Kommunen - Nürnberg:Nürnberg geht in Endspurt um Kulturhauptstadt

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Der Vollmond geht hinter der Nürnberger Kaiserburg auf. Foto: picture alliance/Archivbild (Foto: dpa)

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Nürnberg (dpa/lby) - Endspurt bei der Bewerbung Nürnbergs als europäische Kulturhauptstadt: Am Montag hat die Stadt ihr zweites Bewerbungsbuch eingereicht. Doch am Ende wird sie die Jury vor allem digital überzeugen müssen. Wegen der Corona-Krise wird diese die Bewerberstädte nur virtuell erkunden. Bei einer Stadt wie Nürnberg mit vielen historischen Gebäuden sei das natürlich schade, sagte Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Julia Lehner (CSU). Dennoch ist das Bewerbungsteam zuversichtlich im Rennen um den Titel.

Diesen vergibt die Europäische Union seit 1985. Aus Deutschland waren darunter schon Essen mit dem Ruhrgebiet (2010), Weimar (1999) und West-Berlin (1988). In diesem Jahr dürfen sich Rijeka in Kroatien und Galway in Irland mit dem Titel schmücken. Für 2025 bewerben sich neben Nürnberg auch Magdeburg, Chemnitz, Hannover und Hildesheim. Die zweite Kulturhauptstadt 2025 stellt Slowenien. Nach einem digitalen Stadtrundgang und einer digitalen Präsentation wird die Jury am 28. Oktober ihre Entscheidung verkünden.

"Wir befinden uns im Eiskanal. Es gibt jetzt definitiv kein Zurück mehr", sagte Lehner. Auf 100 Seiten hat das Bewerbungsteam seine Strategie, das künstlerische und kulturelle Programm und die Finanzierung skizziert. "Past Forward" lautet das Motto. "Wir wollen nicht über die Vergangenheit hinwegsehen. Wir nehmen sie mit in unserem Rucksack", erläuterte Lehner. Nürnberg sei die Stadt des Handwerks und der Industrialisierung, aber auch der NS-Reichsparteitage und Kriegsverbrecherprozesse. Diese wechselhafte Geschichte werde mit der Zukunft verknüpft.

Ein zentraler Punkt sei dabei die Zukunft des Erinnerns, sagte der Leiter des Bewerbungsbüros, Hans-Joachim Wagner. Eine wichtige Frage sei, wie man heute in Europa mit der Erinnerungskultur umgehe, wenn Zeitzeugen nicht mehr existierten. Im kommenden Jahr starte dazu bereits das Projekt "Time Maschine" (Zeitmaschine), in dem das kulturelle Erbe Nürnbergs digital erfasst wird. Es soll zum Beispiel ein digitales Albrecht-Dürer-Haus entstehen, in dem die Werke des Malers zu sehen sind. Diese sind weltweit verstreut, so dass in dem Museum in seinem ehemaligen Wohnhaus kein einziges Original hängt.

Die Corona-Krise sei in dieser Hinsicht auch hilfreich gewesen, sagte Lehner. Das Bewerbungsteam habe sich dadurch verstärkt die Frage gestellt, wie Kultur die verschiedensten Menschen erreichen könne. Rund 103 Millionen Euro hat Nürnberg für das Gesamtbudget veranschlagt, allein 50 Millionen Euro davon sind für das künstlerische Programm vorgesehen. Das Bewerbungsbuch sei eine Skizze für 2025, sagte Wagner. 15 Millionen Euro aus dem Programm-Etat seien noch nicht verplant. Zu den 60 Projekten könnten also noch weitere kommen.

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