Gesundheit - Boppard:Volle Kirche: Boppards Pfarrer sieht lächelnde Gesichter

Boppard
Pfarrer Hermann-Josef Ludwig steht in der Basilika St. Severus vor rund 150 Fotos von Gottesdienstbesuchern. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Boppard (dpa/lrs) - Die Basilika Sankt Severus in Boppard ist auch in der Corona-Krise voll. Viele freundliche Gesichter lächeln von den Kirchenbänken - aber es sind nur ausgedruckte Fotos, befestigt auf Holzlatten. Etwa 150 Menschen, darunter sogar welche aus Kanada und Brasilien, haben Bilder von sich an die katholische Kirchengemeinde geschickt, manche haben sie vorbeigebracht. Diese sind nun in DIN-A4-Größe ausgedruckt.

"Für mich als Priester, Seelsorger und Pastor ist es ein tolles Zeichen, dass die Leute wissen: Diese Kirche ist auch ein Zuhause, da gehören wir auch hin", sagte Pfarrer Hermann-Josef Ludwig. Er erreicht seine Gemeindemitglieder via Facebook: Dort werden seine Predigten übertragen. "Digitale Erweiterung des Kirchenraums" heißt das Projekt.

Auch für Ludwig ist es nach über 40 Jahre Priesterdasein eine ganz neue Situation, dass die Menschen aufgrund der Kontaktsperre nicht mehr zu Gottesdiensten dürfen. "Auf einmal sollte ich die Heilige Messe feiern, ohne dass jemand da ist. Das war schon seltsam, in die Kirche zu schauen und keinen da zu haben." Die Idee mit den Fotos hat Ludwig von einem italienischen Mitbruder aus dem Internet, der es ebenso macht. Ludwig ist "richtig froh" darüber. "Trotz aller Isolation, trotz allem Kontaktverbot: Hier können wir zusammen sein, hier wissen wir, dass wir gemeinsam vor Gott stehen", sagte der 66-Jährige. "Hier können wir Kraft bekommen, die Herausforderungen zu bestehen, die uns das Coronavirus beschert hat." Wenn er vor den Fotos stehe, dann denke er: "Ah ja, die Kirche ist voll."

Besonders freut Ludwig, dass viele junge Menschen und Familien ihn dabei anschauen und die Übertragungen verfolgen. "Vermutlich liegt das daran, dass das normale Klientel, das wir haben, also die ältere Generation, nicht so versiert ist mit Internet, Facebook und so", sagte er. Video-Gottesdienste entdecken derweil immer mehr Pfarrer: Über Youtube bietet sie zum Beispiel auch Martin Palm in der protestantischen Kirchengemeinde Freinsheim an.

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