Kriminalität:Prozess um Attacke gegen Radler: Opfer gesteht Ausländerhass

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Die Statue Justitia. Foto: Peter Steffen/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Eisenach/Meiningen (dpa/th) - Zu Beginn eines Prozesses wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung an einem Radfahrer haben sowohl die beiden Angeklagten als auch das Opfer vor dem Landgericht Meiningen zum Teil widersprüchliche Aussagen gemacht. Die Richterin sprach von einem Prozess voller "Dramatik und Tragik".

Die Staatsanwaltschaft wirft den 18- und 19-Jährigen vor, im April 2020 in Eisenach mit "besonders gefährlicher Gewalteinwirkung" auf einen Radfahrer eingeprügelt zu haben. Zuvor sollen sie den 33-jährigen Mann von seinem Rad gerissen haben. Nach Angaben der aus Afghanistan und Syrien stammenden Angeklagten soll dieser sie zuvor rassistisch beschimpft haben.

Nachdem er zunächst angab, sich nicht zu erinnern, gab der Radfahrer schließlich zu, an den Jungen vorbeigefahren zu sein, sie gestoßen und "Scheiß Ausländer" gesagt zu haben. Dann habe er nach eigenen Aussagen das Rad weggeworfen und sei auf die Angeklagten zugegangen. Wenn er Ausländer sehe, dann bekomme er "schon einen Hals", sagte der Radfahrer vor Gericht. In der Situation habe er sich allerdings überschätzt.

Beide Angeklagten entschuldigten sich vor Gericht für ihre Taten. Die Situation sei eskaliert, es tue ihnen sehr leid. Zuvor hatte der ältere der Beiden sich zunächst als schlichten wollenden Beisteher gezeichnet und weitere Tatverdächtige genannt.

Nach Angaben der Gerichtsmedizin erlitt der Mann aufgrund der Prügelei etliche Verletzungen und Brüche. Eine offene Schädelhirnverletzung schätzte die Gerichtsmedizinerin als lebensbedrohlich ein. Den beiden jungen Männern wird vorgeworfen, die tödlichen Verletzungen billigend in Kauf genommen zu haben.

Die beiden Angeklagten sollen zwei Mittäter gehabt haben. In dem Verfahren war bereits am 25.03.2021 eine Hauptverhandlung angesetzt worden, in deren Folge das Verfahren gegen die zwei mutmaßlichen Mittäter "aus Platzmangel" abgetrennt worden war.

Der für insgesamt zwei Verhandlungstage angesetzte Prozess könnte noch am ersten Verhandlungstag mit einem Urteilsspruch enden. Für den Nachmittag geladene Zeugen wurden nach einem Rechtsgespräch der Anwälte mit der Richterin bereits am späten Vormittag abgesagt.

© dpa-infocom, dpa:210422-99-309120/3

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