Tarife - Hannover:Metall-Tarifpartner vertagen Gespräche nach erster Runde

Deutschland
Volker Schmidt, Arbeitgeberverband Niedersachsenmetall. Foto: Julian Stratenschulte/dpa (Foto: dpa)

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Hannover (dpa/lni) - In der niedersächsischen Metall- und Elektroindustrie haben Arbeitgeber und Gewerkschaft ihre Tarifverhandlungen nach der ersten Runde vertagt. Vertreter des Verbands Niedersachsen-Metall und der IG Metall waren am Montag in Hannover in Gespräche über einen neuen Tarifvertrag für die 80 000 Beschäftigten der Branche im Tarifgebiet Niedersachsen gegangen. Die Runde hatte - wie in anderen Regionen - früher als üblich begonnen.

Der Zeitdruck ist hoch, weil die schwierige Konjunkturlage sowie der Strukturwandel zu Digitalisierung und Elektroantrieben vielen Firmen zusetzen. "Wir Stehen vor dem größten Strukturbruch, den wir in der niedersächsischen Leitindustrie, der Automobilindustrie, bisher hatten", sagte Niedersachsen-Metall-Chef Volker Schmidt. "Die Lage ist schwierig, das sieht auch die IG Metall so."

Deren Bezirksleiter Thorsten Gröger sprach von einer guten Basis für die weiteren Treffen. "Wir hatten grundsätzlich ein konstruktives Klima", sagte der Gewerkschafter der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe "gleichwohl einige Punkte, wo noch ein großes Stück des Weges vor uns liegt".

"Wir sind das erste Mal seit vielen Jahren bei der Einschätzung der wirtschaftlichen Situation und Perspektiven dicht beieinander", meinte Schmidt. Bei den passenden Instrumenten müsse man aber weiterreden. Die Verknüpfung von verlängertem Kurzarbeitergeld und Weiterqualifizierung in Industriebranchen mit Problemen, die die Bundesregierung vorgeschlagen hatte, sei "ein möglicher Ansatzpunkt".

Die IG Metall will einen Schwerpunkt auf Qualifikation und sichere Jobs legen - auf eine formale Lohnforderung verzichtete sie diesmal. Gröger sagte, in der ersten Runde habe er beim Thema Branchenwandel positiv zur Kenntnis genommen, dass der Arbeitgeberverband hier offenbar schon entsprechend "auf die Mitgliedsunternehmen eingewirkt hat". Aus Sicht der Gewerkschaft sind zahlreiche Betriebe auf die veränderte Nachfrage nicht ausreichend vorbereitet.

Es gehe um zukunftsfähige Produkte und Investitionen - "letztlich mit dem Ziel, Beschäftigung zu sichern und betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden". Daneben müssten auch Entgeltfragen besprochen werden - wenngleich nicht an erster Stelle. "Unser Ziel ist es, Kaufkraft zu stärken", sagte Gröger. Die Metall-Arbeitgeber rechneten für dieses Jahr zuletzt jedoch mit einer schlechteren Geschäftslage. Besonders in der Autobranche sei die Situation alarmierend, betonte Schmidt kürzlich: "Wir befürchten, dass der Schrumpfungsprozess über das Jahr 2020 hinausgehen wird und wir vor einem ausgeprägten Tal stehen."

Im westniedersächsischen Tarifgebiet Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim starten die Verhandlungen für die dort 18 500 Mitarbeiter an diesem Freitag (28.2.) in Osnabrück. Für Sachsen-Anhalt, das mit etwa 12 000 Beschäftigten ebenfalls zum übergeordneten regionalen Tarifbezirk der IG Metall gehört, wird ab dem 11. März verhandelt.

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