Arbeit:Wie ein Bewerbungscoaching funktioniert

Arbeit
Zig Bewerbungen, aber keine Einladung zum Vorstellungsgespräch? Dann kann es sinnvoll sein, die Bewerbungsunterlagen gemeinsam mit einem Coach auf Herz und Nieren zu prüfen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Bielefeld/Hamburg (dpa/tmn) - Fachlich versiert, souverän, überzeugend - einen solchen Eindruck möchten die meisten Menschen machen, wenn sie sich für einen Job bewerben. Doch nicht immer klappt das wie gewünscht.

Manche Bewerberinnen und Bewerber haben etwa Probleme mit ihrem Anschreiben zu punkten, anderen fällt es schwer im Vorstellungsgespräch zu überzeugen. Ein Bewerbungstraining oder Bewerbungscoaching kann dann eine Überlegung wert sein.

Für jeden geeignet

Bewerbungscoachings gibt es prinzipiell für jeden - vom Berufseinsteiger bis zum Berufserfahrenen und sogar für Führungskräfte oder Personalverantwortliche. Denn auch wenn man selbst bereits Auswahlerfahrung hat und die Entscheiderperspektive kennt, kann ein Coaching sinnvoll sein. "Ist man selbst in der Bewerberrolle ist das eine vollkommen andere Situation", sagt Ute Gietzen-Wieland, Business-Coachin in Bielefeld.

Ein Coaching oder ein Bewerbungstraining ist schließlich die Vorbereitung auf einen Auftritt, bei dem es ums Ganze geht: Bekomme ich den Job oder nicht? "Selbst erfahrene Sportprofis bereiten sich intensiv auf jeden wichtigen Wettkampf mit Preisgeld vor, bei dem es nur einen Gewinner geben kann", so Gietzen-Wieland.

Von den Bewerbungsunterlagen zum Gespräch

Am Anfang steht beim Coaching dann meist der Blick auf die Bewerbungsunterlagen. Eine Coachin oder ein Coach hilft, die Unterlagen so zu gestalten, dass sie auf die Anforderungen der jeweiligen Stelle abgestimmt sind und die eigenen Stärken und Erfahrungen gut zur Geltung bringen. "Damit steigt die Chance, dass der Personalverantwortliche den Bewerber oder die Bewerberin zu einem Gespräch einlädt", erklärt die Hamburger Karriereberaterin Ragnhild Struss.

Im Bewerbungscoaching lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zudem, wie sie sich auf Bewerbungsgespräche vorbereiten. Und wie sie sich während des Gesprächs präsentieren und verhalten können, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Durch praktische Rollensimulationen lerne man, sich auf Echtsituationen vorzubereiten und könne hinter den Kulissen noch optimieren, erläutert Gietzen-Wieland.

Dazu kommen "Tipps, in welchen Berufen und Stellen die Job-Person-Passung besonders hoch ist und wie man sich beruflich weiterentwickeln kann", erklärt Struss.

Es gibt auch Coachings, die diagnostische Verfahren wie eine fundierte Persönlichkeitsanalyse beinhalten. Hierbei haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, sich ihre eigenen Stärken, Fähigkeiten, Talente, Werte, Motive, Bedürfnisse oder Interessen bewusst zu machen. "Auf diese Weise kann das Coaching dazu beitragen, das Selbstbewusstsein der Teilnehmenden zu steigern, das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen zu stärken und Mut zu machen", sagt Struss.

Auf Qualifikationen achten

Ein gutes Training oder Coaching erkennt man daran, dass es individuell ist. Es beinhaltet vor allem Praxisübungen wie etwa Rollensimulationen oder Videoanalysen. Interessierte sollten sich außerdem unbedingt nach den Qualifikationen der Coachin oder des Coaches erkundigen. "Nachweislich echte Fach- und Feldkompetenz beim Berater oder bei der Beraterin sind wichtig, reine Theorie nützt nichts", sagt Gietzen-Wieland.

Der Anbieter oder die Anbieterin sollte eigene Rekrutierungserfahrung haben und im Idealfall in früheren Jahren als Personalberater, Headhunter oder als Rekruter im Personalbereich eines Unternehmens tätig gewesen sein. Bei einem solchen beruflichen Hintergrund kann aus Sicht von Gietzen-Wieland eine Coachin oder ein Coach tatsächlich beraten, klare Empfehlungen aussprechen - und dafür sorgen, dass ein Bewerber gut vertraut ist mit der Sichtweise und den Erwartungen der Entscheiderseite.

Doch es gibt auch No-Gos. Ein gutes Coaching ziele nie darauf ab, dass die Bewerber eine Rolle und auswendig gelernte Sätze einstudieren, so Ragnhild Struss. Vielmehr gehe es darum, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ermutigen, sich wahrheitsgetreu und authentisch zu präsentieren. Dazu zähle auch, eigene Bedürfnisse zu formulieren und Fragen zu stellen.

Investition kann sich auszahlen

Und wie finanziert man das alles nun? Bei Arbeitslosigkeit zahlt oft die Agentur für Arbeit Bewerbungstrainings. Dies sind allerdings in der Regel Gruppenformate. Wer es individueller mag oder den bisherigen Job einfach gerne wechseln möchte, muss selbst dafür aufkommen.

"Ein intensives Bewerbungscoaching bei einem erfahrenen Profi ist schon eine größere Investition, zehn Stunden sind die Untergrenze für eine ganzheitliche Begleitung", sagt Ute Gietzen-Wieland.

Eine Investition, die sich aber auszahlen kann, wenn man das passende Coaching wählt - und darüber einen Job findet, der zur eigenen Persönlichkeit passt und mit dem man gutes Geld verdient.

"Mit einem Bewerbungscoaching investiert man in sich selbst und in die eigene Zukunft", erklärt Struss. Daher könne es sich auch lohnen, auf ein solches Coaching zu sparen. "Teilnehmende bekommen Fähigkeiten und Kenntnisse etwa aus den Bereichen Rhetorik, Körpersprache, Präsentation oder Persönlichkeit vermittelt, die auch über das Coaching hinaus anwendbar sind."

© dpa-infocom, dpa:230202-99-453095/3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: