Energie - Hamburg:Viele Betriebe müssen bei Gasnotstand Produktion einstellen

Energie - Hamburg: Eine Schweißerin fügt Metall-Elemente durch Punktschweißen zusammen. Foto: Markus Scholz/dpa/Symbolbild
Eine Schweißerin fügt Metall-Elemente durch Punktschweißen zusammen. Foto: Markus Scholz/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Hamburg (dpa) - In der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie müsste einer Umfrage zufolge im Falle eines Gasnotstands fast ein Viertel aller Betriebe die Produktion einstellen. Etwa die Hälfte der Betriebe müsste Beschäftigte in Kurzarbeit schicken. 26 Prozent würden sogar Personal abbauen, heißt es in der der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Befragung der Arbeitgeberverbände Nordmetall und AGV Nord.

Deutliche Kostensteigerungen kämen auf 56 Prozent der Betriebe zu, erhebliche Lieferengpässe auf 48 Prozent. In 13 Prozent der Betriebe drohten bei einem Gasnotstand, also dem Ausrufen der Notfallstufe, Schäden an den Produktionsanlagen. 18 Prozent der Unternehmen gerieten in eine existenzbedrohende Lage.

An der Umfrage nahmen vom 15. bis 24. August den Angaben zufolge 169 Betriebe mit 62.000 Beschäftigten teil. Die Arbeitgeberverbände vertreten insgesamt 680 Unternehmen mit zusammen 170.000 Beschäftigten in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und im nordwestlichen Niedersachsen.

Mehr als 80 Prozent der befragten Betriebe benötigen Erdgas, vor allem zum Heizen, und 39 Prozent auch zur Erzeugung der für ihre Produktion nötigen Prozesswärme. Metallerzeuger und Gießereien gaben an, in ihrer Produktion zu fast 90 Prozent vom Gas abzuhängen. Im Luft- und Raumfahrzeugbau ist es jeder zweite Betrieb. Aber auch Werften und Autohersteller würden hart getroffen. Wollten sie auf andere Energiequellen umstellen, bräuchten sie dafür viel Geld und im Schnitt ein Jahr Zeit.

Die Branche begrüße das Aus der Gasumlage sowie die Initiativen der Bundesregierung zur Einwerbung neuer Lieferanten von Gas oder anderer Energien, sagte der Hauptgeschäftsführer von Nordmetall und AGV Nord, Nico Fickinger. "Allerdings muss mehr als ein halbes Jahr nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine deutlich mehr Tempo in diesen Bemühungen vorgelegt werden." Nur eine planbare, verlässliche und einigermaßen bezahlbare Energieversorgung werde große Teile der Industrie vor dem Produktionsstopp bewahren.

"Wenn der einträte, wäre das ein langfristiger Schaden für die deutsche Wirtschaft, da viele Betriebe pleite- und Zigtausende Arbeitsplätze verlorengehen könnten", warnte Fickinger. Ein Wiederaufbau wäre umso schwieriger, je mehr Kunden sich dauerhaft umorientierten und dann kaum wieder zurückgewonnen werden könnten.

© dpa-infocom, dpa:220930-99-952605/3

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