Kriminalität - Hamburg:Tschentscher will nach Hanau-Anschlag Zusammenhalt stärken

Deutschland
Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, und Peter Tschentscher (SPD), Erster Bürgermeister Hamburgs. Foto: Markus Scholz, Daniel Reinhardt/dpa (Foto: dpa)

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Hamburg (dpa/lno) - Nach den mutmaßlich rassistischen Morden von Hanau will Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher den Zusammenhalt in der Stadt stärken. Symbolische Solidarität nach solchen Taten sei wichtig, reiche aber nicht aus, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. "Wir wollen mehr machen als einmal schweigend da zu stehen und wieder wegzugehen. Wir wollen uns Zeit nehmen für den Austausch. Wir sind von solchen schlimmen Ereignissen alle betroffen und sollten auch alle etwas unternehmen", sagte er nach einem Treffen mit über 60 Vertretern von Migrantenverbänden am Freitag im Rathaus.

Am Donnerstag hatten alle in der Bürgerschaft vertretenen demokratischen Parteien ihren Wahlkampf vor der Bürgerschaftswahl am Sonntag unterbrochen und gemeinsam vor dem Rathaus der Opfer des Anschlags gedacht - nur die AfD blieb der gemeinsamen Demonstration fern. "Und trotzdem: Auch ein wichtiges Zeichen bleibt nur ein Zeichen. Wir müssen uns fragen, wo liegt die Ursache dafür, dass es nicht besser wird? Was kann man tun, was wir bisher nicht getan haben?", sagte Tschentscher.

Bei dem Treffen hätten Betroffene ihre Empfindungen geschildert. "Viele haben das Gefühl, dass die rechtsextremen Gewalttaten in immer kürzeren Abständen kommen. Wir dürfen deshalb jetzt nicht nur unsere Betroffenheit zum Ausdruck bringen, sondern müssen auch neue Schlussfolgerungen ziehen."

Eine Lehrerin habe bei dem Treffen geschildert, dass Rassismus auch an Hamburger Schulen stattfinde. "Eine Lehrerin hat vorgeschlagen, in den Schulen konkrete Ansprechstationen zu schaffen, an die sich Schülerinnen und Schüler in Fällen von Diskriminierung wenden können", sagte Tschentscher. Er wolle mit der Schulbehörde darüber sprechen.

Schon in der Sprache liege ein Problem. "Die Betroffenen wollen nicht hören, dass es normale Bürgerinnen und Bürger gibt und solche mit Migrationshintergrund. Schon dieses Kriterium grenzt ab und vermittelt den Eindruck, einige seien anders, nur weil ihre Eltern oder Großeltern nicht hier geboren sind. Deshalb war heute der Wunsch, zu sagen: Wir sind alle Hamburgerinnen und Hamburger. Punkt", sagte der Bürgermeister. "Alle müssen jetzt etwa tun, das sie bisher noch nicht getan haben." Der Kontakt mit den Verbänden solle deshalb aufrechterhalten werden.

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