Datenschutz - Berlin:Corona führt Datenschutz-Beschwerden auf Rekordniveau

Berlin
Auf einem Smartphone ist der QR-Code eines Impfstatus sichtbar. Foto: Thomas Banneyer/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Berlin (dpa/bb) - Impfzentrum, Teststelle, Luca-App: An vielen Orten haben die Menschen in der Corona-Pandemie Handy-Nummern, Adressen und andere persönliche Daten preisgegeben. Das führte 2021 zu einer Rekordzahl an Beschwerden bei der Berliner Datenschutzbeauftragten. 5671 Betroffene wandten sich an die Behörde.

Außerdem meldeten private und öffentliche Stellen mit 1163 so viele Datenpannen wie nie. Viele Beschwerden richteten sich gegen Corona-Teststellen, die etwa Werbung an gesammelte Mail-Adressen schickten oder Testergebnisse im Netz nicht ausreichend sicherten.

Die Pandemiebekämpfung war insgesamt das beherrschende Thema beim Datenschutz, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht der Behörde hervorgeht. Ein Anlass war etwa, dass für einen Termin im Impfzentrum ein Konto beim privaten Terminmanager Doctolib notwendig ist. "Hier hat die zuständige Senatsverwaltung die Hinweise der Datenschutzbeauftragten zur datenschutzkonformen Einbindung des Unternehmens bislang ignoriert", kritisierte die Behörde, die derzeit kommissarisch von Volker Brozio geleitet wird.

Auch die Kontakterfassung in Restaurants führte zu Beschwerden. So nutzen Mitarbeiter Papierlisten mit Gästedaten, um privaten Kontakt zu Frauen aufzunehmen. Die Luca-App beschäftigte ebenfalls die Datenschützer. Dort sammelten sich nach Angaben der Datenschützer Unmengen an Daten, ohne dass die Gesundheitsämter darauf zugriffen.

Die Behörde empfahl stattdessen die Corona-Warn-App des Robert Koch-Instituts, die sie für effektiver und datensparsamer hält. Berlin ließ den Vertrag für die Luca-App Ende März auslaufen. Sie wurde nicht mehr gebraucht, weil in der Omikronwelle wegen der hohen Fallzahlen nur noch Kontakte besonders gefährdeter Gruppen nachvollzogen werden sollten.

© dpa-infocom, dpa:220524-99-414157/2

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