Armut - Eixen:Große Nachfrage bei Tafeln überfordert Helfer

Armut
Ein Schild mit dem Schriftzug "Tafel" hängt am Ladenlokal der Tafel. Foto: Stefan Sauer/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Schwerin (dpa/mv) - Die Tafeln in Mecklenburg-Vorpommern leiden durch die Doppelbelastung aus Pandemie und Krieg in der Ukraine unter enormen Belastungen bei gleichzeitig gestiegenem Bedarf. Allein durch die Geflüchteten aus der Ukraine habe man 15 bis 18 Prozent mehr Tafelnutzer im Land, hieß es von der Landesvorsitzenden Kerstin Dauer. Aufgrund der hohen Inflation erwarte man jedoch auch allgemein einen steigenden Bedarf an der Lebensmittelversorgung in der Bevölkerung, die ersten Bürgerinnen und Bürger riefen bereits an und informierten sich.

Neben bereits zuvor bestehenden Problemen wie einem Mangel an freiwilligen Helfern und sinkenden Lebensmittelspenden aus dem Einzelhandel hat der Krieg in der Ukraine die Situation weiter verschärft. Dauer zufolge war die Versorgung mit Produkten wie Öl, Nudeln, Reis und Zucker nie ein Problem, in der aktuellen Situation könnten die Supermärkte jedoch sogar Produkte mit beschädigter Verpackung noch verkaufen. Die Zuwendungen hätten sich daher noch einmal deutlich reduziert.

Auf die freiwilligen Helfer wie auch auf die Bedürftigen wirkt diese Gesamtsituation den Angaben zufolge auch emotional belastend. Die Landesvorsitzende der Tafeln berichtet von Unverständnis und teils Aggressivität der Bedürftigen, wenn das Angebot nicht den Erwartungen entspricht. Dauer betonte, dass die Tafeln nur eine Unterstützungsleistung sein können, eine Vollversorgung ist nicht zu leisten: Die Nerven liegen ihr zufolge blank.

In dieser Situation seien sowohl das Land als auch der Bund gefragt, denn die Situation ist ihrer Meinung nach bundesweit vergleichbar. Viele Tafeln im Land berichten zudem davon, dass die Landkreise Geflüchtete an sie weiterverwiesen.

Dies führe zu einer Zwangslage: Man wolle und könne die Menschen nicht abweisen, doch eine Übernahme von Versorgungsaufgaben des Staates ist der Tafel-Leiterin zufolge nicht zu schaffen. Aus ihrer Sicht muss hier die Bundesregierung eingreifen. Von bereits beschlossenen Maßnahmen für Bedürftige und Geringverdiener - wie die Mindestlohnerhöhung - erwartet Dauer keine Verbesserung der Situation, die Wirkung werde durch die Inflation aufgefressen.

© dpa-infocom, dpa:220421-99-985156/2

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