Krankheiten - Wildeshausen:Coronavirus-Epidemie macht Altenheimen schwer zu schaffen

Corona
Eine Pflegerin schiebt eine Bewohnerin eines Pflegeheims in einem Rollstuhl über den Flur. Foto: Tom Weller/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Hannover (dpa/lni) - Trotz weiter sinkender Infektionszahlen in Niedersachsen belastet die Corona-Epidemie zunehmend die Altenheime. Nach 22 Todesfällen in einem Wolfsburger Heim sowie Dutzenden Infektionen in einem Heim in Wildeshausen (Kreis Oldenburg) wurden am Dienstag aus einem Altenheim in Bramsche (Kreis Osnabrück) 42 infizierte Bewohner gemeldet. 16 von kamen ins Krankenhaus, zwei sind inzwischen gestorben, wie der Landkreis Osnabrück mitteilte. Bei sieben der 91 Mitarbeiter war ein Test positiv.

Das Gesundheitsministerium prüft unterdessen eine Erhöhung der Testfrequenz für das Personal von Alten- und Pflegeheimen, um diejenigen herauszufiltern, die trotz Infektion keine Krankheitssymptome verspüren. Der stellvertretenden Leiterin des Krisenstabs der Landesregierung, Claudia Schröder, zufolge wird auch eine bessere Strukturierung der hausärztlichen Versorgung in Erwägung gezogen.

Für das Heim in Bramsche erließ der Gesundheitsdienst strenge Auflagen. Bereits vergangenen Mittwoch hatte das Heim gemeldet, dass ein Bewohner infiziert sei. Laut Landkreis hatte es dabei angegeben, umfangreiche Maßnahmen zur Hygiene und Isolation umzusetzen. Am Samstag habe der Kreis aber einen Hinweis erhalten, dass es in dem Heim bereits mehr als 20 Menschen mit erhöhter Temperatur gebe und die hygienischen Zustände unzureichend seien. Eine Kontrolle bestätigte die Hinweise, woraufhin von den Bewohnern Abstriche gemacht und ins Labor geschickt wurden.

In einem vom Coronavirus betroffenen Seniorenheim in Wildeshausen werden weiterhin 35 nachweislich infizierte Bewohnerinnen und Bewohner versorgt. Deshalb werde das Heim nicht geschlossen, sagte ein Sprecher des Landkreises Oldenburg. Er machte keine weiteren Angaben zu einer Strafanzeige, die der Kreis gegen die Heimleitung gestellt hatte. Es sei gegen eine eigens erteilte Auflage verstoßen worden, sagte Sprecher Oliver Galeotti. Alles weitere sei Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. 13 nicht infizierte Heimbewohner waren schon vor Tagen ins Gästehaus des Berufsförderungswerkes Weser-Ems in Ganderkesee ausquartiert worden.

Erstmals seit Ausbruch der Epidemie ist unterdessen die Zahl der aktiv mit dem Coronavirus infizierten Menschen in Niedersachsen gesunken. Am Dienstag kamen weniger Neuinfektionen hinzu als neue Genesene, sagte die stellvertretende Krisenstabsleiterin Schröder. So gab es seit Montag 141 neue Infektionen und 221 neue Genesene. Allerdings wollte sie aus den Tageswerten noch keine generelle Trendwende ableiten und mahnte weiterhin zur strikten Einhaltung der Kontaktbeschränkungen. "Wir haben es noch nicht erreicht, dass die Kurve sinkt."

Die Zahl der Infizierten stieg am Dienstag um 141 auf 6359, die der als gesundet eingestuften Menschen auf knapp 2000. Mehr als 900 Betroffene werden im Krankenhaus behandelt, 228 davon auf der Intensivstation. 164 dieser Patienten müssen künstlich beatmet werden. Die Zahl der an der Krankheit gestorbenen Menschen stieg auf 122 nach 108 am Vortag. Um in den Kliniken mehr Platz für weitere Corona-Patienten zu schaffen, wurden inzwischen 32 Reha-Kliniken in Ersatzkrankenhäuser umfunktioniert. Dadurch gibt es in den regulären Kliniken nun mehr als 3000 zusätzliche Betten für Coronavirus-Patienten.

Vor dem Osterwochenende passte Niedersachsen die geltenden Kontaktbeschränkungen an. Private Besuche in abgespeckter Form seien über die Feiertage nun möglich, sagte Schröder. Das strikte Verbot von Besuchen von Menschen, die nicht zum eigenen Haushalt gehören, wurde wie bereits angekündigt aufgehoben. Zugleich appellierte Schröder aber, Besuchskontakte wegen des Infektionsrisikos einzuschränken. Eine Begegnung im Freien sei einer Verabredung zu Hause vorzuziehen. Große Familientreffen oder Partys blieben tabu.

Erweitert wird mit der neuen Verordnung die Möglichkeit zur Teilnahme an Hochzeiten und Beerdigungen, die nun von maximal zehn Menschen aus dem Familien- oder engen Freundeskreis besucht werden dürfen. Außerdem wurde die Begleitung Sterbender ermöglicht. Zudem ist künftig das vollautomatische Betreiben von Autowaschanlagen möglich.

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