Gewerkschaften:Erwerbstätige mehrheitlich gegen höheres Rentenalter

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Eine deutliche Mehrheit in Deutschland würde lieber mehr in die Rentenkasse einzahlen, als länger zu arbeiten. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Berlin (dpa) - Eine Anhebung des Rentenalters würde bei vielen Menschen in Deutschland laut einer neuen Umfrage mehr Ablehnung hervorrufen als ein höherer Rentenbeitrag. Gut zwei Drittel der Erwerbstätigen würden lieber mehr in die Rentenkasse einzahlen, wenn sie vor diese Wahl gestellt würden, wie eine am Freitag veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ergab.

Bei den 18- bis 39-Jährigen würden sogar 70 Prozent höhere Beitragszahlungen bevorzugen. Bei älteren Menschen ist die Bereitschaft zu höheren Rentenbeiträgen geringer als bei den jüngeren - 59 Prozent der 60- bis 66-Jährigen würden sich dafür entscheiden. Vor allem aus dem Arbeitgeberlager kommen immer wieder Forderungen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung in Deutschland zu koppeln. Mitinitiatoren der Umfrage waren die Arbeitnehmerkammer Bremen und die Arbeitskammer des Saarlandes. Die Ergebnisse liefern laut Kantar in Bezug auf die Merkmale Alter, Geschlecht, Bildung und Region ein belastbares Meinungsbild.

Sicherheit vor Armut für fast alle wichtig

Fast alle Befragten (99 Prozent) halten es für wichtig, dass durch die Alterssicherung Armut vermieden werden kann. Zwei Drittel (66 Prozent) halten das sogar für äußerst wichtig. Auch der Erhalt des persönlichen Lebensstandards im Alter spielt für fast alle Erwerbstätigen eine wichtige bis äußerst wichtige Rolle (96 Prozent).

Um die Wünsche der Erwerbstätigen zu erfüllen, ist es nach Angaben von DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel unerlässlich, dass sowohl die Rente als auch die Löhne steigen. "Das Rentenniveau muss dauerhaft auf 48 Prozent stabilisiert werden und im weiteren Schritt auf wenigstens 50 Prozent angehoben werden", forderte Piel bei der Präsentation der Ergebnisse in Berlin. Das Rentenniveau beschreibt die Sicherungskraft der Renten zu den Löhnen. Laut Gesetz darf es bis 2025 nicht unter 48 Prozent fallen. Danach soll das Niveau nach offiziellen Prognosen deutlich sinken.

Menschen wünschen "verlässliche Vorsorge"

Die Befragten wünschen sich mit großer Mehrheit (83 Prozent) höhere Renten. Mindestens die Hälfte der gesamten Alterssicherung sollte laut rund 68 Prozent der Befragten durch die gesetzliche Rente erfolgen. Daneben stützt sich die Alterssicherung in Deutschland auf die betriebliche sowie die private Vorsorge.

Der Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen, Peer Rosenthal, sieht darin den Beleg, dass die Menschen sich eine "verlässliche Vorsorge" wünschen. Das Ergebnis sei ein klarer Auftrag an die Politik, sich bei der diskutierten Reform der Rente auf die gesetzliche Rentenversicherung zu konzentrieren. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will mit einem neuen Rentenpaket in diesem Jahr die Weichen für die Zukunft stellen.

© dpa-infocom, dpa:230217-99-636736/3

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