Soziales:Verband: Armut in "Problemregion Ruhrgebiet" verschärft sich

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Berlin (dpa/lnw) - Wegen viel Armut besonders im Ruhrgebiet stellt der Paritätische Wohlfahrtsverband dem Land Nordrhein-Westfalen ein schlechtes Zeugnis aus. In puncto Armut sei es "das problematischste Bundesland", heißt es in dem am Freitag publizierten "Armutsbericht 2020". Zum einen liege die Armutsquote in NRW bei 18,5 Prozent und damit 2,6 Prozentpunkte über dem Bundesschnitt. Außerdem gebe es eine starke Negativdynamik. "Seit Einsetzen des langfristigen Aufwärtstrends in 2006 ist die Quote in Nordrhein-Westfalen zweieinhalb Mal so schnell gewachsen wie die gesamtdeutsche Quote."

Armutstreiber sei das Ruhrgebiet mit einer Armutsquote von 21,4 Prozent im Jahr 2019, 0,3 Punkte höher ein Jahr zuvor und 5,3 Punkte höher als 2006. "Das größte Ballungsgebiet Deutschlands muss damit zweifellos als Problemregion Nummer 1 gelten", schreiben die Autoren. In Gesamt-NRW stieg die Quote im Zeitraum 2006 bis 2019 um 4,6 auf 18,5 Prozent, der Bundesschnitt stieg deutlich flacher an.

Armut wird in reichen Ländern wie Deutschland nicht über direkte Not wie Hunger oder Obdachlosigkeit definiert, sondern über das Haushaltseinkommen und die daraus folgenden Möglichkeiten an gesellschaftlicher Teilhabe. Die Armutsquote , die das Statistische Bundesamt Armutsgefährdungsquote nennt, gibt dabei den Anteil der Bevölkerung an, der mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens auskommen muss. Bei einem Einpersonenhaushalt lag diese Grenze in Deutschland im vergangenen Jahr bei 1074 Euro im Monat. Der Wohlfahrtsverband wertete für seinen Bericht Daten des Statistischen Bundesamtes aus, die bereits im August veröffentlicht worden waren.

Der Verband warnte mit Blick auf ganz Deutschland vor einer Verschärfung der Armut durch die Corona-Pandemie. Besonders betroffen seien geringfügig Beschäftigte und junge Menschen. "Eine zunehmende Zahl von Erwerbslosen stößt auf ein soziales Sicherungssystem, das bereits vor Corona nicht vor Armut schützte und dessen Schwächen nun noch deutlicher zutage treten", sagte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider. Er forderte unter anderem eine Anhebung der Hartz-IV-Sätze und die Einführung einer Kindergrundsicherung.

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