernwärmenetz. "Anders als Wind oder Sonne steht Geothermie rund um die Uhr zur Verfügung", so Scholz. "Sie können die Grundlast auch an sonnen- und windarmen Tagen sichern und sind so eine perfekte Ergänzung zur Windenergie, bei der Mecklenburg-Vorpommern heute schon ganz vorne mit dabei ist."

Schwesig betonte, dass für die Wärmeversorgung im Land solche Lösungen wichtig seien. "In Mecklenburg-Vorpommern sind wir 1,6 Millionen Einwohner und 700.000 davon sind an Fernwärme angeschlossen", sagte die Ministerpräsidentin. Das Land hat das 20,5 Millionen Euro teure Projekt mit 4,2 Millionen Euro unterstützt.

Bei seinem Besuch in Teterow wurde Scholz von Demonstranten lautstark mit Trommeln und Pfeifen empfangen. Die Teilnehmer säumten mit Friedens- und Deutschlandfahnen die Zugangsstraße zu dem Biotech-Unternehmen. Die laut Polizeiangaben rund 150 Teilnehmer protestierten unter anderem gegen Waffenlieferungen aus Deutschland an die Ukraine und die Politik der Ampel-Koalition. Sie sahen den Kanzler aber nur im Vorbeifahren.

Proteste hatte es auch vor rund einer Woche gegeben, als der Kanzler mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zu Gast im Nordosten war und auf Rügen mit Gegnern des möglichen Flüssigerdgas-Terminals (LNG) zusammengetroffen war. Auf der Insel herrscht die Furcht, dass die Industrieanlage den wichtigen Tourismus beeinträchtigen könnte. Dieses Thema habe aber am Freitag beim MV-Besuch keine Rolle gespielt, war aus Delegationskreisen zu hören.

© dpa-infocom, dpa:230428-99-491133/5

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: