Gesundheit - Düsseldorf:Menschen zieht es ins Grüne: Anstieg etwas langsamer

Corona
Frühlingshaft mit grünen Wiesen und knospenden Bäumen zeigt sich Landschaft im Bergischen Land. Foto: Henning Kaiser/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Am bevorstehenden, frühlingshaften Wochenende wird mit einem Ansturm auf Parks und Wälder gerechnet - trotz der Kontaktbeschränkungen durch das Coronavirus. Polizei und Ordnungsämter richten sich darauf ein, es soll am Sonntag über 20 Grad warm werden. Es sei eine "Riesen-Versuchung", in die Natur zu gehen, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am Freitag. "Aber das wollen viele. Zu viele. So viele, dass das Abstandhalten auch auf Waldwegen, in Parks, an Seen, an Flüssen nicht klappt."

Der CDU-Politiker bat darum, sich weiter an das angeordnete Kontaktverbot zu halten. "Lassen Sie uns gemeinsam weiter durchhalten. Nur so können wir Leben retten und schützen", sagte Laschet in einem auf Twitter veröffentlichten Video.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) mahnte, besonders beliebte Ausflugsziele zu meiden. "Es sollten nicht alle dahin fahren, wo alle hinfahren", sagte er - zum Beispiel in Köln und Düsseldorf an den Rhein. Kontrolliert werde überall und auch da, wo sich bei schönem Wetter regelmäßig viele Menschen aufhalten, versicherte etwa die Stadt Köln.

In Münster wird bei dem sonnigen Wetter der innenstadtnahe Aasee wohl ein Schwerpunkt der Ausflügler - und der Ordnungsbehörde. Mehrere Städte berichteten von guten Erfahrungen mit der Einhaltung der Abstandsregeln am vergangenen Wochenende. "Die Wanderer haben sich bisher sehr diszipliniert verhalten", sagte der Bürgermeister von Königswinter im Siebengebirge, Peter Wirtz (CDU).

Bisher seien die Auflagen wegen des Coronavirus in Nordrhein-Westfalen gut eingehalten worden, berichtete auch Innenminister Reul. Bis zum 1. April seien landesweit 7300 Menschen festgestellt worden, die Verstöße begingen - bei rund 18 Millionen NRW-Einwohnern.

In Düsseldorf hielt sich allerdings eine Berufsgruppe nicht an das NRW-Kontaktverbot: Weil Prostituierte in einem Hotel trotz Corona-Beschränkung weiter ihre Dienste anboten und auch noch Touristen zu Gast waren, räumte und versiegelte die Stadt das Haus.

Europaminister Stephan Holthoff-Pförtner (CDU) appellierte am Freitag, wegen der Corona-Pandemie auf Osterurlaube zu verzichten. Das betreffe nicht nur Reisen und Tagesausflüge innerhalb Nordrhein-Westfalens, sondern auch die beliebten Reisen in die Niederlande und nach Belgien. Offiziell verboten seien Urlaube in den Nachbarländer zwar nicht. "Aber Sie haben natürlich keine Möglichkeit ihren Urlaub da zu verbringen, weil sie nirgendwo hingehen können."

Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen in Nordrhein-Westfalen stieg indes weiter. Das NRW-Gesundheitsministerium zählte am Freitag 18 557 bestätigte Infektionen (16.00 Uhr) und damit 943 Fälle mehr als am Donnerstagnachmittag. Die Zahl der Todesfälle lag am Freitagnachmittag bei insgesamt 224 - einen Tag zuvor waren es noch 202 Verstorbene. Nach Angaben des Ministeriums befanden sich 1659 der Corona-Patienten am Freitag (10.00 Uhr) in stationärer Behandlung. 599 von ihnen wurden intensivmedizinisch betreut und 480 waren auf Beatmungsgeräte angewiesen.

Dabei verdoppeln sich inzwischen laut Landesregierung die Corona-Infektionszahlen im Land etwas langsamer. Am Freitag habe der für die Eindämmung des Virus wichtige Zeitraum der Verdoppelung bei 9,4 Tagen gelegen, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Am Dienstag seien es noch 8,9 Tage gewesen. "Es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung", sagte Laumann. Wenn es in dem aktuellen Tempo mit dem Anstieg der Corona-Infektionen weitergehe, gebe es aber Ende April 136 000 Infizierte in NRW. Wenn man aber zum Beispiel auf eine Verdoppelung alle 12 Tage käme, wären es etwa 85 000 Corona-Infizierte. Er hoffe auf Verdoppelungszeitraum von 12 bis 15 Tagen.

Neun von zehn Patienten, die in Nordrhein-Westfalen bislang auf das Corona-Virus getestet wurden, seien zudem nicht infiziert. Diese Quote zeige, dass in NRW bereits sehr viel getestet werde, sagte Laumann. Möglich wären in NRW gut 20 000 Tests pro Tag. Diese Kapazität werde derzeit nicht ausgeschöpft.

Deutschlands größtes Fußball-Stadion wird ab Samstag zum Behandlungszentrum gegen das Coronavirus. Die Nordtribüne des Dortmunder Signal-Iduna-Parks wurde nach Angaben von Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund vom Verein und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) entsprechend umgebaut. Das Zentrum ist täglich von 12.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. In der Bundesliga ruht wegen der Pandemie aktuell der Ball.

Wie es nach den Osterferien mit dem Schulunterricht weitergeht, könnte am 15. April bekannt werden. Dann sollen die Schulen in NRW darüber informiert werden. Das kündigte Schul-Staatssekretär Matthias Richter am Freitag in einer Email an alle Schulen an. "Welche Verhaltensregeln ab dem 20. April 2020 gelten werden und welche Auswirkungen das auf den Schulbetrieb haben wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand sagen", hieß es dort.

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